Versicherer in Deutschland sehen im Ruhestandsmanagement großes Marktpotenzial und investieren in den Ausbau dieses Geschäftsfelds. Hierbei werden auch strategische Partnerschaften und Ökosystemansätze eine wichtige Rolle spielen, da Versicherer allein bisher nicht alle Aspekte des Ruhestandsmanagement abdecken können.
Das zeigt eine gemeinsame Umfrage von KPMG und der V.E.R.S. Leipzig GmbH unter Versicherern (mit einem Gesamtmarktanteil von 47 Prozent) sowie mehreren Verbänden und Dienstleistern, die zu ihrer Perspektive auf das Ruhestandsmanagement befragt wurden.
„Ruhestandsmanagement“ umfasst dabei die Planung und das Ausleben des Ruhestands mit dem Ziel, das individuelle Wohlbefinden und die Lebensqualität der über 50-Jährigen sicherzustellen. Dabei sind nicht nur finanzielle Aspekte, sondern auch gesundheitliche und andere für den Alltag eines Ruheständlers wichtige Faktoren wie Mobilität oder Ambient Assisted Living einzubeziehen.
Hohes Potential beim Ruhestandsmanagement
78 Prozent der befragten Versicherer sehen ein hohes oder sehr hohes Marktpotenzial im Ruhestandsmanagement. Fast ebenso viele messen diesem Geschäftsfeld zukünftig eine hohe strategische Bedeutung bei (71 Prozent). 90 Prozent der Studienteilnehmer gehen davon aus, dass die Leistungserbringung nur in Kooperation mit Partnern gelingen kann.
Entsprechend planen Versicherer, stärker in strategische Partnerschaften und Ökosysteme zu investieren. Dabei sieht sich über die Hälfte (57 Prozent) der Versicherer als primärer Besitzer der Kundenschnittstelle.
Dr. Christian Schareck, Head of Insurance bei KPMG:
„Das Geschäftsfeld Ruhestandsmanagement bietet hohes und vielseitiges Potenzial für Versicherer. Einerseits bildet sich der Markt gerade erst – nur 11 Prozent der befragten Unternehmen verfügen bisher über ein erstes Konzept zum Thema „Ruhestandsplanung/-management.“
Darüber hinaus beobachten wir eine hohe Dynamik, die durch die Neudefinition des Leistungsspektrums begründet ist. Auf der anderen Seite entstehen aus demographischen Gründen neue Bedarfe und ein gesteigertes Kundeninteresse – viele Versicherer berichten von zunehmenden Anfragen der Kunden nach umfassenderen Lösungskonzepten.
Wir kommen zu dem Schluss, dass die Auszahlungsphase im Ruhestand zunehmend in den Fokus der Kunden und Versicherungen rückt und entsprechend ein zunehmender Beratungsbedarf auch in der Rentenphase entsteht.“
Prof. Dr. Fred Wagner, Institut für Versicherungswissenschaften an der Universität Leipzig fasst dazu zusammen: „Versicherer wissen um die strategische Bedeutung des Geschäftsfelds Ruhestandsmanagement und sehen auch Marktpotenziale, die für die Attraktivität des Geschäftsfelds sprechen.
Das korreliert jedoch nur bedingt mit dem, was die Häuser heute schon tun. Versicherer verstehen sich häufig als Lebensbegleiter, haben jedoch ihren Blick noch nicht ausreichend dafür geschärft, sich für das Geschäftsfeld Ruhestandsmanagement stärker zu öffnen und originäre Versicherungsleistungen mit Angeboten, beispielsweise im Bereich Ambient Assisted Living, zu kombinieren, die den Übergang in den und das Leben im Ruhestand so gut wie möglich gestalten. Dazu bedarf es Kooperationen, da sind sich die befragten Versicherer nahezu einig. Aus der Zusammenarbeit mit neuen Akteuren, wie etwa Plattformen, könnten sich für die Zukunft relevante Ansatzpunkte für die Bildung von Ökosystemen ergeben.“
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