Finanzieren mit Mezzaninkapital

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Unter Mezzaninkapital versteht man ein Kapital, welches sich sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich um eine Mischform zwischen Eigenkapital und Fremdkapital handelt. Der Begriff “Mezzo” stammt aus dem Italienischen und lässt sich mit “Mittel” übersetzen. Die Finanzierung stützt sich dabei in der Regel nicht auf Sicherheiten, sondern vielmehr auf Gewinnbeteiligungen.

Ein Beitrag von Florian Beqiri, Reval Vermögensberatungs GmbH

Grundsätzlich erhält der Kapitalgeber keinen Einfluss auf das Unternehmen und besitzt auch keinerlei Stimmrechte. Das Mezzaninkapital wird oftmals als sogenannte Ergänzungsfinanzierung zu anderen Finanzierungsinstrumenten angesehen.

Für wen ist das Mezzaninkapital von Bedeutung?

Generell ist das Mezzaninkapital vor allem für diejenigen Unternehmen von Interesse, deren Kapitalbedarf circa zwischen einer Million und zehn Millionen Euro liegt. Hierbei handelt es sich oftmals um kleinere und mittlere Unternehmen, für die sich die Wachstumsfinanzierung in der Regel eher schwierig gestaltet.

Dies hat mehrere Gründe. Zum einen sind die Banken mit der Kreditvergabe eher zögerlich und erwarten dementsprechend vergleichsweise hohe Zinsen oder hohe Sicherheiten. Zum anderen sind vor allem kleine und mittelständische Familienunternehmen eher selten dazu bereit, Unternehmensanteile an einen Investor zu verkaufen und somit die alleinige Kontrolle über das Unternehmen zu verlieren.

Das Mezzaninkapital kann hinsichtlich verschiedener Investitionen eine wichtige Position einnehmen. Zum einen kann das Mezzaninkapital bei der Erweiterung von Produktionskapazitäten und Entwicklung neuer Produkte von großem Vorteil sein. Auch bei Wachstums- und Expansionsstreben im In- und Ausland, bei der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sowie bei der Erschließung neuer Märkte können kleinere und mittelständische Unternehmen von dem Mezzaninekapital profitieren.

Merkmale von Mezzaninkapital

Grundlegend wird das Mezzaninkapital regelmäßig von Unternehmen eingesetzt, die sich in der Wachstums- und Expansionsphase befinden. Auch bei der Finanzierung eines Eigentümerwechsels kommt die Mezzanine-Finanzierung zum Einsatz. Generell lässt sich demnach sagen, dass das Mezzaninkapital sich vielmehr auf die Finanzierung bereits etablierter Unternehmen bezieht und dementsprechend für Unternehmensgründungen eher weniger relevant ist.

Folgende Merkmale sind ebenfalls typisch für Mezzaninekapital

  • Kapitalgeber erhalten keine Sicherheit
  • Kapitalgeber erhalten keine Stimm- oder Kontrollrechte
  • Die Finanzierung ist abhängig vom Erfolg des Unternehmens
  • Es herrscht eine oftmals emotionale Bindung zum Kapitalnehmer
  • Flexible Gestaltung bei Laufzeit, Tilgung und Zinsen des Kapitals
  • Flexible Gestaltung von Kündigungs- und Rückzahlungsmodalitäten
  • Kapitalgeber können unter anderem Banken, Gesellschafter des Unternehmens, Private-Equity-Gesellschaften aber auch Privatpersonen oder spezielle Fonds sein
  • gewinnabhängige Finanzierung

Die Gestaltungsmöglichkeiten bei einer Mezzanine-Finanzierung können individuell gehalten sein in Bezug auf Kündigungs- und Rückzahlungsmodalitäten. Die Ausgestaltung hängt jedoch davon ab, ob das Mezzaninkapital als Eigen- oder Fremdkapital eingestuft wird:

  • nachrangiges Kapital: dies bedeutet, dass das Mezzaninkapital im Insolvenzfall erst nach dem Fremdkapital bedient wird
  • langfristige Finanzierung mit zeitlicher Befristung: Die Laufzeiten unterliegen oftmals einer Befristung von fünf bis fünfzehn Jahren

Verschiedene Formen des Mezzaninkapitals

Im Wirtschaftssektor existieren verschiedene Formen der Mezzanine-Finanzierung, die sich erheblich in Bezug auf die Art der Beteiligung, der Verzinsung, der Laufzeit oder die Form des Mitspracherechts unterscheiden können. Im Folgenden werden die gängigsten Formen der Mezzanine-Finanzierung dargestellt.

