map-report analysiert die Bilanzen deutscher Lebensversicherer

map-report analysiert Bilanzen deutscher Lebensversicherer
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Die deutschen Lebensversicherer haben ihre Beitragseinnahmen 2018 gesteigert. In Folge dessen sind die verdienten Bruttobeiträge 2018 insgesamt deutlich gewachsen. Das zeigt der map-report 911 „Bilanzanalyse deutscher Lebensversicherer“ von Franke und Bornberg.

So liegt der Zuwachs mit einer Steigerungsrate von 2,6 Prozent auf 88,28 Milliarden Euro mit 2,20 Milliarden Euro deutlich über dem schwachen Vorjahr.

In Übersichten zu insgesamt 82 Versicherern präsentiert der map-report 911 Charts zu klassischen Bilanzkennzahlen wie Nettorendite, Verwaltungskosten- und Abschlusskostenquote, Beitragseinnahmen, Marktanteilen, Stornoquoten und weiteren Kennziffern zu Bestands- und Neugeschäftsentwicklungen als Analyseschwerpunkt.

Reinhard Klages, Chefredakteur des map-reports, dazu:

„Die anhaltende Niedrigzinsphase, die zunehmende Digitalisierung und der enorme Kostendruck schaffen große Herausforderungen für Versicherungsunternehmen. Eine sorgfältige Analyse auf Anbieter- und Produktebene gewinnt daher immer mehr an Bedeutung, wenn es um die Auswahl eines passenden Vertrages geht.“

Versicherer mit höchstem Zuwachs

Die Ergo Vorsorge konnte relativ betrachtet die Beitragseinnahmen um 66,1 Prozent auf 367,8 Millionen Euro am deutlichsten ausbauen. Grund ist die Bestandsübertragung der Ergo auf die Ergo Vorsorge von 121.982 Verträgen zum 1. Januar 2018.

Dahinter folgt die Neue Bayerische Beamten mit einem Wachstum von 24,4 Prozent auf 199,6 Millionen Euro.

Die myLife hat Plus von 21,2 Prozent auf 146,0 Millionen Euro und dürfte dabei vor allem durch die erfolgte Übernahme eines Teilbestandes von 27.235 fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen der AXA profitiert haben.

Verdiente Bruttobeiträge in der Übersicht

Bestände weiterhin rückläufig

Die Lebensversicherer konnten auch im vergangenen Jahr den Bestandsabrieb nicht stoppen. Der Verlust von rund 975.000 Hauptversicherungen lag nur unwesentlich unter dem Wert für 2017 (minus 1,06 Millionen Verträge). Ihren Zenit hatten die Lebensversicherer mit 93,96 Millionen Verträgen im Jahr 2004 erreicht. Seitdem sind ihnen 11,40 Millionen Policen abhandengekommen.

Die kapitalbildende Lebensversicherung (KLV) hat mit 18,3 Millionen Verträgen inzwischen nur noch einen Anteil von 22,1 Prozent am Gesamtbestand. Das sind 6,0 Prozent weniger (1,17 Millionen Policen) als im Vorjahr. Lediglich bei Targo und Condor war der Bestand zum Jahrendende 2018 noch nennenswert höher als 2017.

Ein ähnliches Szenario zeigt sich auch bei den Kollektivversicherungen. Zum Jahresende ging die Zahl der Bestandspolicen um 0,44 Millionen auf 14,84 Millionen zurück. Das entspricht einem Verlust von 2,9 Prozent. Der Anteil an den Hauptversicherungen verringerte sich von 18,3 auf 18,0 Prozent.

Insgesamt gelang es 20 Anbietern den Bestand auszubauen, wenn teilweise auch nur marginal. Der Löwenanteil entfiel dabei mit 141.274 Verträgen auf den Branchenriesen Allianz. Mit deutlichem Abstand folgen Signal Iduna (25.600), Alte Leipziger (12.863) und Swiss Life (8.187).

Bei der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung (BUZ) bracht seit dem Jahr 2004 der Bestand von 15,4 auf knapp 11,8 Millionen Verträge zum Ende des Jahres 2018 ein. Allein im vergangenen Geschäftsjahr schrumpfte der Bestand um 2,8 Prozent beziehungsweise 344.000 Verträge. Dabei ging bei der Alte Leipziger der Bestand um 67.574 Verträge zurück, Ergo verzeichnete ein Minus von 41.532, Nürnberger von 23.384 und Zurich von 16.809 Policen.

Nur zehn Anbieter schafften es, den Bestand um insgesamt 29.638 Verträge ausbauen. Allen voran die AachenMünchener mit 16.913 Policen.Übersicht: Bestand BU und IZV

Geringfügig positive Entwicklungen bei RV, RLV und LV

Die Entwicklungen bei den anderen Versicherungsarten waren geringfügig positiv. In der Rentenversicherung konnte der Bestand um circa 114.000 auf 24,7 Millionen Verträge aufgestockt werden. Mit einem Anteil von 29,9 Prozent haben Rentenverträge inzwischen den mit Abstand größten Anteil am Bestand. Die Allianz hält allein 20,2 Prozent des gesamten Branchenbestandes.

Der Zuwachs bei den Risiko-Lebensversicherungen (RLV) lag bei knapp 204.000 Verträgen. Dies entspricht einer Steigerung von 2,1 Prozent. Die Targo bleibt hier mit fast 1,4 Millionen Policen im Bestand weiterhin unangefochtener Marktführer und hält 14,1 Prozent des gesamten Bestandes.

