Steigt unser Einkommen, dann passen wir unseren Lebensstandard gerne entsprechend nach oben an. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass man ein Gefangener seines eigenen Vermögens wird. Aber es gibt aber Wege, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien.
Es gibt einige menschliche Verhaltensweisen, die sich nicht verändern. Damit hat sich beispielsweise der britische Historiker Cyril Northcote Parkinson im vergangenen Jahrhundert beschäftigt. So stellte er fest, dass sich Menschen die Zeit für eine Aufgabe nehmen, die ihnen zur Verfügung steht. Haben sie mehr Zeit, brauchen länger, haben sie weniger Zeit, geht es schneller.
Parkinson hat sich auch mit wirtschaftlichen Fragestellungen auseinandergesetzt. Und dabei herausgefunden, dass die „Ausgaben stets bis an die Grenzen des Einkommens steigen“, das nach ihm benannte zweite parkinsonsches Gesetz. Das heißt, unabhängig davon, wie weit das Einkommen auch steigt, irgendwann – es ist in aller Regel ein schleichender Prozess – passen sich unsere Ausgaben an.
„Geld auszugeben, das man sich hart erarbeitet hat, ist zunächst einmal auch kein Problem“, sagt Christian Dagg, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der DAGG INVEST GmbH in Düsseldorf. „Allerdings bedeutet das auch, dass ein steigendes Einkommen zu einem höheren Lebensstandard führt, man sich von diesem in der Regel dann nicht mehr trennen kann und man dadurch in eine Art Teufelskreis gerät.“
Denn auch wenn der Job, den man früher noch gerne gemacht hat, vielleicht keinen Spaß mehr mache, könne man es sich angesichts des gestiegenen Lebensstandards gar nicht mehr leisten, ihn aufzugeben. So werde man irgendwann man "Gefangener seines eigenen Vermögens“, folgert Dagg.
Es droht eine massive Rentenlücke
Doch das eigentliche Problem dabei mag erst sehr viel später, nämlich bei näher rückendem Ruhestand, aufkommen: Denn dann will man diesen immer weiter angehobenen Lebensstandard natürlich auch bewahren. „Das ist dann genau der Punkt, an dem Menschen merken, dass ihr Vermögen nicht ausreicht, um diesen längsten Urlaub des Lebens zu finanzieren“, weiß der erfahrene Honorarberater aus Erfahrung.
Oftmals geht es dann um eine Rentenlücke von mehreren Tausend Euro. Eine gründliche Finanzplanung offenbart dann, wie viel jemand von nun an monatlich anlegen muss, um sein Ziel noch zu erreichen. Und wenn nicht mehr viel Zeit bis zum gewünschten Ruhestandsbeginn verbleibt, bedeutet das oft schwere Einschnitte in den Lebensstandard.
Was also kann man tun, um diesem parkinsonschen Gesetz zu entkommen? Christian Dagg und seine Kollegen haben dafür drei Regeln formuliert:
- Der Lebensstandard ist immer relativ. Daher müssen sich gerade Menschen mit höherem Einkommen auch immer Gedanken über ihre Zukunft machen.
- Sollte man sich schon früh in der beruflichen Laufbahn an das Sparen zu gewöhnen. „Ich empfehle immer einen festen Anteil des Einkommens für sein späteres Ich zu sparen beziehungsweise zu investieren“, sagt Dagg. „Und gerade bei Gehaltserhöhungen ist es wichtig, diese Sparrate entsprechend nach oben anzupassen.“
- Man sollte das parkinsonsche Gesetz als unsichtbaren, aber folgenschweren Feind des eigenen finanziellen Wohlstandes begreifen.
Diese Regeln zu vergessen oder sie nicht zu befolgen, könne sehr teuer werden“ warnt Dagg. Aus diesem Grund sei es entscheidend, diszipliniert dagegen zu arbeiten.
Feind des finanziellen Wohlstands
Im ersten Schritt müssen deshalb alle Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt werden. „Idealerweise macht man das im Rahmen eines Finanzplanes, bei dem man die gesamte Vermögens- und Lebenssituation analysiert“, erklärt der Finanzprofi.
Ebenso wichtig ist dann die Formulierung konkreter Anlageziele und die Feststellung der eigenen Risikotragfähigkeit. „Von dieser grundlegenden Ausgangssituation aus lässt sich dann eine sinnvolle und zum Anleger individuell passende Anlagestrategie erarbeiten, mit der dieser seine Anlageziele auch erreichen kann“, so Dagg weiter.
Bei der Umsetzung der Investmentstrategie selbst empfiehlt der Experte auf eine ausreichend breite Diversifikation und die Kosten der eingesetzten Produkte zu achten, da hohe Gebühren direkt zu Lasten der Rendite gehen.
Regelmäßige Überprüfung
„Und schließlich ist es gerade mit Blick auf das zweite parkinsonsche Gesetz von großer Bedeutung, das bestehende Portfolio auch immer wieder zu überprüfen und zu optimieren“, so der Anlageexperte weiter. D
amit wird sichergestellt, dass die Rendite gemessen am eingegangenen Risiko hervorragend ist und die erwarteten Anlageergebnisse auch dauerhaft und planbar erzielt werden. Und insbesondere auch, dass Veränderungen in der Lebenssituation der Anlegerin oder des Anlegers nicht unberücksichtigt bleiben.
Eine solche gezielte Vorgehensweise steht in Kontrast zum sonst üblichen Verhalten vieler Menschen. So ist häufig zu hören, dass einfach alles zurückgelegt wird, was am Ende des Jahres noch da ist, oder dass man bis zum Beginn des Ruhestandes einfach mehr verdienen will.
„Doch genau das ist laut dem zweiten parkinsonschen Gesetz eben ein Trugschluss, weil es nicht funktioniert“, warnt Dagg. Deshalb kann auch externe und professionelle Unterstützung sinnvoll sein, damit es am Ende, wenn der Ruhestand beginnt, keine bösen und teuren Überraschungen gibt.
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