53 Prozent der im Rahmen einer Branchenstudie befragten deutschen Kompositversicherer planen in den nächsten drei Jahren ganz konkrete Investitionen in den Neu- oder Umbau ihrer SHUR-Bestandsführungssysteme. Weitere 33 Prozent der Umfrageteilnehmer ziehen diesen Schritt ebenfalls in Erwägung.
Das Problem: 67 Prozent der Unternehmen fehlen nach eigenen Angaben derzeit die personellen Ressourcen für die dringend notwendigen Arbeiten an ihren Softwaresystemen.
Versicherer sollten daher aus der Not eine Tugend machen und sich von personal- und kostenintensiven Eigenentwicklungen verabschieden, rät der Software-Spezialist Adcubum, ein führender Hersteller von Standardsoftware für die internationale Versicherungswirtschaft.
Franz Bergmüller, Chief Commercial Officer (CCO) bei Adcubum, sagt:
Viele Versicherer arbeiten noch mit veralteten Kernsystemlandschaften. Diese Legacy-Systeme sind aber nicht in der Lage, moderne Anforderungen hinsichtlich Innovationspotenzial und Nutzerfreundlichkeit zu erfüllen.
Investitionen in moderne Bestandsführungssysteme
Um diese Schieflage zu ändern, will die Mehrheit nun gezielt modernisieren, lediglich 13 Prozent der von der Strategieberatung EY befragten Kompositversicherer haben sich mittelfristig gegen konkrete Investitionen in ihr Bestandsführungssystem entschieden.
Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Kfz-Bestandsführungssystemen: 42 Prozent der Kfz-Spezialisten geben an, konkrete Investitionen für den Neu- bzw. Umbau der Bestandsführungssysteme zu planen. 33 Prozent erwägen diesen Schritt, nur 25 Prozent haben sich momentan dagegen entschieden.
Bergmüller erläutert:
In der gesamten Branche werden derzeit erhebliche Mittel bereitgestellt, um die Kernsysteme zu erneuern. Das wird den Markt prägen und in den kommenden Jahren die Produkt- und Innovationszyklen weiter antreiben.
Personalengpässe mit dem Einsatz von Standardsoftware entschärfen
Gegen eine zeitnahe Anpassung der Kernsystemlandschaft sprechen nach Ansicht der Studienteilnehmer vor allem Personalengpässe sowie die erwarteten Kosten. Zwei von drei Unternehmen nennen fehlende personelle Ressourcen, und 64 Prozent geben die Höhe des Investitionsvolumens als Hinderungsgrund an, um kurz- oder mittelfristig diesbezüglich aktiv zu werden.
Da der Umbau der Systeme jedoch alternativlos ist, führt an pragmatischen Lösungen kein Weg vorbei.
Adcubum-CCO Bergmüller erklärt:
Komplexe Eigenentwicklungen sind extrem teuer und zudem aufgrund des IT-Fachkräftemangels von den Versicherungsunternehmen kaum noch zu stemmen. Bei der Überarbeitung des Kernsystems empfiehlt es sich daher, auf eine zukunftsfeste Standardsoftware eines etablierten Anbieters zurückzugreifen.
Das System könne dann je nach Einsatzzweck flexibel konfiguriert und adaptiert werden. So würden ökonomische und personelle Zwänge abgefedert – und zwar ohne Einbußen bei der Leistungsfähigkeit des Kernsystems, so Bergmüller weiter.
„Großer Wurf“ sinnvoller als Überarbeitung bestehender Systeme
Die Mehrzahl der befragten Unternehmen aus den Sparten geht laut Studie davon aus, dass statt einer Überarbeitung der bestehenden Systeme der große Wurf sinnvoller ist: Bei einer Investition in die Kernsysteme würden sich zwei Drittel der Unternehmen für einen kompletten Neubau entscheiden.
Sie hätten erkannt, dass eine Legacy-Software nicht mit ein paar Schönheitsreparaturen auf den aktuellen Stand gebracht werden könne. Die neue Produktwelt und die gestiegenen Ansprüche der Endkunden könnten nur mit Systemen bedient werden, die von Anfang an für diese Anforderungen konzipiert worden wären, so Branchenexperte Bergmüller.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Kompositversicherer fürchten um Zukunftsfähigkeit
Die wirtschaftliche Verfassung der Assekuranz
Die Neuauflage der „Branchenmonitore 2016 – 2021“ gibt einen umfassenden Einblick in die Geschäftsentwicklung der 50 größten Kompositversicherer und zeigt: insbesondere Extremwetterereignisse – wie die Flutkatastrophe im Ahrtal – schlugen sich in den Bilanzen der Schaden-/Unfallversicherer nieder.
Versicherer wollen Schäden automatisch regulieren
Die Standard-Softwares für den Versicherungsmarkt erlauben inzwischen, viele Schadenarten weitgehend dunkel zu verarbeiten. 95 Prozent der Hersteller geben an, dass die von ihnen entwickelten Module dies beherrschen. Meist geht es dabei um einfache Massenschäden etwa nach einem Naturereignis.
Versicherer erwarten nur noch leichtes Beitragswachstum
Zum Ende des vergangenen Jahres hatte der GDV noch ein Beitragsplus von 2,9 Prozent für 2023 prognostiziert. Nun korrigiert er seine spartenübergreifende Beitragserwartung aufgrund der Entwicklung in der Lebensversicherung auf ein Plus von lediglich 0,4 Prozent.
Anteil digitaler Vertragsabschlüsse nimmt weiter zu
Insbesondere Rechtsschutz- und Schaden-/Unfallversicherungen werden wesentlich häufiger als in früheren Jahren digital bei Maklern oder Vertretern abgeschlossen. Der Vertrieb nutzt digitale Tools für die Kommunikation und Interaktion mit den Kunden.
Wenig Interesse an Nachhaltigkeitsberichtserstattung
Kennzeichenwechsel für Mofas, Mopeds und E-Scooter: Ab März gilt nur noch Grün
Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden. Wer weiterhin mit dem blauen Kennzeichen unterwegs ist, fährt nicht nur ohne Versicherungsschutz, sondern macht sich auch strafbar. Die aktuellen Zahlen des GDV zeigen zudem: Schäden und Diebstähle haben 2023 deutlich zugenommen.
Lebensversicherung: Überschussbeteiligung 2025 steigt weiter – doch nicht in der Breite
Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherer steigen weiter, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt, dass fast alle Versicherer mindestens zwei Prozent bieten, während jeder fünfte Anbieter drei Prozent oder mehr gewährt. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, bewertet die Entwicklung als kundenfreundlich, betont aber auch die individuelle Strategie der Versicherer.
Lebensversicherung führt Beschwerde-Statistik an
Der Versicherungsombudsmann e. V. hat seinen Tätigkeitsbericht zur Streitbeilegung vorgelegt. Insgesamt 21.548 Beschwerden wurden im Jahr 2024 bearbeitet. Dabei fällt auf: Beschwerden über Versicherungsvermittler sind mit 334 Fällen gering und zeigen kaum Veränderungen zu den Vorjahren.
Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken
Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.
Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt
Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.
Berufsunfähigkeitsversicherung 2025: Neue Rahmenbedingungen stärken Stabilität
Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt auch 2025 ein stabiler Schutz. Franke und Bornberg analysieren die Entwicklungen des Vorjahres und beleuchten die veränderten Rahmenbedingungen, darunter die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und neue Produktanpassungen.