Assekurata nimmt erstmals Beitragsstabilität der BU-Tarife unter die Lupe

Die Rating-Agentur Assekurata hat erstmals die Beitragsstabilität von Tarifen in der Berufsunfähigkeitsversicherung untersucht. Hierzu haben die Kölner Analysten in Kooperation mit dem Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa) ein neues Prüfverfahren entwickelt, das aktuariell, ganzheitlich und vorausschauend ausgerichtet ist.

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Als erste Gesellschaft hat sich die Alte Leipziger Lebensversicherung dem Verfahren gestellt und fünf Tarife auf den Prüfstand gestellt. Diese erfüllen die Anforderungen in allen Teilbereichen und wurden entsprechend mit einem Qualitätssiegel zertifiziert.

Detaillierte Prüfung mit internen Daten

Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) gehört zu den wich­tigsten Formen der Risikovorsorge. Denn wer aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann, steht schnell vor finanziellen Schwierigkeiten, wenn die private Absicherung fehlt.

Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Rating-Agentur GmbH, sagt dazu:

„Neben der Qualität der Bedingungen und der Fairness in der Leistungsregulierung ist ein stabiler Beitrag für die Kunden besonders wichtig, um auf die langfristige Bezahlbarkeit des Versicherungsschutzes vertrauen zu können. Allerdings sind die Voraussetzungen für einen beitragsstabilen BU-­Tarif sehr komplex.“

Dies liegt nach Ansicht von Assekurata daran, dass für eine Beitragserhöhung in der BU verschiedene Ursachen in Betracht kommen. So kann ein Tarif etwa unzureichend kalkuliert oder der Bestand insgesamt nicht tragfähig genug sein.

Beide Ursachen sind angesichts des intensiven Preiswettbewerbs am Markt nicht zu unterschätzen. Zudem besteht die Möglichkeit, dass ein Versicherer BU-Risikogewinne verwenden muss, um eine Ertragsschwäche an anderer Stelle auszugleichen. Dies kann besonders beim Zinsergebnis der Fall sein, das vom langjährigen Niedrigzinsumfeld in Verbindung mit hohen Bestandsgarantien häufig in Mitleidenschaft gezogen wird.

Mehrdimensionaler und zukunftsgerichteter Bewertungsansatz

Um dieser Ursachenvielfalt Rechnung zu tragen, hat Assekurata in Kooperation mit ifa einen mehrdimensionalen und zukunftsgerichtete n Bewertungsansatz entwickelt.

Dieser stellt zum einen darauf ab, ob der einzelne BU­-Tarif tragfähig, robust und professionell kalkuliert ist. Zum anderen bezieht das Verfahren mögliche Rückwirkungseffekte aus dem BU-Bestand und der wirtschaftlichen Ertragssituation des Unternehmens insgesamt mit ein.

Nur wenn die Analysten bei ihrer Prüfung keine gravierenden Mängel identifizieren und ein Tarif die Mindestanforderung in allen Teilbereichen erfüllt, wird er zertifiziert und erhält ein Qualitätssiegel.

Dr. Reiner Will erläutert:

„Die Ergebnisse diskutieren wir mit ifa in einem gemeinsamen Bewertungskomitee. Damit sorgen wir für eine breite Expertise und stellen sicher, dass jeder Tarif aus verschiedenen Blickwinkeln begutachtet wird.“

Die Prüfung basiert auf einer umfassenden Datenlieferung sowie Gesprächen mit Produkt-, Prozess- und Unternehmensverantwortlichen eines Lebensversicherers.

Prof. Dr. Jochen Ruß, Geschäftsführer von ifa, ergänzt:

„Für die Bewertung werden größtenteils Daten verwendet, die nicht öffentlich zugänglich sind, weil wir nur so eine qualifizierte Einschätzung treffen können. Hierzu gehören beispielsweise Informationen zur Tarif- und Bestandsprofitabilität, zu den Geschäftsprozessen bei der Risiko- und Leistungsprüfung sowie aufsichtsrechtliche Prognoserechnungen.“

Alte Leipziger mit fünf Tarifen zertifiziert

Als erste Versicherungsgesellschaft hat sich die Alte Leipziger mit fünf Tarifen dem interaktiven Prüfverfahren gestellt. Alle Tarife haben die Anforderungen bestanden und wurden mit dem Beitragsstabilitätssiegel ausgezeich­net.

Risiko- und Profitabilitätsbericht als geeig­nete Grundlage

Bei ihren Tarifmodellierungen und verwendeten Kalkulationsgrundlagen überzeugte die Alte Leipziger durch einen ausführlichen Risiko- und Profitabilitätsbericht. In diesem nimmt sie eine differenzierte Risikoeinschätzung der Produktgestaltung, Bedingungen und Optionen vor und stellt umfangreiche Profitabilitätsberechnungen an.

Dabei kann das Unternehmen auf eine äußerst lange Historie im BU-Geschäft und eine entsprechend große Datenbasis zurückgreifen. Diese wird nicht nur zur Tarifgestaltung, sondern auch für ein engmaschiges Controlling des BU-Geschäfts eingesetzt.

Zudem punktet die Gesellschaft mit einer sorgfältigen Steuerung ihrer Antrags- und Leistungsfallbearbeitung, die keine Anhaltspunkte für eine potenzielle Gefährdung des BU-Kollektivs gibt. Positiv fiel auch das professionelle Risikomanagement ins Gewicht, das sowohl die Risiken des BU-Geschäfts als auch des Unternehmens insgesamt berücksichtigt.

Tarife bleiben unter Beobachtung

Dr. Reiner Will ordnet die Ergebnisse wie folgt ein:

„Bei der Messlatte für unsere Bewertung orientieren wir uns am Idealzustand jedes einzelnen Kriteriums, sodass die Prüfung entsprechend streng angelegt ist. Um Kunden und Vermittlern stets ein aktuelles Bild zu geben, werden die inhaltlichen Voraussetzungen für die Beitragsstabilität regelmäßig überwacht. Spätestens nach 24 Monaten ist dann eine Folgeprüfung notwendig.“

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