Lieferketten unter Druck: Hamstern in der Produktion?

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Die Kriegshandlungen in der Ukraine verschärfen nochmals die Probleme der bereits unter Druck geratenen Lieferketten. Schon seit einiger Zeit setzt die Globalisierung den Supply Chains zu – und auch die Pandemie befeuert diese Entwicklung. Daher ist die Lieferketten-Struktur aktuell besonders störanfällig für unerwartete Krisen. Wie wirkt sich die aktuelle Ukraine-Krise auf die Intralogistik aus und was könnten die Folgen für Unternehmen sein?

Ein Beitrag von Rainer Schulz, Geschäftsführer der sysmat GmbH

Rainer Schulz, Geschäftsführer, sysmat GmbH © sysmat GmbH

Gegenwärtig kämpft die Produktion mit höher werdenden Durchlaufzeiten, die durch lange Wartezeiten einerseits etwa aufgrund überbelegter Maschinen entstehen und andererseits ihren Ursprung in Lieferproblemen haben. Lassen sich diese Abhängigkeit von globalisierten Supply Chains und die damit einhergehende Probleme überhaupt abmildern? Nicht selten wird der Ruf nach Deutschland als Produktionsstandort wieder laut. Der Schritt ist wenig realistisch – der Großteil der Unternehmen wäre schlicht nicht mehr wettbewerbsfähig. Ungebrochen bleibt daher der Fokus auf die Produktion beziehungsweise Teilproduktion im Ausland als Bestandteil derglobalisierten Wirtschaft. Und damit auch die Störanfälligkeit bei solchen Krisen. 

Trend geht von Just-in Time zurück zu Just-in-Case

Zukünftig nehmen Unternehmen höchstwahrscheinlich vermehrt Abstand vom Just-in-Time-Prinzip. Auf Kante nähen, indem Komponenten direkt ans Band geliefert werden – also erst kurz vor Weiterverarbeitung eintreffen –, gehört wohl zunächst der Vergangenheit an. Mit erheblichen Auswirkungen auf die Lieferketten, die dazugehörige Logistik und letztlich auf die Produktionskosten. Der Trend wird daher wohl wieder zu mehr Lagerfläche zur stetigen Versorgung der Produktion gehen. So lassen sich Lieferprobleme abfangen, ohne die Gesamtproduktion nachhaltig zu gefährden. Mehr Lagerfläche bedeutet aber auch mehr Kosten, ein höherer personeller Aufwand und nicht zuletzt ein größerer Platzbedarf. Gleichzeitig treibt dies auch die Lager-Automatisierung voran – obwohl sich diese Entwicklung schon länger abzeichnet, ist davon auszugehen, dass sie durch die aktuellen Ereignisse noch mal an Schwung gewinnt.

Mit den richtigen Strategien lässt sich die Krise wirtschaftlich meistern

Positive Auswirkungen auf das Performance-Level sowie Produktivitätssteigerungen, eine Kostensenkung und die Reduzierung von Fehlerpotenzialen sind die erhofften Folgen. Noch lässt sich jedoch nicht sagen, ob die kriegerischen Auseinandersetzungen einen wirklich nachhaltigen Effekt auf die Intralogistik haben. Dafür ist die Krise noch zu frisch, um tiefgreifende Veränderungen jetzt schon eindeutig abschätzen zu können. Eines ist aber sicher: Die Herausforderungen für die gesamte Logistikbranche werden nicht weniger. Ich teile aber die Auffassung, dass sich diese Schwierigkeiten mit den richtigen Strategien bewältigen lassen.

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