Die Zinswende erreicht jetzt auch die Sparer. Bei der Creditplus Bank erhalten Kunden neuerdings 1 Prozent Zinsen für Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit. Damit haben sich die Zinsen in der Marktspitze seit Quartalsbeginn mehr als verdoppelt.
Es ist das erste Mal seit zwei Jahren, dass ein deutsches Geldhaus Anlegern so hohe Zinsen zahlt. Wer sein Geld bei einer Bank im EU-Ausland investiert, kann sogar bis zu 1,6 Prozent Zinsen einstreichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Verivox-Auswertung.
Erstmals wieder 1 Prozent für zweijähriges Festgeld
Seit dem 13. Juni 2022 bietet die Stuttgarter Creditplus Bank Sparern 1 Prozent Zinsen für Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit. Zuletzt hatte Verivox im Juni 2020 eine deutsche Bank mit diesem Zinssatz registriert. Das Vergleichsportal beobachtet fortlaufend die Tages- und Festgeldzinsen von rund 800 Banken und Sparkassen und verfügt damit über die größten tagesaktuellen Datenbanken in Deutschland. Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, sagt:
Allmählich kommt die Zinswende auch bei den Sparern an. Im laufenden Quartal hat sich der Zinssatz, den Festgeldsparer bei deutschen Banken maximal bekommen können, mehr als verdoppelt.
Anfang April zahlten deutsche Geldhäuser in der Spitze nur 0,41 Prozent für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit. Nach der Creditplus haben mittlerweile auch einige Regionalbanken ihre Zinsen auf oder über die 1-Prozent-Marke angehoben. Allerdings sind diese Angebote nicht bundesweit verfügbar.
Bei ausländischen Banken gibt es bis zu 1,6 Prozent
Einige ausländische Banken locken mit noch höheren Zinsen. Bei der PayRay Bank mit Sitz in Litauen und der kroatischen Banka Kovanica erhalten Anleger derzeit 1,6 Prozent für zwei-jähriges Festgeld. Das ist marktweit spitze. In der gesamten EU sind Einlagen bis 100.000 Euro pro Bank und Kunde über das Einlagensicherungssystem des jeweiligen Mitgliedstaates geschützt. Sollten diese nationalen Sicherungstöpfe im Falle großer Bankenpleiten nicht gut genug gefüllt sein, müssten Anleger aus dem Haushalt des jeweiligen Mitgliedstaats entschädigt werden.
Besonders gut abgesichert sind Spargelder deshalb bei Banken aus wirtschaftsstarken Ländern mit einer sehr guten Bonitätsbewertung bei den großen Rating-Agenturen. Unter diesen Anbietern bietet die Younited Credit aktuell die höchste Verzinsung. Anleger erhalten hier 1,55 Prozent Zinsen und profitieren zugleich vom hohen Schutzstandard der französischen Einlagensicherung. Anfang April bot die Younited Credit nur 0,72 Prozent Zinsen und belegte damit bereits den Spitzenplatz unter den Banken aus Staaten mit Top-Bonitätsrating.
Noch kaum Bewegung bei kurzfristigen Anlagen
Die angekündigten Zinsschritte der Europäischen Zentralbank werfen ihre Schatten voraus, so Oliver Maier. Er berichtet, dass einige Banken schon reagiert und ihre Zinsen angehoben haben. In den nächsten Wochen dürften sich weitere Geldhäuser in Stellung bringen und mit höheren Zinsen um Kunden werben. Dann könnten klassische Sparprodukte auch in der Breite des Marktes und über alle Laufzeiten hinweg endlich wieder lukrativere Erträge bringen.
Bislang schlägt die Zinswende auf kurzfristige Sparanlagen noch nicht voll durch. Der marktweite Top-Zins für sechsmonatiges Festgeld liegt lediglich bei 0,85 Prozent. Deutsche Institute zahlen in der Spitze 0,2 Prozent.
Sparer sollten flexibel bleiben
Im Gegensatz dazu bringen langfristige Festgelder mit fünf Jahren Laufzeit aktuell sogar bis zu 2 Prozent. Trotzdem sollten sich Anleger besser nicht so lange binden. Gerade im derzeit äußerst dynamischen Zinsumfeld sollten Sparer flexibel bleiben, rät Maier. Seiner Ansicht nach, wäre es schade, wenn die Zins-Rallye in nächster Zeit weiter Fahrt aufnehme und ein Großteil der eigenen Ersparnisse in langfristigen Anlagen mit schwachen Zinsen feststecke.
Gut aufgestellt sind Sparer, die ihr Geld auf zwei abwechselnd auslaufende zweijährige Festgeldanlagen verteilen. So wird jedes Jahr eine der beiden Anlagen fällig und das Geld kann erneut investiert werden. Auf diese Weise können Sparer bei der regelmäßigen Wiederanlage von zwischenzeitlich gestiegenen Zinsen profitieren und sichern sich zugleich die vergleichsweise hohen Zinsen einer Festgeldanlage mit zweijähriger Laufzeit.
Doch bei einer Inflationsrate von zuletzt 7,9 Prozent gleichen selbst Top-Angebote die laufende Teuerung bei Weitem nicht aus. Oliver Maier empfiehlt, für den Teil des Vermögens, der langfristig investiert werden könne, auch Alternativen am Aktienmarkt in Erwägung ziehen. Wer in einen breit gestreuten Index wie den MSCI World investiere und seine Anteile mindestens 15 Jahre lang gehalten habe, war noch nie im Minus und dürfte sich im historischen Durchschnitt über mehr als 7 Prozent Rendite im Jahr freuen.
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Festgeldzinsen sinken seit Jahresbeginn weiter
Die Zinswende, die sich Ende 2023 bereits angedeutet hatte, gewinnt im neuen Jahr weiter an Fahrt. Mit einem Minus von 0,2 Prozentpunkten seit Jahresbeginn sind die Zinsen der langfristigen Festgelder mit fünf Jahren Laufzeit am stärksten gesunken.
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Noch immer Nullzinsen bei jeder fünften Bank
Von insgesamt 738 Banken zahlen 141 ihren Tagesgeldanlegern keine Zinsen. Am weitesten verbreitet sind Nullzinsen unter den regionalen Genossenschaftsbanken, also den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie den PSD- und Sparda-Banken.
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