Mitarbeiterbeteiligungsprogramme als Lockmittel, um geringere Gehälter zu bezahlen? Ein verbreiteter Irrtum. Viele Start-ups bieten Gehälter und Sozialleistungen, die teilweise deutlich über dem Branchendurchschnitt liegen. Bei der Mitarbeiterbeteiligung geht es um etwas anderes: Talente, Werte, Mindset.
Dieser Gastbeitrag basiert auf einem Vortrag, den Christian Wiens von Getsafe auf der 7. InnoVario der V.E.R.S. Leipzig GmbH am 16./17. November 2021 in Siegburg/Bonn halten wird.
Bei einem Start-up zu arbeiten, bedeutet, von Dynamik und Flexibilität zu profitieren. Das zieht viele Menschen an, doch es bedeutet auch: Wer bei einem Start-up arbeitet, geht ein gewisses unternehmerisches Risiko ein.
Ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm setzt genau hier an, denn es macht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Eigentümer*innen des Unternehmens. Auf diese Weise fördert es den Grundgedanken jedes Start-ups: unternehmerisch zu denken und gemeinsam Großes zu erreichen.
In Deutschland liegt das Konzept der Mitarbeiterbeteiligung an Start-ups leider noch hinter Ländern wie den USA, wo es im Silicon Valley beinahe schon zur Selbstverständlichkeit gehört. Das liegt zum einen an den rechtlichen Regelungen, denn obwohl steuerpolitische Erleichterungen erst vor Kurzem im Parlament neu verhandelt wurden, fehlt es dem neuen Entwurf nach wie vor stark an Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich.
Zum anderen gibt es hierzulande auch bürokratische Hürden, die das Thema verkomplizieren. Wer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter echte
Unternehmensanteile geben will, muss dies notariell beglaubigen lassen und jedes Mal die Gesellschafterstruktur ändern lassen. Kein Start-up kann das leisten.
Virtuelle Firmenanteile, ein sogenannter Virtual Stock Options Plan, kurz VSOP, umgehen ein paar dieser Hindernisse und bieten zum jetzigen Zeitpunkt immerhin eine Alternative. Ein Kompromiss zwar, doch auch virtuelle Firmenanteile senden eine wichtige Message: dass ein junges Unternehmen genauso bereit ist, in seine Belegschaft zu investieren, wie die Belegschaft in das Unternehmen investiert.
Dabei müssen die wichtigsten Stakeholder über den Tellerrand hinausblicken und das große Ganze erkennen. Nämlich die Tatsache, dass jede*r Einzelne, die/der bei einem Start-up arbeitet, ganz egal in welcher Position, an die Vision glaubt und täglich daran arbeitet, sie mitzugestalten. Und das sollte zu fairen Stücken belohnt werden.
Mit diesem gewissen Mindset können Start-ups punkten. Für etablierte Versicherungskonzerne heißt das: Sie brauchen nicht nur einen technologischen Wandel, sondern vielmehr einen Mentalitätswandel.
Start-ups können hier den Weg weisen. Die Versicherungsbranche basiert zu großen Stücken auf Vertrauen zwischen einer Versicherung und ihren Kunden – die jungen Unternehmen haben das verstanden und gehen noch einen Schritt weiter.
Ein flächendeckendes Mitarbeiterbeteiligungsprogramm zieht Talente an, verankert einen wichtigen Wert in der DNA des Unternehmens und zeugt von einem konsequenten Mindset, das die Talente bindet. Schlussendlich ist es ein wichtiger Teil davon, nach außen sowie nach innen das zu tun, wozu die Start-ups angetreten sind: gemeinsam mit der gesamten Belegschaft die Branche zum Besseren zu verändern und startklar für die Zukunft zu machen.
Über den Autor
Christian Wiens will eine der größten Branchen der Welt herausfordern, indem er als Gründer und CEO von Getsafe einen der weltweit führenden Digitalversicherer aufbaut. Der studierte Maschinenbauingenieur ist ein bereits erfahrener Unternehmer mit einem starken Hintergrund in den Bereichen Technologie, Unternehmertum und Produktentwicklung.
