Unternehmen, die ein geringes Pensionsrisiko eingehen, können von einer besseren Aktienkurs-Performance, niedrigeren Kapitalkosten und höheren Bewertungen profitieren, selbst in Zeiten von hohem Marktstress.
Das zeigt der zweite, jährlich durchgeführte Pension Monitor des Vermögensverwalters Insight Investment in Zusammenarbeit mit der Frankfurt School of Finance & Management.
Er analysiert den Einfluss der Pensionsrisiken der DAX 30- und MDAX-Unternehmen auf deren Aktienkursentwicklung und Bewertung.
Die COVID-19-Pandemie ermöglichte in der Neuauflage der Studie zu untersuchen, wie sich Unternehmen mit hohem und niedrigem Pensionsrisiko in Bezug auf Aktienkursentwicklung und Refinanzierungskosten während einer Phase von extremem Marktstress verhielten.
Eckdaten zum Pension Monitor
Der Pension Monitor analysiert die Pensionsrisiken der DAX 30- und MDAX-Unternehmen und quantifiziert deren Einfluss auf Kapitalmarktindikatoren wie Aktienkursentwicklung, Unternehmensbewertung sowie Fremd- und Eigenkapitalrefinanzierungskosten.
Das Universum besteht aus insgesamt 90 Firmen. Ähnlich wie beim Pension Monitor 2019 werden die Unternehmen in der Ausgabe des Jahres 2020 zunächst nach dem Gesamtpensionsrisiko eingestuft, wobei ein Durchschnittswert aus 13 Pensionsrisikokennzahlen ermittelt und in zwei Portfolios aufgeteilt wird: Ein „Top"-Portfolio, das die 50 Prozent der Unternehmen mit den geringsten Pensionsrisiken umfasst, und ein „Bottom"-Portfolio der 50 Prozent der Unternehmen mit den höchsten Pensionsrisiken.
Zusätzlich wird ein detaillierterer Klassifizierungsansatz unter Verwendung risikobereinigter Renditen und Quintil-Portfolios angewandt. Das Quintil Q1 umfasst die 20 Prozent der Unternehmen mit dem geringsten Pensionsrisiko und das Quintil Q5 die 20 Prozent der Firmen mit dem höchsten Pensionsrisiko, um Pensionsrisiken isoliert zu bewerten und Trends zu erkennen.
Die Ergebnisse zeigen, dass erstens Unternehmen mit geringem Pensionsrisiko von höheren Aktienrenditen und niedrigeren Finanzierungskosten profitieren, dass zweitens defizitbezogene Pensionsrisikofaktoren den höchsten und signifikantesten Einfluss auf die zukünftige Aktienkursentwicklung haben und dass drittens diese Trends von den durch die Pandemie verursachten Marktverwerfungen verstärkt, und nicht umgekehrt wurden.
Der Pension Monitor wurde erneut von Wolfgang Murmann, Head of Solutions Deutschland bei Insight Investment, und Prof. Olaf Stotz von der Frankfurt School geleitet.
Wolfgang Murmann kommentiert:
"Die wesentlichen Erkenntnisse aus dem Vorjahr wurden in der diesjährigen Studie bestätigt. Es war jedoch auffällig zu beobachten, wie COVID-19 die Ergebnisse verstärkte. In den ersten beiden Monaten des Jahres, vor dem Marktcrash, übertraf die Aktienperformance der Unternehmen mit dem niedrigsten Pensionsrisiko die der Unternehmen mit dem höchsten Pensionsrisiko um 5 Prozent. Zum Zeitpunkt des maximalen Markteinbruchs Mitte März vergrößerte sich dieser Unterschied um mehr als 10 Prozentpunkte. Und während sich die Refinanzierungskosten allgemein erhöhten, stiegen sie bei den Unternehmen, deren Pensionsrisiken als hoch eingeschätzt wurden, noch deutlicher an. Das Management von Pensionsrisiken sollte daher ein wichtiger Faktor für die CFOs sein."
Prof. Olaf Stotz erläutert: "Die meisten Studien zum Pensionsrisiko konzentrieren sich auf Stand-Alone-Kennzahlen und berücksichtigen nicht notwendigerweise die Unternehmensbilanz und die Auswirkungen auf die Aktienkursentwicklung sowie die Refinanzierungskosten. Der Insight Pension Monitor versucht, genau dies zu tun. Wir betrachten die Pensionsrisiken aus drei unterschiedlichen Perspektiven: einer defizitbezogenen Dimension, einer verpflichtungsbezogenen Dimension und einer veränderungsbezogenen Dimension. Die Konsistenz unserer Ergebnisse im Jahresvergleich deutet darauf hin, dass die Trends bei den Pensionsrisiken über Zeit und in unterschiedlichen Marktumgebungen stabil sind."
Die 13 Risikokennzahlen des Pension Monitor können Unternehmen bei der Entwicklung einer eigenen, maßgeschneiderten Pensions-Risiko-Scorecard unterstützen, um Pensionsrisiken vorausschauend zu managen.
Bilder: (1) © Denis – stock.adobe.com (2) © Insight Investment (3) © Frankfurt School of Finance & Management gGmbH
Themen:
LESEN SIE AUCH
Nachhaltiges Investieren: der Best-in-Class-Ansatz
Sechs Mythen der Dividendenstrategie: Worauf Anleger achten sollten
Die Dividendensaison im deutschen Leitindex DAX beginnt – ein guter Zeitpunkt, sich mit den häufigsten Irrtümern rund um Dividendenaktien auseinanderzusetzen. Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei Union Investment, erläutert in seinem Gastbeitrag, welche Mythen Anleger kennen sollten.
AfW-Positionspapier zur Reform der geförderten Altersvorsorge
Der Gesetzesentwurf zur Einführung des Altersvorsorgedepots will eine renditestärkere und flexiblere Alternative zur bisherigen geförderten privaten Altersvorsorge schaffen. Verbraucher sollen in kapitalmarktbasierte Produkte investieren können, ohne den Zwang zur lebenslangen Verrentung beziehungsweise Kapitalgarantie. Der AfW hat jetzt dazu eine Empfehlung im Rahmen eines Positionspapiers veröffentlicht.
BVK-Kritik: Das Generationenkapital ist kein Allheilmittel um die Renten zu stärken
Der BVK kritisiert den Aufbau des Generationenkapitals mit Staatsschulden an den Aktienbörsen. Statt dessen sollten die Finanzierungsnöte durch einen Mix aus höherem Renteneintrittsalter und -beitragssatz und angepasster Rentenhöhe ausgeglichen werden. Flankierend dazu sollte eine durchgreifende Reform der privaten Altersvorsorge erfolgen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
„Fünf Tierseuchen gleichzeitig – Tierhalter geraten weiter unter Druck“
Mit einem neuen Höchstwert von 96 Millionen Euro Schadenaufwand blickt die Vereinigte Tierversicherung (VTV) auf das bislang teuerste Jahr ihrer Geschichte zurück. Der Großteil der Schäden entstand durch Tierseuchen – allen voran durch die Blauzungenkrankheit, die allein 30 Millionen Euro kostete. Diese betraf 2024 vor allem Wiederkäuer-Bestände in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen. Die VTV ist Marktführer in der landwirtschaftlichen Tierversicherung und Teil der R+V Gruppe.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.