Der Zulauf für das FNG-Siegel als Qualitätsstandard Nachhaltiger Geldanlagen hält weiter stark an. Auf der diesjährigen Vergabefeier wurden 291 Finanzprodukte, die sich einer wissenschaftlich umfassenden Prüfung unterzogen haben, mit dem unabhängigen Gütesiegel ausgezeichnet.
Beworben hatten sich 310 Fonds, ETFs und zum ersten Mal auch Vermögensverwaltungen, was einer Steigerung von 10 Prozent zum Vorjahr entspricht. Die Zahl der sich bewerbenden Häuser stieg auf 112. 19 der eingereichten Produkte konnten die Mindestanforderungen nicht erfüllen. Die ausgezeichneten Produkte verwalten ein Vermögen von 110 Mrd. Euro.
Seit August ist die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz der Anlegenden bei Beratungsgesprächen verpflichtend. Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Auskunft darüber erhalten, ob das ihnen angebotene Investmentprodukt „wirklich“ nachhaltig ist und gewissen Standards entspricht. Allerdings – wie die EU bereits feststellte - ist ihre im Frühjahr in Kraft getretene Offenlegungsverordnung zur Transparenz von Nachhaltigkeit in Finanzprodukten kein Gradmesser für den Inhalt und die Qualität der darin verpackten Nachhaltigen Geldanlage: Artikel 8 & 9 (SFDR) sind keine Labels für nachhaltige Investments!
Siegel schafft Orientierung
Bei einer stets steigenden und für die Verbraucherinnen und Verbraucher unübersichtlichen Anzahl von mittlerweile rund 5.500 Nachhaltigkeitsfonds kommt dem FNG-Siegel eine wichtige Rolle als Glaubwürdigkeits-Faktor zu. Das Siegel erlaubt Differenzierung im Absatzmarkt und beugt Greenwashing-Vorwürfen vor. Das sehen auch immer mehr Vertriebsstellen wie zum Beispiel Versicherungen, Finanzdatenbanken, Altersvorsorgeeinrichtungen, Maklerverbünde, Stadtkämmerer und Fondsselektoren so.
„Eine unabhängige, extern zertifizierte Prüfung des Produktversprechens eines Fondsanbieters ist im Sinne von Produktklarheit und -wahrheit“, erläutert Prof. Dr. Timo Busch, der mit seinen Mitarbeitenden der Sustainable Finance Research Group an der Universität Hamburg für die Prüf- und Bewertungsarbeiten verantwortlich ist. Denn jeder Produktanbieter deklariert seine Fonds nach der Offenlegungsverordnung quasi selbst. Und die hohe Anzahl aktueller Rückstufungen dokumentiert die große Sorge der Fondshäuser, Kritik auf sich zu ziehen.
Das Gütezeichen trifft dabei auf eine breite Akzeptanz. Sowohl nachhaltige Häuser wie auch konventionelle Fondsanbieter mit breiter Produktpalette sehen im FNG-Siegel ein wichtiges Label, um für zertifizierte Bestätigung ihres Produktangebots zu sorgen. Auch wenn der Großteil der gelabelten Produkte aus Deutschland und Österreich kommt, wächst die Nachfrage aus der Schweiz langsam, aber beständig und die weiterhin hohe Zahl an französischen Fonds dokumentiert die internationale Attraktivität des Qualitätsstandards. Insgesamt wurden Produkte aus 13 Ländern ausgezeichnet.
„Einfach erkennbare Orientierungshilfen in Zeiten immer komplexer werdender Regulatoriken sind gefragter denn je. Sie schaffen Vertrauen und sparen Zeit, gut gemachte nachhaltige Geldanlagen zu finden. Das FNG-Siegel als das etablierte deutschsprachige Gütezeichen nachhaltiger Geldanlagen sorgt Leiter für eine qualitätsorientierte Zertifizierung auf Basis klar definierter, öffentlich einsehbarer Kriterien“, kommentiert Roland Kölsch, Geschäftsführer der QNG, die das FNG-Siegel verantwortet.
So, wie bekannte Bio-Gütesiegel aus dem Lebensmittelbereich für einfache Wiedererkennbarkeit nachhaltiger Produkte sorgen, ist das FNG-Siegel seit 2015 das führende Label für Finanzprodukte, die Mindestanforderungen und darüberhinausgehende Merkmale einer anspruchsvollen nachhaltigen Geldanlage erfüllen. Hochwertige Nachhaltigkeits-Fonds, die sich über das reine FNG-Siegel in den Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ und „Portfolio-Fokus“ besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne
Hinweis: Null Sterne (das FNG-Siegel als solches) können auch daraus resultieren, dass sich Produkte explizit nur auf die Mindestkriterien beworben haben.
Das FNG-Siegel ist der SRI-Qualitätsstandard auf dem deutschsprachigen Finanzmarkt. Es kam 2015 nach einem dreijährigen Entwicklungsprozess unter Einbezug maßgeblicher Stakeholder auf den Markt. Die damit einhergehende, externe und unabhängige Nachhaltigkeits-Zertifizierung muss jährlich erneuert werden.
Informationen zum FNG-Siegel
Das FNG-Siegel ist der Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Die ganzheitliche Methodik des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- & Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung wie sie im weltweit anerkannten UN Global Compact zusammengefasst sind.
