Im vergangenen Jahr haben Stürme, Hagelschauer oder Überschwemmungen in Deutschland vergleichsweise geringe Schäden angerichtet. Allerdings waren einzelne Unwetter durchaus folgenschwer – vor allem für die Kfz-Versicherer.
Dies geht aus dem aktuellen Naturgefahrenreport des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.
Im Naturgefahrenreport werden die Naturgefahrenschäden an Gebäuden, Gewerbe, Industrie und Fahrzeugen im Jahr 2019 bilanziert.
Ein Schwerpunkt bildet in diesem Jahr das Corona-Katastrophenmanagement und was Versicherer daraus für den Umgang mit dem Klimawandel ableiten können. Der umfangreiche Datenteil mit Langzeitstatistiken ergänzt den Report.
Schäden 10 Prozent geringer als 2018
Die versicherten Schäden betrugen ungefähr 3 Milliarden Euro. Damit waren es knapp zehn Prozent weniger als im Jahr 2018 und fast 20 Prozent unter dem langjährigen Mittelwert (3,7 Milliarden Euro).
2,7 Milliarden Euro vom Gesamtschaden entstanden durch Sturm und Hagel an Gebäuden, Kraftfahrzeugen, Hausrat, Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft. 300 Millionen Euro entfielen auf Elementargefahren wie Hochwasser, Starkregen oder Erdrutsch. Das zeigt die finale Schadenbilanz 2019, die im Naturgefahrenreport veröffentlicht wurde.
Sachversicherung + Kfz: Schätzung Schadenaufwand Naturgefahren (in Milliarden Euro) |
||||
Jahr | Sach Naturgefahren | Sach Sturm/ Hagel | Sach (Elementar) | Kfz |
2009 | 1,4 | 1,1 | 0,4 | 0,8 |
2010 | 2,8 | 1,9 | 0,9 | 0,5 |
2011 | 2,6 | 2,0 | 0,6 | 1,2 |
2012 | 1,3 | 1,0 | 0,2 | 0,7 |
2013 | 7,0 | 4,2 | 2,7 | 2,3 |
2014 | 1,9 | 1,2 | 0,7 | 0,5 |
2015 | 2,4 | 2,2 | 0,2 | 0,8 |
2016 | 2,2 | 0,9 | 1,2 | 0,7 |
2017 | 2,4 | 2,0 | 0,4 | 1,0 |
2018 | 2,8 | 2,2 | 0,6 | 0,5 |
20019 (vorläufig) | 2,1 | 1,8 | 0,3 | 0,9 |
Quelle: GDV
Erste Jahreshälfte brachte Stürme und Hagel
Auch wenn die Schäden insgesamt verhältnismäßig gering ausfallen, war das Jahr 2019 geprägt von einzelnen heftigen Unwettern. Diese traten insbesondere in der ersten Jahreshälfte auf.
Jörg Asmussen, GDV-Hauptgeschäftsführer, dazu:
„2019 hat erneut gezeigt, zu welchen Extremen das Wetter neigt.“
So wüteten im März die Sturmtiefs Dragi und Eberhard. Sie allein sorgten schon für Beschädigungen in Höhe von rund 500 Millionen Euro und waren damit für fast ein Viertel des gesamten Sachschadens (ohne Kfz) verantwortlich.
Mehrere Tiefs brachten im Juni wiederum in kurzer Folge heftige Hagelschauer. Dadurch entstanden 300 Millionen Euro an Sachschäden und weitere 400 Millionen Euro an Fahrzeugen. Für die Kfz-Versicherer waren die Hageltage im Juni die neuntschwersten Unwetter seit 1984.
Jörg Asmussen sagt:
„Angesichts der zu erwartenden Zunahme extremer Wetterereignisse sind die Menschen gut beraten, ihr Hab und Gut umfassend abzusichern.“
Fast alle Wohngebäude in Deutschland sind gegen Sturm und Hagel abgesichert. Allerding fehlt jedoch rund zehn Millionen Hausbesitzern der Schutz gegen Elementarrisiken wie Starkregen und Hochwasser.
Ende 2019 hatten erst 45 Prozent aller Gebäude den dafür nötigen Zusatzbaustein „erweiterte Naturgefahrenversicherung (Elementarschäden)“ – immerhin zwei Prozentpunkte mehr als Ende 2018.
Themen:
LESEN SIE AUCH
So erleichtern Geodaten die Risikoabschätzung
Naturgefahren treffen Saarland am stärksten
Ahrtal: Schadenregulierung vom Wiederaufbau-Tempo abhängig
Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal geht die Versicherungswirtschaft davon aus, dass alle betroffenen Hausbesitzer Geld von ihrer Versicherung bekommen haben. Wo der Wiederaufbau noch nicht abgeschlossen ist, stehen Teilsummen noch aus.
"Flutdemenz": Vergessen ist das größte Risiko
Zum zweiten Mal jährt sich Mitte Juli das Extremwetterereignis „Bernd“ und in der Ahr-Region hält die Normalität wieder Einzug. Doch geraten die Lehren der Flutkatastrophe allmählich in Vergessenheit: das Tief ‚Bernd‘ war kein ‚Worst-Case-Szenario‘, keine Folge des Klimawandels und somit auch nicht unerwartbar.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Recyclingbranche unter Feuer: Warum Entsorger kaum noch Versicherungsschutz finden
Brände in Recyclinganlagen nehmen wieder zu – und mit ihnen die Prämien. Für Vermittler stellt sich die Frage: Wer bietet überhaupt noch tragfähigen Versicherungsschutz für diese Hochrisiko-Branche? Die Hübener Versicherung bleibt eine der letzten Adressen mit Branchenspezialisierung.
Insolvenzverfahren bei ELEMENT Insurance AG: Wie über 300.000 Verträgen abgewickelt werden sollen
Die ELEMENT Insurance AG muss nach Überschuldung und Rückversicherer-Aus abgewickelt werden. Über 300.000 Verträge wurden bereits beendet, die Schadenbearbeitung läuft weiter. Insolvenzverwalter Friedemann Schade setzt auf digitale Tools und konstruktive Lösungen – auch im Streit mit einem ehemaligen Dienstleister.
PKV bleibt 2025 stabil – doch Prävention bleibt politische Baustelle
Die private Krankenversicherung (PKV) zeigt sich zum Wahljahr 2025 widerstandsfähig und finanziell solide. Das geht aus der aktuellen SFCR-Studie von Zielke Research hervor: Die durchschnittliche Solvency-II-Quote liegt bei beachtlichen 515,55 Prozent. Kein einziges der untersuchten Unternehmen unterschreitet die gesetzlichen Kapitalanforderungen – ein Signal für Stabilität und Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten.
Wüstenrot & Württembergische trotzt Krisenjahr – starker Auftakt 2025 nährt Gewinnhoffnungen
Trotz massiver Unwetterschäden und steigender Kfz-Kosten hat die W&W-Gruppe 2024 mit einem Gewinn abgeschlossen – und startet 2025 mit starkem Neugeschäft optimistisch ins neue Jahr. Vorstandschef Junker sieht die Gruppe auf stabilem Kurs.