70 Prozent der Mitarbeiter in Versicherungen arbeiteten während des Corona-Lockdowns – zumindest zeitweise – im Homeoffice. Allerdings waren dort nur 30 Prozent von ihnen genauso produktiv wie im Büro.
Das geht aus der Studie „Digitale Versicherung 2020“ hervor, die im Auftrag des Softwareherstellers Adcubum erstellt wurde.
Franz Bergmüller, Mitglied der Geschäftsleitung des Softwareherstellers Adcubum, dazu:
„Die Effektivität im Homeoffice wird maßgeblich von der unternehmenseigenen Prozesskette bestimmt. Je höher der Digitalisierungsgrad, desto produktiver kann vom Remote-Arbeitsplatz aus gearbeitet werden.“
So mache die Studie deutlich, dass viele Akteure der Versicherungsbranche das Potenzial des digitalen Wandels noch nicht effektiv nutzten.
21 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Produktivität im Homeoffice nur bei maximal 50 Prozent liegt. Weitere 21 Prozent bewegen sich in der Spanne von 50 bis 75 Prozent.
Was im Homeoffice fehlt
56 Prozent der Befragten, die während der Corona-Krise zumindest teilweise im Homeoffice gearbeitet haben, identifizierten den fehlenden spontanen Austausch mit Kollegen als Grund dafür, im Homeoffice nicht die gleiche Leistung zu erbringen wie im Büro. Als zweitwichtigsten Grund nannten 37 Prozent Prozessschritte mit physischen Dokumenten.
Franz Bergmüller erklärt:
„Dabei bieten Versicherer gute Voraussetzungen für eine umfassende Digitalisierung. Wenn in einem Unternehmen aber immer noch tagtäglich Papierstapel von einem Kollegen zum nächsten getragen werden, ist schnell klar, warum die Arbeit im Homeoffice derzeit nicht reibungslos klappt.“
Zudem kann die technische Anbindung des Remote-Arbeitsplatzes an das Firmennetzwerk Probleme bereiten. So gab knapp jeder sechste Befragte Probleme beim Zugriff auf wichtige Dokumente an.
Dennoch: Homeoffice ist gefragt
Dennoch möchte die Mehrheit der Beschäftigten auch künftig zumindest teilweise auf den Weg ins Büro verzichten. 43 Prozent der Arbeitnehmer gaben an, dass sie über die Corona-Krise hinaus „so viele Tage wie möglich“ im Homeoffice arbeiten möchten. 30 Prozent möchten „maximal die Hälfte“ ihrer Arbeitszeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Jeder Fünfte kann sich zumindest einen Tag pro Woche im Homeoffice vorstellen. Für 7 Prozent geht hingegen auch weiterhin nichts über eine Fünf-Tage-Woche im klassischen Büro.
Franz Bergmüller sagt:
„Der vielerorts nach den Sommerferien verkündete Re-Start bedeutet noch nicht die Rückkehr zum Status vor Corona. Zwar füllen sich die Büros wieder etwas, aber die Pandemie ist noch nicht vorbei. Und wie die 'neue Normalität' genau aussehen wird, kann noch niemand mit Gewissheit vorhersehen."
Deswegen müsse die Versicherungsbranche die Weichen für eine langfristige Lösung stellen, die der Mehrzahl der Beschäftigten eine produktive Arbeitsumgebung im Homeoffice ermögliche.
Mit einer angepassten Prozesskette und einer modernen Software-Architektur können laut Franz Bergmüller Unternehmen die Vorteile der Cloud-Technik und der damit einhergehenden besseren Skalierbarkeit ausschöpfen. Diese Effizienz- und Produktivitätsgewinne lassen sich mit den alten Legacy-Systemen nicht realisieren.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Kompositversicherer fürchten um Zukunftsfähigkeit
Gemischte Arbeitsmodelle werden zum Standard
Bestandsführungssysteme: Kompositversicherer favorisieren „großen Wurf“
Corona-Krise nicht existenzbedrohend für Europas Versicherer
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Recyclingbranche unter Feuer: Warum Entsorger kaum noch Versicherungsschutz finden
Brände in Recyclinganlagen nehmen wieder zu – und mit ihnen die Prämien. Für Vermittler stellt sich die Frage: Wer bietet überhaupt noch tragfähigen Versicherungsschutz für diese Hochrisiko-Branche? Die Hübener Versicherung bleibt eine der letzten Adressen mit Branchenspezialisierung.
Insolvenzverfahren bei ELEMENT Insurance AG: Wie über 300.000 Verträgen abgewickelt werden sollen
Die ELEMENT Insurance AG muss nach Überschuldung und Rückversicherer-Aus abgewickelt werden. Über 300.000 Verträge wurden bereits beendet, die Schadenbearbeitung läuft weiter. Insolvenzverwalter Friedemann Schade setzt auf digitale Tools und konstruktive Lösungen – auch im Streit mit einem ehemaligen Dienstleister.
PKV bleibt 2025 stabil – doch Prävention bleibt politische Baustelle
Die private Krankenversicherung (PKV) zeigt sich zum Wahljahr 2025 widerstandsfähig und finanziell solide. Das geht aus der aktuellen SFCR-Studie von Zielke Research hervor: Die durchschnittliche Solvency-II-Quote liegt bei beachtlichen 515,55 Prozent. Kein einziges der untersuchten Unternehmen unterschreitet die gesetzlichen Kapitalanforderungen – ein Signal für Stabilität und Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten.
Wüstenrot & Württembergische trotzt Krisenjahr – starker Auftakt 2025 nährt Gewinnhoffnungen
Trotz massiver Unwetterschäden und steigender Kfz-Kosten hat die W&W-Gruppe 2024 mit einem Gewinn abgeschlossen – und startet 2025 mit starkem Neugeschäft optimistisch ins neue Jahr. Vorstandschef Junker sieht die Gruppe auf stabilem Kurs.