Die ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH hat den „Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung“ veröffentlicht. Laut diesem setzte sich im Geschäftsjahr 2019 der positive Trend in der Schaden-/Unfallversicherung weiter fort.
Dies ist auf eine vergleichsweise geringe Elementarschadenbelastung zurückzuführen, wodurch der versicherungstechnische Gewinn anstieg. Dieser fiel mit 4,7 Milliarden Euro sogar nochmals besser aus als im Vorjahr (4,1 Milliarden Euro).
Die Branche konnte auch beitragsseitig ihren Wachstumskurs fortsetzen und die Einnahmen um 3,2 Prozent auf mittlerweile 72,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 70,7 Milliarden Euro) steigern. Dies konnte die nur moderat auf 53,4 Milliarden Euro angestiegenen Versicherungsleistungen (Vorjahr: 52,5 Milliarden Euro) mehr als nur kompensieren.
Folgerichtig sank die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) von 94,1 Prozent auf rund 93 Prozent ab, was gerade im Vergleich zum Mehrjahresdurchschnitt 2010-2019 (96,3 Prozent) einen sehr guten Wert darstellt.
Die gute wirtschaftliche Situation der deutschen Schaden-/Unfallversicherer zeigt sich auch im „Ertrags- und Wachstumsindikator“. Darin wird die Combined Ratio als branchengängige Ertragskennzahl in Relation zur Zuwachsrate nach Verträgen gesetzt. Dabei erwiesen sich 2019 alle Zweige als sogenannte „vitale Ertragsträger“, wenngleich wachstumsseitig zum Teil nur knapp.
Hausrat, Haftpflicht und Unfall als Erfolgslieferanten
Neben der Hausratversicherung profilierten sich schadenseitig insbesondere die Haftpflichtversicherung und die Unfallversicherung als solide Erfolgslieferanten.
Zum Wachstum der Branche hat neben der Rechtsschutz- und der Haftpflichtversicherung insbesondere die Kraftfahrtversicherung beigetragen. Mit einer Combined Ratio, die weiterhin knapp unterhalb der 100-Prozent-Marke liegt, blieb das Geschäft im Marktdurchschnitt auch profitabel.
Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH und Autor der Untersuchung, erklärt:
„Einige Versicherer operieren allerdings bei dem derzeitigen Beitragsniveau bereits nahe oder in der Verlustzone. Der Raum für marktweite Beitragssenkungen ist daher schon unter normalen Umständen äußerst gering. Durch die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit, nicht zuletzt infolge der Corona-Pandemie, dürfte die Mehrzahl der Versicherer jedoch ohnehin eine ertragsorientierte Zeichnungspolitik statt eines Unterbietungswettbewerbs anstreben.“
Corona wirkt sich unterschiedlich aus
Zunächst dürfte das Neugeschäft in Zeiten der strikten Kontaktbeschränkungen über alle Zweige deutlich eingebrochen sein. Außer bei der Cyber-Versicherung, weil hier laut Dennis Wittkamp „die massive Ausweitung der mobilen Arbeit dafür gesorgt, dass sich viele Unternehmen stärker mit ihren IT-Risiken auseinandergesetzt und sich zeitnah einen Versicherungsschutz zugelegt haben“.
Mit Blick auf die Schadensituation sind neben der Betriebsschließungs- und der Kreditversicherung besonders die Rechtsschutz- und die Veranstaltungsausfallversicherung von den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen spürbar betroffen.
Zudem werden auch die Schäden im Bereich der D&O-Versicherung als Folge einer signifikant ansteigenden Zahl von Insolvenzen deutlich zunehmend. Wo entsprechende Absicherungen vorliegen, werden Insolvenzverwalter womöglich versuchen, die ehemaligen Geschäftsleiter in die Haftung zu nehmen.
Positive Auswirkungen auf die Schadenbelastung erwartet Dennis Wittkamp hingegen aufgrund der teilweise stark rückläufigen Zahlen von Verkehrs-, Sport- und Freizeitunfällen. Hierdurch profitierten vor allem Unfall-, Hausrat-, Privathaftpflicht- oder auch Kfz-Versicherungen. Aus diesem Grund werden der Sparten- und noch viel mehr der Kundenmix entscheidend dafür sein, wie die einzelnen Unternehmen sich 2020 infolge der Corona-Maßnahmen behaupten. Assekurata geht davon aus, dass Gesellschaften mit Schwerpunkten in Gewerbe und Industrie schwerer betroffen sind als Privatkundenversicherer.
Corona dürfte den Wachstumskurs bremsen
Die unsichereren wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie erschweren einen verlässlichen Branchenausblick auf das Geschäftsjahr 2020. Die Rating-Agentur geht davon aus, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Lockdowns vor allem Industrie- und Gewerbeversicherer treffen, während die Belastungen im Privatkundengeschäft deutlich geringer zu spüren sein werden.
Denn der weitere Geschäftsverlauf wird maßgeblich davon abhängen, in welcher Form und wie schnell sich die gesamtwirtschaftliche Situation wieder normalisiert.
Dennis Wittkamp sagt:
„Auch unter der Annahme, dass bereits im dritten Quartal eine massive wirtschaftliche Erholung einsetzt, werden die wirtschaftlichen Spuren des Lockdowns am Jahresende deutlich zu erkennen sein. Selbst in diesem Falle rechnen wir nur mit einem äußerst geringen marktweiten Beitragswachstum. Realistischer erscheinen Szenarien, die am Ende auf kein beziehungsweise ein negatives Wachstum hinauslaufen.“
Ertragsseitig dürften die Folgen im Geschäftsjahr 2020 für die Branche hingegen weniger gravierend sein.
Dennis Wittkamp erklärt:
„Die Zeiten neuer Rekordergebnisse sind zwar vorerst vorbei, aufgrund der positiven Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen auf Schäden und Provisionszahlungen rechnen wir allerdings nicht damit, dass ein großer Teil der Versicherer in die Verlustzone rutscht.“
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