Data-driven-Deutschland ist noch Zukunftsmusik

Daten in Wachstum und Mehrwerte verwandeln: Daran beißen sich Unternehmen und öffentliche Verwaltung in Deutschland noch die Zähne aus. 73 Prozent sehen Handlungsbedarf bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen, um Daten überhaupt produktiv nutzen zu können.

(PDF)
Neural network 3D illustration. Big data and cybersecurity. DataNeural network 3D illustration. Big data and cybersecurity. DataSiarhei – stock.adobe.com

Das sind Ergebnisse des Managementkompass-Survey „Daten nutzen“ von Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z-Institut.

Daten geschäftlich und gesellschaftlich zu nutzen ist ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor: Für Unternehmen gilt es, Kundinnen und Kunden mit Produkten und Prozessen zu begeistern, die auf Datenanalysen basieren, und sich Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. Für Behörden geht es darum, Bürgerinnen und Bürgern schnellen Service zu bieten und Bürokratie abzubauen.

Drei Viertel der befragten Entscheiderinnen und Entscheider spüren diesbezüglich einen starken bis außerordentlich starken Handlungsdruck – von Seiten der Kunden, neuer Wettbewerber und im Falle der Verwaltung durch das Onlinezugangsgesetz. 42 Prozent der Befragten halten die Nutzung von Daten zu wirtschaftlichen oder öffentlichen Zwecken langfristig für überlebenswichtig. Bei Banken und Versicherern sind es 53 Prozent.

Wirtschaft und öffentliche Verwaltung wären gerne schon weiter

Die Mehrheit der Unternehmen und Verwaltungen steckt allerdings noch mitten in der Basisarbeit. Daten liegen noch zu häufig in Papierform vor und lassen sich damit nicht zu vertretbaren Kosten weiterverarbeiten. 64 Prozent scheitern zumindest teilweise daran, Daten in ihre IT-Systeme und Geschäftsabläufe zu integrieren, so die Studie. Lars Schlömer, Head of Data & Analytics bei Sopra Steria, erläutert:

Banken, Industrieunternehmen und Behörden werden Kundendaten nur dann in Mehrwerte verwandeln, wenn sie sie richtig aufbereiten, verknüpfen und mit der nötigen fachlichen Kompetenz analysieren. Diese Basics stellen viele Unternehmen und Verwaltungen gerade erst flächendeckend her.

Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Unternehmen und Verwaltungen tut sich zudem schwer damit, die passenden Daten für neue Geschäftsmodelle oder Leistungen zu finden oder zu definieren. Ein unterschätzter Faktor ist die fehlende Fachlichkeit bei der Zusammensetzung der Teams. Ein Großteil der Unternehmen und Behörden rekrutiert zwar Spezialisten wie Data Scientists und Data Engineers, bringt dieses Know-how jedoch nicht mit der fachlichen Expertise zusammen.

Es werden Teams benötigt, die die fachlichen Zusammenhänge der Geschäftsprozesse verstehen und die richtigen Fragen stellen können, so Lisa Schiborr, Expertin für Data & Analytics bei Sopra Steria. Fachwissen sei essenziell dafür, geeignete Daten für neue Geschäftsmodelle und datenbasierte Dienstleistungen zu identifizieren.

Recht auf Datennutzung geplant

Angesichts der Hürden, die Unternehmen und öffentliche Verwaltung überwinden müssen, sind die Prognosen für die kommenden fünf Jahre noch optimistisch zu bewerten: Die Mehrheit der Entscheiderinnen und Entscheider geht immerhin von einem Anteil datenbasierter Dienstleistungen am gesamten Leistungsangebot von bis zu 50 Prozent aus. Solange die Hausaufgaben nicht erledigt sind, bleiben datenbasierte As-a-Service-Geschäftsmodelle jedoch für viele Unternehmen mehr ein Zubrot als eine Wachstumssäule.

