Wichtige Führungsaufgabe: Leistung steigern

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Führung beinhaltet viele wichtige Aufgaben. Eine davon ist es, Leistung zu steigern. Welche Herausforderungen sich dabei stellen, welche Stärken es dafür braucht und welche Werkzeuge dabei unterstützen erfahren Sie in diesem Beitrag.

Ein Beitrag von Torben Schacht, Geschäftsführer der Stärkenkompass GmbH

1. Worin besteht die Herausforderung bei der Führung?

Einerseits wollen Menschen gern leisten und dafür Anerkennung erhalten – das ist ein psychologisches Grundbedürfnis. Ohne die Möglichkeit zu leisten, ohne Ziele und ohne Feedback gerät unsere mentale Gesundheit sehr schnell in ein toxisches Ungleichgewicht. Erfolg – oder die Aussicht auf Erfolg schafft Motivation und Selbstwert.

Andererseits sind Menschen aber auch Energiesparer. Wir versuchen mit so wenig Aufwand, wie möglich unsere Ziele zu erreichen. Die Evolution belohnt, wer noch Energie hat, während andere auf der Strecke bleiben.

So ergibt sich eine schlichte und schnell umsetzbare Formel, warum Menschen Ihre Stärken einsetzen und ausbauen sollten: Wer seine Stärken nutzt, erzielt mehr Leistung, mit weniger Anstrengung und erlebt dabei mehr Freude.

Für Führungskräfte ergeben sich daraus drei Hebel, mit denen Sie die Entstehung von Leistung beeinflussen:

  1. Können: Dazu zählen Aspekte, wie Fähigkeiten, Kompetenzen, Konstitution, Belastbarkeit, Auffassungsvermögen. Die Aufgabe ist es, die Leistungsfähigkeit zu sichern. Entweder durch die passende Auswahl und Verteilung von Aufgaben nach Fähigkeiten oder durch gezielten Ausbau benötigter Kompetenzen.
  2. Wollen: Dazu zählen Aspekte, wie Motivation, Engagement, Ehrgeiz, Erfolgsorientierung. Führungskräfte sollen hier die Leistungsbereitschaft sichern. Zum Beispiel in dem Sie erreichbare Ziele setzen, Fortschritt transparent machen und Ihre Leute stärkenorientiert einsetzen.
  3. Umfeld: Dazu gehören Arbeitsmittel, Werkzeuge, Technik ebenso, wie Kultur-Aspekte, wie Umgang mit Fehlern, Feedback, Kommunikation und Führung. Als Führungskraft sollte man Ressourcen bereit stellen, Störquellen abschalten oder Demotivation vom Team fernhalten.

Klar ist, dass Führungskräfte bestimmte Aspekte leichter beeinflussen können als andere. Um so besser, je mehr Aspekte Sie auf dem Radarschirm haben.

2. Essentielles Wissen

Schlechte Führung kostet die deutsche Volkswirtschaft 103 Mrd. Euro pro Jahr und führt zu Dienst nach Vorschrift bei mehr als zwei Drittel der Mitarbeitenden. Schlechte Führung ist auch der Hauptgrund für hohe Fluktuation: Während die positiven Eigenschaften des Unternehmens als Arbeitgeber Bewerber anziehen – sind Kündigungen meist verursacht durch Unzufriedenheit mit der Führungskraft.

Der Startpunkt, um Leistung zu steigern sind häufig Leistungs-Ziele und Leistungs-Anreize. Um sowohl Zufriedenheit als auch Leistung zu steigern sollten Vorgesetzte aber nicht nur Ziele und Anreize im Blick haben, sondern besonders auch den Startpunkt – nämlich das IST-Engagement.

Diese sechs Level des Engagements (von unten nach oben) bieten eine universal anwendbare Skala, um das Engagement der Mitarbeitenden einzuschätzen und gezielt Einfluss darauf zu nehmen:

  • Sabotage (unterstes Level): Sämtliche Energie wird darauf verwendet dem Arbeitgeber Schaden zuzufügen. Es herrscht eine tiefe Enttäuschung und das Gefühl es dem Unternehmen heimzahlen zu wollen.
    Aufgabe der Führungskraft: Präsenz zeigen, Interesse zeigen, Ursachen verstehen. Dialog aufrechterhalten.
  • Widerwilliger Gehorsam: Tätigkeiten werden nur widerwillig, langsam und nachlässig ausgeführt. Es gibt keinerlei Identifikation mit Zielen, der Aufgabe oder dem Arbeitgeber.
    Aufgabe der Führungskraft: Beziehung anbieten und Neuanfang möglich machen. Zuhören und Verstehen beweisen. Gemeinsamkeiten aufzeigen. Ziele vereinbaren und Entwicklung anerkennen.
  • Dienst nach Vorschrift (bis zu 67 Prozent der Angestellten sind hier): Dienst nach Vorschrift bedeutet, dass innerhalb der definierten Arbeitszeit exakt die vertraglich vereinbarten Aufgaben – soweit kontrollierbar – gewissenhaft abgearbeitet werden. Es wird weder mitgedacht, noch proaktiv gehandelt.
    Aufgabe Führungskraft: Leistungen wahrnehmen und Wertschätzung für persönliche Beiträge sichtbar machen. Team stärken und Identifikation mit gemeinsamen Zielen herstellen. Fortschritte feiern. Kontrolle abbauen. Sanktionen und Kritik massiv reduzieren. Eigenverantwortung übertragen, Vertrauen schenken. Mehr geben, als nehmen ist der Schlüssel zum nächsten Level.
  • Freudige Kooperation: Mitarbeiter fühlen sich als Partner des Unternehmens. Es geht um mehr als Bezahlung und Urlaub, sondern auch um Erfolgserlebnisse, Zusammenhalt im Team und persönliche Anerkennung. Projekte werden bearbeitet bis Sie abgeschlossen sind – unabhängig von Arbeitszeiten. Fehler werden proaktiv erkannt und abgewendet.
    Aufgabe der Führungskraft: Steigern Sie Leistung in dem Sie Ihre Leute noch stärkenorientierter einsetzen. Werden Sie zum Talente Freisetzer und Coach.
  • Überzeugtes Engagement: Mitarbeiter fühlen sich sehr eng mit dem Unternehmen, der Mission und den gemeinsamen Zielen verbunden. In diesem Level zeigt sich höchste Eigenverantwortung, auch weil die Identifikation mit der Aufgabe groß ist. Auf diesem Level setzen Mitarbeiter Ihre Stärken optimal ein, empfinden Ihren Beruf als Berufung und handeln unternehmerisch.
    Aufgabe der Führungskraft: Weiter so. Übertragen Sie Ihre Erfolgsrezepte auf andere Abteilungen und Standorte Ihres Unternehmens.
  • Kreative Begeisterung: Auf dem höchsten Level des Engagements brennen Mitarbeiter für ihre Aufgaben und stecken andere damit an. Der Status Quo wird fortlaufend in Frage gestellt, um zu prüfen, wie die Dinge noch effektiver und noch effizienter gestaltet werden können. Die Grenzen zwischen Work und Life lösen sich auf.
    Aufgabe der Führungskraft: Keine. Genießen Sie den Moment.

3. Stärken, die den Unterschied machen

Welches sind besondere Stärken von Vorgesetzten und Führungskräften, wenn es darum geht Leistung zu steigern? Hier stellen wir Ihnen exemplarisch zwei davon vor:

  1. Verantwortungsbewusstsein: Die Führungskraft übernimmt Verantwortung und das wird sichtbar, in Denken, Sprechen, Handeln und Auftreten. Andere können sich zu 100 Prozent auf getroffene Aussagen verlassen – der Vorgesetzte steht für Vernunft, Gründlichkeit und teamorientiertes Handeln. Zuverlässigkeit und kooperatives Handeln sind wertvolles Vorbild.
  2. Strategie: Die Führungskraft wird als planvoll und zielorientiert wahrgenommen, die vorhandene Ressourcen zur Umsetzung einsetzt. Überblick, sowohl im Hinblick auf unternehmerische und persönliche Ziele, aber auch was die Entwicklung Ihres Teams betrifft, sind eine weitere Stärke. Strategisch zu sein, heißt vorbereitet zu sein.
    Langfristige Ziele werden im Blick zu behalten und sind zu erreichen. Mitarbeiter und Kunden können sich darauf verlassen, dass Entscheidungen durchdacht, fundiert und planvoll sind. Damit wird Glaubwürdigkeit geschaffen und dem Team Sicherheit gegeben, denn nichts ist anstrengender als eine Führungskraft, die morgens hü und abends hott sagt.

Die Art und Weise, in der Aufgaben verteilt und delegiert werden, ist entscheidend für die Steigerung von Leistung. Delegieren umfasst generell drei Aspekte: Briefing, Monitoring und abschließendes Feedback. Umfang und Inhalt hängen aber durchaus vom Wollen und Können ab.

Will-Skill Matrix: Sieben Check-Points für das delegieren von Aufgaben:

  1. Delegieren Sie so viele Aufgaben, wie möglich.
  2. Delegieren Sie vor allem Aufgaben, die Ihre Mitarbeiter in Ihren Talenten und Fähigkeiten vorwärtsbringen.
  3. Wägen Sie Erfahrung, Wissen und Können ab. Passen Sie auf, dass Sie weder zu viel (Mikromanagement), noch zu wenig Unterstützung anbieten.
  4. Überprüfen Sie vorhandene Motivation und steigern Sie diese gezielt.
  5. Delegieren Sie Aufgaben so, dass Ihr Mitarbeiter die Chance erhält seine Stärken einzusetzen, Potenziale auszubauen und dabei Erfolg hat.
  6. Stellen Sie immer den Bezug zu übergeordneten Zielen (Unternehmen, Team, Mitarbeiter) her. Oft wirkt der Beitrag der delegierten Aufgabe zum großen Ganzen motivierend.
  7. Vermeiden Sie es Lieblings-Aufgaben vorzubehalten, für die Sie gefeiert werden, während Mitarbeiter unsichtbar bleiben und nur die Jobs machen, die keine Sichtbarkeit herstellen.
  8. Übertragen Sie Verantwortung, ermutigen Sie Ihre Leute eigene Lösungswege zu finden und bestärken Sie Ihre Überzeugung Ziele erreichen zu können und auf gutem Weg zu sein.
  9. Kritisieren Sie so wenig, wie möglich. Geben Sie stattdessen konkrete, zeitnahe und wertschätzende Rückmeldungen zu erzielten Fortschritten und sichtbar gewordenen Stärken.

So wird aus stumpfer Arbeit, Berufung mit Selbstverwirklichung und Sinn. Das Ergebnis davon ist mehr Kreativität, mehr Kundenorientierung und profitables Wachstum für das Unternehmen als Ganzes.

Zum Autor

Torben Schacht ist Geschäftsführer der Stärkenkompass GmbH. Die Stärkenkompass GmbH entwickelt und vertreibt ein digitales Werkzeug zur Sammlung, Visualisierung und Entwicklung der Stärken von Menschen, Teams und Unternehmen.