Krisen als Digitalisierungsschub

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Aktuelle weltweite Krisen setzen der deutschen Industrie weiterhin zu. Schon die Coronapandemie stellte die Wirtschaft vor große Herausforderungen, brachte vor allem aber einen Digitalisierungsschub mit sich. Einer neuen Studie des Bitkom Verbandes nach investieren Unternehmen im Jahr 2022 so viel wie noch nie in die eigene Digitalisierung.

Auch der Digitalisierungsindex der Bundesregierung zeigt, dass Unternehmen Maßnahmen zur Digitalisierung nicht mehr nur planen, sondern inzwischen auch umsetzen. Zur Coronakrise, die auch weiterhin die Weltwirtschaft betrifft, kommen nun die Herausforderungen durch den russischen Überfall auf die Unternehmen zu.

Entwicklungen in den Pandemiejahren

Die Pandemie hat die Wirtschaft stark getroffen, durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, hatten auch die Unternehmen mit Hindernissen zu kämpfen. So mussten Abstandsregeln eingehalten werden, Homeoffice ermöglicht und insgesamt mehr auf Distanz gesetzt werden. Gleichzeitig stehen auch weiterhin die weltweiten Lieferketten unter Druck. Während der Anfangszeit der Pandemie durften Lkw-Fahrer teilweise nicht mehr über Landesgrenzen und es wurde verstärkt auf die Schiene gesetzt.

IT-Projekte im Fokus

Diese Entwicklungen begünstigen die Digitalisierung verschiedenster Bereiche. Lange geplante Konzepte werden nun schnell umgesetzt, denn ohne digitalisierte Abläufe und optimierte Arbeitsschritte sind die Unternehmen in diesen schwierigen Zeiten nicht wettbewerbsfähig. Teurer werdende Vorprodukte und Ressourcen, weniger Personal – all dies muss durch eine Anpassung der Prozesse ausgeglichen werden. Investitionen in diesem Bereich bedeuten eine ganzheitliche Integration der Prozesse in eine innovative Business-IT und damit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen in der Branche.

Dämpfer in den nächsten Jahren

Eine Studie des BITKOM-Verbandes stellt nun fest, dass im Jahr 2023 ein Dämpfer bei den Investitionen in die Digitalisierung zu erwarten ist. Gründe für den erwarteten Dämpfer sind demnach der russische Angriffskrieg, unterbrochene Lieferketten und besonders die steigenden Energiekosten. Auch die Inflation trägt ihren Teil bei, der wirtschaftlichen Situation deutscher Unternehmen zu schaden. 92 Prozent der befragten Unternehmen haben Sorgen wegen der hohen Inflationsrate, 78 Prozent haben Sorgen wegen der steigenden Energiekosten und 57 Prozent sorgen sich wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine. Gleichzeitig gehen aber mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen von einer sehr großen Bedeutung für die digitalen Geschäftsmodelle aus.

Schwierigkeiten bei der Digitalisierung

Während die Digitalisierung einen großen Schub während der Corona Pandemie erhalten hat, geben neun von zehn Unternehmen an, dabei auf unerwartete Schwierigkeiten zu stoßen. Gerade die Umsetzung der Konzepte und die hohen Investitionen stellt die Unternehmen vor diese großen Herausforderungen. Das notwendige Know-how ist häufig noch nicht im Unternehmen vorhanden und das Recruitment in diesem Bereich einem großen Wettbewerb unterlegen. Fachkräfte im IT-Bereich sind Mangelware und Prognosen zeigen, dass dies auch bis auf weiteres so bleiben wird. Nicht selten ist es notwendig, ganze Unternehmensstrukturen anzupassen und vor allem das vorhandene Personal zu schulen. Gleichzeitig wünschen sich Fachkräfte flexible Arbeitszeiten, was die Planung und Durchsetzung verkompliziert.

Digitalisierung macht wettbewerbsfähiger

Ziel der Digitalisierung ist es, die Unternehmen effizienter, schneller und wettbewerbsfähiger zu machen. Auch die Attraktivität des Unternehmens für junge Fachkräfte steigt mit einem modern aufgestellten Unternehmen stark an. Egal, ob es ein klein- oder mittelständisches Unternehmen ist, das neue B2B-Software integrieren möchte, die Innovationsmöglichkeiten innerhalb der Branche sind groß. Gleichzeitig macht der Einsatz von intelligenter Software und einer breiten Vernetzung aller Unternehmensstrukturen resilienter gegenüber Krisen. Die heutige Zeit verdeutlicht, wie unsicher die weltweite Wirtschaftslage ist. Ausfallende Lieferketten müssen möglichst schnell ersetzt und neue Märkte sinnvoll erschlossen werden.

Investitionen sinken 2023

Während die Investitionen in Digitalisierung im Jahr 2021 und 2022 noch stark gestiegen sind, wird für das Jahr 2023 nun weniger erwartet. Nur 42 Prozent der Unternehmen wollen die Ausgaben in diesem Bereich beibehalten, während 14 Prozent sogar deutlich weniger investieren wollen. 16 Prozent wollen eher weniger investieren und nur 2 Prozent deutlich mehr als im laufenden Jahr. 16 Prozent wollen ihre Ausgaben in diesem Bereich moderat steigern. Gleichzeitig sehen sich ca. zwei Drittel der Unternehmen deutlich als Nachzügler im Hinblick auf Digitalisierung. Die Forderungen gegenüber der Politik liegen primär bei einem schnelleren Genehmigungsverfahren, um die Gigabit-Netze schneller voranzubringen und genauere Lagebilder zum Thema Cybersicherheit.

Prognose

Die weltweiten Krisen werden weitergehen und dazu kommen von Jahr zu Jahr spürbare Änderungen durch die Klimaveränderungen. International wird die Lage für Unternehmen immer schwieriger. Märkte brechen weg, neue werden erschlossen. In China sind wegen der starken Lockdown-Einschränkungen wichtige Häfen ausgefallen und durch den russischen Angriff auf die Ukraine, gibt es einen weltweiten Mangel bei Nahrungsmitteln und Stahlprodukten. Im Handwerk sind jetzt schon Wartezeiten um die sechs Monate für Photovoltaikmodule und Wechselrichter an der Tagesordnung. Unternehmen werden also auch weiterhin mit den Krisen konfrontiert und sind gezwungen, in digitale Technologien zu investieren, sonst sind sie nicht wettbewerbsfähig. Experten gehen davon aus, dass die Investitionen in diesem Bereich wieder stark ansteigen werden. Die Aufgabe der Politik ist dabei, die nötige Infrastruktur zu schaffen und Fördergelder gezielt einzusetzen.