Die große Mehrheit der Versicherungsmitarbeiter in Deutschland geht davon aus, dass die Corona-Krise in ihren Unternehmen einen Digitalisierungsschub auslösen wird. Das ist ein Ergebnis der Studie „Digitale Versicherung 2020“, für die im Auftrag des Softwareherstellers Adcubum Arbeitnehmer aus der Versicherungswirtschaft in Deutschland befragt wurden.
Nur 17 Prozent der Führungskräfte sehen dadurch das „klassische“ Versicherungsgeschäft in Gefahr.
Franz Bergmüller, Mitglied der Geschäftsleitung des Softwareherstellers Adcubum, dazu:
„Die Coronakrise war ein Weckruf für die Versicherungsbranche. Nun hat sich endgültig die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Digitalisierung mehr ist als ein Nice-to-have. Stattdessen steht sie im Zentrum wichtiger Veränderungen und bildet das Fundament für automatisierte Prozesse und eine notwendige Kostensenkung.“
Digitalisierung nicht nebenbei
Laut Franz Bergmüller muss sich deswegen das Geschäftsmodell einer Versicherung künftig an einer übergeordneten Digitalstrategie ausrichten, um die Effizienzvorteile innerhalb einer Organisation konsequent auszuschöpfen. So geht Digitalisierung weit über den Abbau von Medienbrüchen oder die Reduzierung papiergebundener Prozesse hinaus:
„In den vergangenen Monaten haben sich die Unternehmen viel mit Remote-Arbeitsplätzen und damit verbundenen organisatorischen Herausforderungen beschäftigt. Dies sind aber nur Teilbereiche. Insgesamt muss das Thema Digitalisierung breiter gedacht werden und das gesamte Unternehmen und vor allem auch die Geschäftsstrategie umschließen. Digitalisierung endet nicht beim smarten Front-End, sondern ist ohne das entsprechende Back-End mit einem leistungsstarken Versicherungskernsystem viel zu kurz gesprungen.“
Dass viele Versicherer die Technologisierung in der Vergangenheit bereits vorangetrieben und dabei auch gute Fortschritte erzielt haben, hat sich in diesem Jahr ausgezahlt. So konnten laut der Adcubum-Studie gleich mit Inkrafttreten der Kontaktbeschränkungen im März immerhin vier von zehn Unternehmen sowohl unter organisatorischen wie auch unter technologischen Aspekten gut im Corona-Modus arbeiten. Nur leicht schwächer fällt das Ergebnis für die führungstechnische Umstellung aus.
Digitalisierungsschub durch Corona
Von den Studienteilnehmern gehen 86 Prozent davon aus, dass die Corona-Pandemie in ihrem Unternehmen einen weiteren Digitalisierungsschub auslösen wird. Auch in der Führungsetage wird die Digitalisierung nicht nur als Bedrohung wahrgenommen. Immerhin 44 Prozent der Vorgesetzten betonen zuerst die Chancen, die durch die Digitalisierung des Versicherungsgeschäfts entstehen. 39 Prozent sprechen Chancen und Risiken nach Meinung der Angestellten ausgewogen an, und nur 17 Prozent betonen vor allem die Risiken für das „klassische“ Versicherungsgeschäft.
Franz Bergmüller dazu:
„Der gesellschaftliche und unternehmerische Wandel im Zuge Corona-Pandemie rollt nach wie vor in einem großen Tempo über die Versicherer. Aber die Studienergebnisse zeigen: Die Branche konnte bis jetzt insgesamt gut reagieren.“
Nun müssten die Erfahrungen schnell analysiert und Schwachstellen ausgeschaltet werden. Um sich erfolgreich gegen neue Mitbewerber am Markt durchzusetzen, müsse sich die Branche zudem stärker an den Kundenwünschen orientieren und die eigenen Prozesse schlank und effizient halten. Möglich sei dies nur über eine weitere, und tiefer greifende Digitalisierung mithilfe moderner Kernversicherungssysteme.
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