Bei Getsafe ist Christian Wiens für die Strategie, Investor Relations und Kommunikation verantwortlich. Zuvor war er Gründer und CEO von gourmeo.com, das er erfolgreich an die Müller Media Group verkaufte.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Der Kampf gegen den Personalmangel in der Logistik-Branche: Chancen für Fachkräfte für Lagerlogistik
Der Boom in der Logistik-Branche wird sich voraussichtlich noch viele Jahre weiter fortsetzen. Das stellt Unternehmen vor die zunehmend schwierige Aufgabe, Fachkräfte für zahlreiche (neue) Stellen zu finden. Für Logistikspezialisten bietet dieser Mangel eine Gelegenheit zur steilen Karriere.
Startups setzen verstärkt auf Mitarbeiterbeteiligung
Startups können meist keine Spitzengehälter zahlen, aber sie können Mitarbeitende am finanziellen Erfolg der wachsenden Unternehmen beteiligen. Mittlerweile machen verbesserte Rahmenbedingungen des Zukunftsfinanzierungsgesetzes eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung attraktiver. Am häufigsten setzen Startups dabei auf virtuelle Anteile, gefolgt von Anteilsoptionen sowie realen Anteilen.
Moderne Projektplanung auf den Punkt gebracht
Bei komplexen Projekten empfiehlt sich eine Projektplanungs-Software. Sie automatisiert, auch mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) die meisten Prozesse, hält erforderliche Daten zentral bereit und macht Informationen zugangsberechtigten Stakeholdern in Echtzeit zugänglich.
Wie man ein besserer Chef wird
Die Rolle eines Vorgesetzten ist entscheidend für den Erfolg eines Teams. Indem Vorgesetzte eine positive Arbeitsumgebung schaffen, können sie nicht nur die Motivation der Belegschaft verbessern, sondern auch die Produktivität des Teams steigern.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Wie Unternehmer Steuern im Voraus sparen können
Wie heißt es zum Jahreswechsel immer so schön? Neues Jahr, neues Glück. Um diesem geflügelten Wort auch Taten folgen zu lassen, gibt die Gesetzgebung Unternehmern einige praktische Hilfsmittel an die Hand, damit sich der geschäftliche Erfolg einstellt. Eines davon ist der Investitionsabzugsbetrag, kurz IAB. Wie der richtig genutzt wird, erklärt Prof. Dr. Christoph Juhn, Professor für Steuerrecht an der FOM Hochschule und geschäftsführender Partner der Kanzlei JUHN Partner im Gastbeitrag.
Die Team- und Zusammenarbeit neu justieren
Viele Teams in den Unternehmen stehen aktuell vor der Herausforderung, sich selbst und ihre Zusammenarbeit neu zu definieren, um ihre Leistungsfähigkeit zu bewahren. Das zeigt eine Befragung von Personalverantwortlichen durch die Unternehmensberatung Kraus & Partner.
Mit Mitarbeiter-Benefits die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen
Deutschlands Mittelstand steht aktuell vor einem Dilemma. Die Auftragsbücher zahlreicher Firmen sind gut gefüllt. Doch leider fehlen Fachkräfte, um die nötigen Aufgaben zu übernehmen. Mitarbeiter-Benefits können helfen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Werden sie richtig aufgebaut, können sie im Wettkampf um die besten Leute ausschlaggebend sein.
Voll versteuert!? Drei Stolperfallen, die Unternehmen mühelos vermeiden können
Teure Materialien sowie steigende Energie- und Transportpreise führen in zahlreichen Unternehmen zu Sparmaßnahmen. Unvorhergesehene und potenziell kostspielige Steuernachzahlungen können in einer angespannten Situation den Druck auf die finanziellen Ressourcen empfindlich erhöhen. . Dabei lassen sich einige steuerliche Stolperfallen umgehen.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.