Bessere Rahmenbedingungen sollen dem Aufbau einer Datenökonomie in Deutschland mehr Schwung verleihen. Die Bundesregierung möchte unter anderem einen Rechtsanspruch auf den Zugriff auf öffentliche Daten einführen. Ein geplantes Dateninstitut soll darüber hinaus die Datenverfügbarkeit und die Standardisierung von Daten vorantreiben und Datentreuhändermodelle sowie Lizenzen etablieren. So helfen Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes Einzelhändlern bereits heute bei der Planung. Bauherren und Immobilienhändler profitieren von topographischen Karten, Katasterinformationen sowie dreidimensionalen Gebäudemodellen.

Sobald Unternehmen die Voraussetzungen in puncto Dateninfrastruktur, Datenqualität, Datenkultur und Datenkompetenz geschaffen haben und Verwaltungen mehr Open-Data-Plattformen errichten, können Daten volkswirtschaftlich zu einem Konjunkturmotor werden. Aktuell seien sie eher ein Hilfsmotor, so Lars Schlömer von Sopra Steria.

Über die Studie

F.A.Z. Business Media | research hat im Auftrag von Sopra Steria im Januar und Februar 2022 230 Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft und Verwaltung zu dem Thema „Daten nutzen“ online befragt. Die Ergebnisse der Studie und Details zur Methodik finden Sie hier.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Happy-AnzugtraegerInnen-94913726-AS-pressmasterHappy-AnzugtraegerInnen-94913726-AS-pressmasterpressmaster – stock.adobe.com
Assekuranz

Versicherer sehen Zukunft mit verhaltenem Optimismus

Bei den Versicherern in Deutschland herrscht mehrheitlich gute Stimmung. Ursachen für die Zuversicht: weniger Schäden und Leistungsfälle. Zudem haben viele Unternehmen den Lockdown für die Digitalisierung ihres Geschäfts genutzt. Darüber hinaus erwartet die Mehrheit der Versicherer Nachholeffekte. D
V16-LeuchteV16-LeuchteDALL·E prompted by experten
Flotte Fahrzeuge

Spanien ersetzt Warndreieck durch vernetzte Warnleuchte – Verkehrssicherheit als Systemfrage

Ab 2026 ersetzt Spanien das Warndreieck durch die vernetzte V16-Warnleuchte – ein sicherheitsorientierter Systemwechsel im Straßenverkehr.
adobe.stock
Digitalisierung

Deutsche Sozialversicherung fordert klare Regeln für digitale Verwaltung in Europa

Die Träger der Deutschen Sozialversicherung – Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV), Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und der GKV-Spitzenverband – haben ein gemeinsames Positionspapier zur Digitalisierung in Europa vorgelegt. Darin betonen sie die Rolle der Sozialversicherung als Treiber digitaler Innovationen und fordern klare, praxisnahe Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Verwaltung.
Zum 30. September 2025 verwaltet die Plattform SMART INSUR erstmals ein Bestandsvolumen von über 5 Milliarden Euro Jahresnettoprämie.Zum 30. September 2025 verwaltet die Plattform SMART INSUR erstmals ein Bestandsvolumen von über 5 Milliarden Euro Jahresnettoprämie.DALL-E
Unternehmen

Bestandsvolumen: SMART INSUR überschreitet 5-Milliarden-Marke

Die Versicherungsplattform SMART INSUR der Smart InsurTech AG meldet ein verwaltetes Bestandsvolumen von über 5 Milliarden Euro Jahresnettoprämie. Das Plus von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal unterstreicht die wachsende Relevanz digitaler Infrastrukturen im Versicherungsvertrieb.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."
Ausgabe 10/25

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."

Jens Göhner, Leiter Produktmanagement der Stuttgarter
"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"
Ausgabe 07/25

"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"

Was bedeutet Unabhängigkeit im Versicherungsvertrieb wirklich?
"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht