Im März wurde ein Kreditmoratorium beschlossen, wonach Privatpersonen, die durch die Coronakrise in finanzielle Schieflage geraten sind, bei Krediten die Zahlung von Tilgung und Zinsen aufschieben können.
Allerdings halten sich laut dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) nicht alle Banken und Sparkassen daran. So verlangt eine Volksbank in Nordrhein-Westfalen laut Verbraucherbeschwerde auch während der gesetzlich eingeräumten Aussetzung des Kredites weiterhin Zinszahlungen. Und auch der Bundesverband Deutscher Banken (BdB) empfiehlt Kreditinstituten trotz Kreditaussetzung auf Zinszahlungen zu bestehen.
Deswegen fordert der vzbv die Bundesregierung auf, gegenüber Banken und Sparkassen klarzustellen, dass sie sich in der Coronakrise nicht an ihren Kunden bereichern dürfen.
Klaus Müller, vzbv-Vorstand, sagt:
„Es darf nicht sein, dass sich Banken während der Krise an Verbraucherinnen und Vebrauchern bereichern. Wenn Geldinstitute trotz des Kreditmoratoriums Zinsen von ihren Kunden verlangen, ist das unsittlich und das Gegenteil dessen, was der Gesetzgeber wollte. Verbraucher sind durch die Corona-Krise unverschuldet in zum Teil existenzielle wirtschaftliche Nöte geraten. Sie brauchen nun Luft zum Atmen, nicht ungerechtfertigte Belastungen und steigende Schuldenberge. Wir fordern an dieser Stelle klare Kante von Finanzminister Scholz und Verbraucherschutzministerin Lambrecht. Sie müssen den Banken klarmachen, was rechtlich gilt.“
Durch das Kreditmoratorium müssen Verbraucher Kredite innerhalb einer vorerst dreimonatigen Aussetzungsperiode nicht bedienen. Dem Gesetz zufolge dürfen Banken demnach auch keine Zinsen verlangen. Alle Kreditzahlungen bleiben der Höhe nach gleich, werden aber um mindestens drei Monate nach hinten verschoben.
Zinsen führen zur Mehrbelastung
Der Bundesverband deutscher Banken als Interessenvertretung der privaten Banken vertritt jedoch die Auffassung, dass innerhalb dieser Aussetzungsperiode weiter Zinsen anfallen. Zudem hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen einen Fall dokumentiert, in dem eine Volksbank Zinsen trotz Stundung von einem Kunden verlangt.
Nach Auffassung des vzbv verstößt diese Praxis gegen das Kreditmoratorium. Auch der Gesetzesbegründung ist zu entnehmen, dass den Verbrauchern keine Kosten oder Entgelte entstehen sollen. Weiterlaufende Zinsen während der Aussetzung würden das Darlehen insgesamt teurer machen und wären somit eine Mehrbelastung, die der Gesetzgeber ausdrücklich vermeiden wollte.
Klaus Müller dazu:
„Banken profitieren in der aktuellen Krise an vielen Stellen von den großzügigen Hilfen der Politik. Sie sollten auch Kreditnehmern ermöglichen, wirtschaftlich heil durch die nächsten Monate zu kommen. Der Versuch, sich an den Kunden zu bereichern, ist dreist und muss unterbunden werden.“
Themen:
LESEN SIE AUCH
Vorfälligkeit: vzbv fordert nachvollziehbare Berechnung
KfW-Förderung "Jung kauft Alt" startet am 3.9.24
Das KfW-Förderprogramm "Jung kauft Alt" richtet sich an Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind, die eine Bestandsimmobilie mit niedrigem Energiestandard erwerben und sich verpflichten, diese energetisch zu sanieren. Das maximale Haushaltseinkommen darf 90.000 Euro bei einem Kind, zuzüglich 10.000 Euro je weiteres Kind, nicht überschreiten.
Licht und Schatten der Zinswende
Während die Anbieter an der Marktspitze mit immer höheren Zinsen um Spargelder konkurrieren, zahlen rund 222 Banken und Sparkassen weiterhin keine Tagesgeldzinsen. Die größten Nachteile haben aber Kreditnehmer: Zinssätze für Ratenkredite sind heute mehr als doppelt so wie noch vor einem Jahr.
Hohe Energiepreise: Banken rechnen mit mehr Kreditausfällen
Die schwierige Konjunkturlage und hohen Energiepreise werden sich nach Einschätzung deutscher Banken spürbar auf die Kreditvergabe auswirken sowie zahlreiche Kreditausfälle nach sich ziehen. Der Anteil der Banken, die mehr Kredite vergeben wollen, sinkt im Vergleich zum Vorjahr drastisch.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Goldpreis erreicht neuen Rekordwert
Der Goldpreis hat mit 3.600 US-Dollar je Feinunze ein neues Allzeithoch erreicht. Welche Faktoren die Rallye treiben – und warum Analystin Sarah Schalück von der apoBank den Trend noch lange nicht am Ende sieht.
Globale Renditeanstiege: Langläufer geraten unter Druck
Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen steigen weltweit auf neue Höchststände. Der Kapitalmarkt signalisiert: Die Phase fiskalischer Schonung ist vorbei. Emissionsdruck, politische Unsicherheiten und strukturelle Zweifel an der Schuldentragfähigkeit erzwingen eine Neubewertung. Was Anleger jetzt erwarten – und Staaten herausfordert.
KI-Aktien: Ist der Hype überschritten – oder beginnt Europas Chance?
Die KI-Euphorie hat die Börsen im Griff – doch wie tragfähig sind die Bewertungen von Nvidia, Microsoft & Co.? Während US-Tech dominiert, eröffnen sich in Europa Chancen abseits des Rampenlichts. Mike Judith, Partner und Chief Sales Officer bei TEQ-Capital, ordnet den Markt ein – und zeigt, wo Anleger jetzt genau hinschauen sollten.
Depotbanken verwahren fast 3 Billionen Euro
Die Verwahrstellen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2025 fast 3 Billionen Euro für Fonds verwahrt – ein neuer Rekord. Doch hinter dem Wachstum steht auch eine deutliche Marktkonzentration: Fünf Anbieter dominieren fast 70 Prozent des Geschäfts.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.