Erstmals seit 2015 hat infinma wieder die Marktstandards für die private Pflegerentenversicherung ermittelt. In der aktuellen Untersuchung „Marktstandards in der Pflegerente – Stand 08/2020“ wurden alle am Markt angebotenen Tarife untersucht.
Nach der Einführung des 2. Pflegestärkungsgesetzes 2017 hat infinma nun erstmals wieder den Markt der privaten Pflegerentenversicherungen in Deutschland untersucht. Für diejenigen Marktteilnehmer, die sich ein verstärktes Interesse an Pflegerentenversicherungen erhofft hatten, sind die Ergebnisse ernüchternd: Waren es 2015 noch 20 Gesellschaften mit 61 Tarifen, die in der Untersuchung zu den Marktstandards berücksichtigt werden konnten, sind es in der aktuellen Untersuchung nur noch 9 Gesellschaften mit 39 Tarifen. Zudem überzeichnet die Zahl von 9 Anbietern die aktuelle Marktsituation deutlich, da allein zwei Lebensversicherer zugleich auch Produktgeber für vier weitere Absicherungsmodelle sind.
Leistungsauslöser, Pflegegrade und Leistungsgarantien
Die Analyse der Marktstandards in der Pflegerente basiert wie gewohnt auf der Erhebung aller zu einem Qualitätskriterium am Markt tatsächlich zu beobachtenden Ausprägungen. Die Ausprägung, die von den Anbietern in ihren Produkten am häufigsten verwendet wird, definiert den jeweiligen Marktstandard im Sinne eines Branchendurchschnittswertes.
Im Weiteren werden die Qualitätskriterien weder gewichtet noch aggregiert. Eine für den Kunden unterdurchschnittliche Regelung kann somit nicht durch eine besonders vorteilhafte Formulierung bei einem anderen Kriterium ausgeglichen werden.
Zu den aktuell von infinma verwendeten 18 Bewertungskriterien gehören unter anderem die Leistungsauslöser Demenz, ADL oder Pflegegrade, Leistungsbeschränkungen im Ausland oder Leistungsgarantien bei bestehender langfristiger Pflege.
85 Prozent der Tarife bieten eingeschränkte Rentenleistungen
Mit den erhobenen Marktstandards können sowohl Vermittler als auch Kunden feststellen, wie sich ein konkreter Pflegerententarif zum Markt verhält. Es ist aber auch möglich, einzelne Tarife direkt miteinander zu vergleichen. Die ermittelten Marktstandards in der Pflegeversicherung sind, anders als bspw. in der Berufsunfähigkeitsversicherung, aus Kundensicht nicht durchgehend positiv zu sehen. So bieten zum Beispiel rund 85 Prozent der Tarife keine uneingeschränkte Rentenleistung außerhalb der EU an, und bei etwa 74 Prozent der Produkte würden die anfallenden Reise- beziehungsweise Übernachtungskosten für die Untersuchung in der EU nicht übernommen.
Trotz eines weltweiten Versicherungsschutzes, den sämtliche der untersuchten Produkte laut Bedingungen anbieten, bedeuten diese Regelungen nicht unerhebliche Einschränkungen für Kunden, die ihren Ruhestand außerhalb der EU und einiger ausgewählter Drittländer verleben möchten.
Rente in Cornwall oder Miami
„Ob ein Altersruhesitz in Cornwall oder in Miami tatsächlich so exotisch ist, dass hier die Leistungen aus einer Pflegerentenversicherung eingestellt werden müssen, erschließt sich dem Kunden sicher nicht auf den ersten Blick." Dr. Jörg Schulz, Geschäftsführer bei infinma kommentiert die aktuellen Ergebnisse:
„Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Kontrast zur Berufsunfähigkeitsversicherung, in der 100 Prozent der Tarife einen weltweiten Versicherungsschutz anbieten, aber nur bei etwa 5 Prozent davon die anfallenden Reise- beziehungsweise Übernachtungskosten nicht übernommen werden.“
Bereits seit dem Jahr 2011 veröffentlicht infinma, das Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH in Köln, regelmäßig Marktstandards für Produkte der biometrischen Absicherung, bspw. der Berufsunfähigkeitsversicherung, und gibt damit sowohl Vermittlern und Maklern, aber auch Versicherungsgesellschaften wichtige Informationen über die am Markt üblichen und verbreiteten Regelungen in den jeweiligen Bedingungswerken.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Marktstandards in der S(BU): Hält die BU Winterschlaf?
Die BU scheint in vielen Häusern kaum weiterentwickelt zu werden. Dies aber mit Bedingungen die in der Breite auf relativ hohem Niveau sind. Unterschiede in den Produkten sind vor allem in den Detailregelungen zu einzelnen Kriterien zu finden.
infinma aktualisiert die Marktstandards in der BU
Derzeit werten die infinma-Analysten zu insgesamt 18 Kriterien aus, welche konkreten Ausprägungen es in den BU-Bedingungen gibt. Nach wie vor ist der Markt stark in Bewegung und so zählen Produkteigenschaften, die noch vor wenigen Jahren ein absolutes Highlight waren, inzwischen zu den Must-Haves.
infinma: 460 Tarife für BU-Marktstandards ausgewertet
Marktstandards Grundfähigkeiten: Viel Dynamik und Luft nach oben
infinma hat 132 Tarife der Grundfähigkeitsversicherung analysiert: 49 Produkte von 11 Anbietern erfüllen alle Anforderungen an die definierten Marktstandards und können ein Siegel erhalten.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Recyclingbranche unter Feuer: Warum Entsorger kaum noch Versicherungsschutz finden
Brände in Recyclinganlagen nehmen wieder zu – und mit ihnen die Prämien. Für Vermittler stellt sich die Frage: Wer bietet überhaupt noch tragfähigen Versicherungsschutz für diese Hochrisiko-Branche? Die Hübener Versicherung bleibt eine der letzten Adressen mit Branchenspezialisierung.
Insolvenzverfahren bei ELEMENT Insurance AG: Wie über 300.000 Verträgen abgewickelt werden sollen
Die ELEMENT Insurance AG muss nach Überschuldung und Rückversicherer-Aus abgewickelt werden. Über 300.000 Verträge wurden bereits beendet, die Schadenbearbeitung läuft weiter. Insolvenzverwalter Friedemann Schade setzt auf digitale Tools und konstruktive Lösungen – auch im Streit mit einem ehemaligen Dienstleister.
PKV bleibt 2025 stabil – doch Prävention bleibt politische Baustelle
Die private Krankenversicherung (PKV) zeigt sich zum Wahljahr 2025 widerstandsfähig und finanziell solide. Das geht aus der aktuellen SFCR-Studie von Zielke Research hervor: Die durchschnittliche Solvency-II-Quote liegt bei beachtlichen 515,55 Prozent. Kein einziges der untersuchten Unternehmen unterschreitet die gesetzlichen Kapitalanforderungen – ein Signal für Stabilität und Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten.
Wüstenrot & Württembergische trotzt Krisenjahr – starker Auftakt 2025 nährt Gewinnhoffnungen
Trotz massiver Unwetterschäden und steigender Kfz-Kosten hat die W&W-Gruppe 2024 mit einem Gewinn abgeschlossen – und startet 2025 mit starkem Neugeschäft optimistisch ins neue Jahr. Vorstandschef Junker sieht die Gruppe auf stabilem Kurs.