Nachrangdarlehen

Bei einem Nachrangdarlehen treten die Gläubiger im Falle einer Insolvenz mit ihrer Forderung hinter allen anderen Forderungen aus verschiedenen Fremdkapitalfinanzierungen zurück. Des Weiteren zeichnet sich das Nachrangdarlehen durch eine fest vereinbarte Laufzeit aus, an deren Ende eine Rückzahlungsverpflichtung besteht.

Da ein Nachrangdarlehen ein gewisses Risiko für Investoren darstellt, erhalten diese in der Regel eine Verzinsung, die über dem Durchschnitt eines klassischen Darlehens liegt. Grundsätzlich weisen die Gläubiger eines Nachrangdarlehens keinerlei Mitbestimmungs- oder Stimmrechte im Unternehmen auf. Auf diese Weise ist das Verlustrisiko lediglich auf die Darlehenssumme beschränkt. In der Regel wird das Nachrangdarlehen auch als Finanzierungsform im Crowdinvesting verwendet.

Genussrechte

Die Genussrechte gehören zu den schuldrechtlich begründeten Finanzierungsmitteln und können sowohl als wirtschaftliches Eigenkapital behandelt werden als auch fremdkapital- ähnlich sein. Mit dem Erwerb des Genussrechts erwirbt der Inhaber auch einen Anspruch auf eine Gewinnbeteiligung, hat aber keine Mitbestimmungsrechte an der Gesellschaft.

Wandelanleihen

Bei Wandelanleihen handelt es sich um Schuldverschreibungen, die mit dem Recht verbunden sind, bei der Zahlungsfälligkeit entweder die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zu verlangen oder alternativ das Kapital in Anteile des Unternehmens, wie beispielsweise Aktien, umzuwandeln. Während der gesamten Laufzeit der Wandelanleihen besitzt der Kapitalgeber kein Mitbestimmungsrecht im Unternehmen, erhält jedoch eine Verzinsung seines investierten Kapitals.

Optionsanleihe

Im Unterschied zur Wandelanleihe erhält der Kapitalgeber bei einer Optionsanleihe nicht die Möglichkeit, die Anleihe als Aktie umzutauschen. Bei der Optionsanleihe erhält der Anleihen Inhaber vielmehr das Recht, die Anteile des Unternehmens zusätzlich zu erwerben. Dementsprechend muss die Optionsanleihe immer durch das Unternehmen zurückgezahlt werden. 

Stille Beteiligung

Die stille Beteiligung ist dem Eigenkapital grundsätzlich sehr ähnlich. Hierbei verzichtet der Kapitalgeber auf jegliche Mitbestimmungs- und Entscheidungsrechte im Unternehmen. Auch die Haftung für potenzielle Verluste der Gesellschaft beschränkt sich für den Kapitalgeber auf die Höhe seiner Einlage. Der Kapitalgeber wird auch nicht im Handels- oder Unternehmensregister als Gesellschafter aufgeführt. Für die Dauer seiner Beteiligung partizipiert der Kapitalgeber an den Gewinnen des Unternehmens.

Fazit

Das Mezzaninkapital ist eine Mischform zwischen Fremd- und Eigenkapital und stellt für viele Wachstumsfinanzierungen eine gute Finanzierungsalternative dar. Den Vorteilen, wie beispielsweise einer erhöhten Bonität, verbesserten Bilanzstruktur sowie dem Ausschluss des Mitbestimmungsrechts der Geldgeber stehen jedoch oftmals erhöhte Zinsen und eine vergleichsweise lange Bearbeitungsgebühr gegenüber. Dementsprechend raten wir Ihnen, sich vor einem Vertragsabschluss umfassend von einer Finanzfachkraft beraten zu lassen.