Auch müssen alle Unternehmen des jeweiligen Fonds komplett auf Nachhaltigkeits-Kriterien hin analysiert werden und das Produkt eine explizite Nachhaltigkeits-Strategie vorweisen. Tabu sind Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, relevante Kohleverstromung, Fracking, Ölsande, Tabak, sowie Waffen & Rüstung.
Hochwertige Nachhaltigkeits-Fonds, die sich in den Bereichen „institutionelle Glaubwürdigkeit“, "Produktstandards“ und „Portfolio-Fokus“ (Auswahl- & Dialogstrategie, KPIs) besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne.
Das FNG-Siegel geht weit über die reine Portfoliobetrachtung hinaus, ist daher ganzheitlich und aussagekräftig. Mit über 111 Fragen wird zum Beispiel der Nachhaltigkeits-Anlagestil, der damit einhergehende Investmentprozess, die dazugehörigen ESG-Research-Kapazitäten und ein eventuell begleitender Engagement-Prozess analysiert und bewertet. Darüber hinaus spielen Elemente wie Reporting, Kontroversenmonitoring, die Einbindung von Stakeholdern und die Fondsgesellschaft als solche eine wichtige Rolle.
Je vielschichtiger und intensiver ein Fonds auf den verschiedenen Ebenen im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv ist, umso höher ist seine Nachhaltigkeits-Qualität und das Potential, letztendlich indirekten und direkten Impact zu erzielen.
Unabhängiger Prüfer des FNG-Siegels ist die Professur von Timo Busch von der Sustainable Finance Research Group der Universität Hamburg. Die Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen (QNG) trägt die Gesamtverantwortung, insbesondere für die Koordination, die Vergabe und die Vermarktung. Den Prüfprozess begleitet außerdem ein externes Komitee mit interdisziplinärer Expertise.
Das FNG-Siegel ist vom Verbraucherportal www.label-online.de als „sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet worden und in den Warenkorb des Rats für Nachhaltige Entwicklung aufgenommen worden. Außerdem wirkt es mit anderen nationalen, staatlichen Label-Systemen in einer Arbeitsgruppe im Rahmen des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums mit und ist mehrfach vom französischen Finanzministerium zur Weiterentwicklung deren label ISR eingeladen worden. Eine wissenschaftliche Studie kam zum Ergebnis, dass sich das FNG-Siegel insbesondere bei den Kriterien Transparenz, Strenge und Governance hervortut.
Die beteiligten Akteuren des FNG-Siegels
Das FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.), der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, repräsentiert über 230 Mitglieder, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen. Dazu zählen Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Ratingagenturen, Finanzberater*innen, wissenschaftliche Einrichtungen und Privatpersonen. Es fördert den Dialog und Informationsaustausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und setzt sich seit 2001 für verbesserte rechtliche und politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Investments ein.
Außerdem veröffentlicht es den Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen: Deutschland, Österreich und die Schweiz und bietet mit seiner Weiterbildung einen kompakten und fundierten Einstieg in das Thema Nachhaltige Geldanlagen.
Es verleiht das Transparenzlogo, gibt die FNG-Nachhaltigkeitsprofile heraus und hat das FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds entwickelt. Das FNG ist außerdem Gründungsmitglied des europäischen Dachverbandes Eurosif.
Die QNG (Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen mbH) als FNG-Tochter trägt über die Zertifizierung von Finanzprodukten, Gutachten und die Entwicklung von Standards und Dienstleistungen zur Qualitätssicherung nachhaltiger Investments bei. Sie hat unter anderem die Gesamtverantwortung für das FNG-Siegel.
Die Sustainable Finance Research Group der Universität Hamburg bündelt Fachwissen in den Gebieten Finanzen und Investitionen, Accounting sowie Strategisches Management. Neben der akademischen Forschung zeichnet sich die Gruppe durch einen interdisziplinären Ansatz und eine starke Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis aus. Die Mitarbeitenden der Professur „Management and Sustainability“ von Prof. Dr. Timo Busch führen die Operationalisierung der Prüf- und Bewertungsarbeiten durch, erstellen Research und sind für die Weiterentwicklung der Methodik des FNG-Siegels mitverantwortlich.
Das FNG-Siegel Komitee repräsentiert Anleger, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kirchen und NGOs aus den FNGLändern Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es nimmt eine beratende und überwachende Funktion ein, stärkt das Siegel-Konzept durch seine unabhängige Expertise und trägt zu dessen Weiterentwicklung bei.
Aufgaben des Komitees sind unter anderem, die Siegel-Vergabe zu überprüfen, bei der Weiterentwicklung der Methodik zu beraten sowie bei Beschwerden und komplexen oder schwierigen Fällen Empfehlungen zu erarbeiten. www.fng-siegel.org/akteure
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Nachhaltige Geldanlage richtig umsetzen
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Die SFDR, die darauf abzielt, Nachhaltigkeitsnachweise von Finanzprodukten zu verbessern und dadurch Greenwashing zu verhindern, ist seit Einführung im März 2021 deutlich exakter geworden: Zahlreiche Fonds wurden herabgestuft, gleichzeitig stieg die Anzahl der Artikel 9-Fonds.
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