Mehrheit der Verbraucher akzeptiert Honorarberatung

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Während der Finanzkrise wurde die Honorarberatung noch als Ausweg aus der interessengeleiteten Finanzberatung gepriesen. Heute, Jahrzehnte später, fristet die reine Beratung auf Honorarbasis ein Nischendasein – zumindest laut aktuellen Zahlen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags und dessen Vermittlerverzeichnisse. Dort sind lediglich 325 Versicherungsberater*innen und 256 Finanzanlagenberater*innen auf Honorarbasis registriert.

Am fehlenden Interesse der Verbraucher*innen dürfte das aber nicht liegen, wie eine aktuelle Fallstudie des auf Finanzbildung und -wissen für Endkunden spezialisierten Finanzportals FragFina zeigt. Dabei wurden 600 Verbraucher*innen, die sich schriftlich oder telefonisch bei FragFina informiert haben, nach deren grundsätzlicher Bereitschaft gefragt, ein Honorar für die Beratung zu bezahlen und wenn ja, wie hoch das Honorar sein sollte.

85 Prozent der Menschen würden für Beratung ein Honorar bezahlen

Das Ergebnis dieser – nicht repräsentativen, aber dennoch aussagekräftigen – Studie ist eindeutig: Bei 85 Prozent der Befragten ist eine hohe Bereitschaft vorhanden, die Beratung mit einem Honorar zu vergüten. Allerdings erwarten die Teilnehmer*innen der Studie dann auch eine objektive, also produktunabhängige Beratung. In der telefonischen Befragung wurde zudem deutlich, dass es den Verbrauchern*innen weniger um den konkreten Abschluss geht – sie erwarten vielmehr eine „Einordnung“ oder einen „generellen Check“ der bestehenden Verträge. Dann finden sie diese Beratungsleistung auch honorarwürdig.

Nach der Höhe des möglichen Honorars befragt, waren die Antworten sehr unterschiedlich und reichten von 200 Euro bis 400 Euro. Die durchschnittliche Höhe des akzeptierten Honorars lag bei 243 Euro, wobei mit steigendem Alter auch die Bereitschaft steigt, ein höheres Honorar zu bezahlen. Den Grund dafür sehen die Studienautoren darin, dass zum einen mit steigendem Alter mehr Geld zur Verfügung steht, zum anderen aber auch der Aufwand höher ist. Denn mit steigendem Alter gibt es in der Regel auch mehr Finanzverträge, die bei einer Analyse geprüft werden müssen.

Ganzheitliche Beratung über alle Bereiche

Die Beratungswünsche, die mit einer Honorarberatung abgedeckt werden sollten, sind laut Studie sehr unterschiedlich. Das liegt daran, dass diejenigen 85 Prozent, die ein Honorar für die Beratung zu zahlen bereit sind, eine ganzheitliche Beratung erwarten, die die Bereiche Versicherungen, Altersvorsorge, Geldanlagen, Immobilien und Finanzierungen abdecken.

Von den insgesamt genannten 1.034 gewünschten Beratungsfeldern (Mehrfachnennung war möglich) entfiel der Großteil auf die Bereiche Altersvorsorge (rund 24 Prozent) sowie Geldanlage und Investment (gut 21 Prozent). Aber auch für Beratung in Sachen BU, KV sowie Sachversicherungen würden die Befragten ein Honorar zahlen.

Dennis Rose, Gründer von FragFina, erläutert, dass die grundsätzlich hohe Akzeptanz anfangs überraschend war. Dies wurde aber durch die selbstverständliche Erwartungshaltung, dass eine gute Beratung Geld kostet, und man das auch bezahlen möchte, übertroffen. Rose ist der Meinung, dass das Thema Beratungshonorar noch in den Kinderschuhen steckt, aber viele Vorteile für die Verbraucherinnen und Verbraucher aber auch für Branche und unsere Gesellschaft bringen kann.