Die sonstigen Lebensversicherungen konnten mit einem Plus von 318.274 auf insgesamt rund 15,0 Millionen Policen verzeichnen. Nach 17,6 Prozent im Vorjahr betrug der Anteil am Gesamtgeschäft Ende 2018 18,2 Prozent. Der mit Abstand größte Anbieter ist hier die AachenMünchener mit 3,15 Millionen Verträgen im Bestand und einem Anteil am gesamten Bestand der Branche von 21,0 Prozent.

Erfolgreiches Neugeschäft

Mit 5,10 Millionen verkauften Verträgen in der Hauptversicherung wurden 141.290 Policen mehr als im Vorjahr abgesetzt (+2,9 Prozent). Die laufenden Beitragseinnahmen lagen mit 3,38 Milliarden Euro 2,0 Prozent über dem Vorjahreswert. Das Einmalbeitragsgeschäft legte um 8,1 Prozent auf 20,68 Milliarden Euro zu.

Dabei hat die KLV mit 7,0 Prozent den geringsten Anteil am Neugeschäft nach eingelösten Versicherungsscheinen. Knapp 360.000 Verträge wurden verkauft. Der Trend war dabei jedoch positiv. So wurden 14.000 Policen mehr als im Vorjahr abgesetzt (4,1 Prozent). Das höchste Neugeschäft mit 66.970 Verträgen hatte 2018 wie in den Vorjahren die Targo, gefolgt von Ergo Direkt mit 50.500 Policen, Allianz und R+V mit 35.197 beziehungsweise 18.990 sowie Ideal mit 17.675 eingelösten Versicherungsscheinen.

Rentenversicherungen hatten im Jahr 2018 mit 21,2 Prozent und 1,08 Millionen eingelösten Verträgen nicht den höchsten Neugeschäftsanteil. Im Vergleich wurden 33.405 Policen mehr als im Vorjahr verkauft. Der negative Trend der Vorjahre hat sich somit umgekehrt. Die erfolgsreichsten Verkäufer kamen aus den Reihen der Allianz (274.866 Verträge), R+V (81.427 Verträge) und Debeka (58.747 Verträge). Die Allianz (24.226), Ideal (10.911), R+V (10.911) und Nürnberger (8.294) konnten dabei das Neugeschäft im Vergleich zum Vorjahr am erfolgreichsten forcieren.

Übersicht: Eingelöste Versicherungsschein in der Rentenversicherung

Die RLV war das zweiterfolgreichste Produkt der deutschen Lebensversicherer. Der Neugeschäftsanteil betrug mit 1.171.896 verkauften Policen 23,0 Prozent.

Der Neugeschäftsanteil der sonstigen Lebensversicherungen bewegte sich mit 22,4 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau. Mit 231.720 verkauften Verträgen zeichnete die AachenMünchener knapp 20,2 Prozent des gesamten Neugeschäfts. Die Kollektiv-Versicherungen hatten im Jahr 2018 mit 26,4 Prozent wiederum den höchsten Neugeschäftsanteil an allen Arten der Hauptversicherungen. Dabei wurden mit 1.346.032 Policen fast 35.000 Verträge mehr als im Vorjahr verkauft.

Stornoquoten sind gesunken

Bis auf bei der RLV waren die Stornoentwicklungen in den einzelnen Sparten positiv. In der KLV lag das Storno – auf die Anzahl der Verträge berechnet – mit 1,84 Prozent nochmals geringfügig unter dem Vorjahresniveau von 1,85 Prozent. Die höchste Stornoquote mit 3,82 Prozent verzeichneten fondsgebundene Verträge, gefolgt von Risiko-Lebensversicherungen mit 3,28 Prozent. Bei Renten- und Kollektiv-Versicherung wurde die bereits niedrige Stornoquote ebenfalls gesenkt. Bei Rentenverträgen ging die Quote von 2,59 auf 2,54 Prozent zurück, für Kollektivverträge von 2,46 auf 2,39 Prozent. Insgesamt sinken die Stornoquoten seit über zwei Dekaden.

Storno in den Sparten

Über alle Produktgruppen verzeichnete die Targo das höchste Storno mit einer Quote von 8,79 Prozent. Vor allem das Storno bei den Kollektiv-Versicherungen schlug hier zu Buche. Die Targo fiel mit hohen Kennzahlen beim KLV- (13,55 Prozent) und Renten-Storno (11,66 Prozent) auf.

Bei Rheinland (16,33 Prozent), Bayern-Versicherung (12,27 Prozent) und Ergo Direkt (11,28 Prozent) waren die Quoten der sonstigen Lebensversicherungen sehr hoch.

Auswirkungen der Korridormethode

Das im Oktober 2018 eingeführte Korridorverfahren wirkte nachhaltig auf die Bilanzen der Lebensversicherer, in dem es rückwirkend für das ganze Geschäftsjahr den Aufwand zur Erhöhung der Zinszusatzreserve (ZZR) reduzierte.

Die jetzt wieder aussagekräftigere Nettoverzinsung der Kapitalanlagen gemäß GDV-Kennzahlenkatalog erreichte 2018 einen Wert von 3,6 Prozent (Vorjahr: 4,5 Prozent). Vier Lebensversicherer wiesen eine höhere Nettorendite der Kapitalanlagen aus als im Vorjahr, 73 Anbieter reduzierten die Nettoverzinsung.

Die laufende Durchschnittsverzinsung erfasst alle laufenden Erträge und Aufwendungen aus Kapitalanlagen. Damit bleiben außerordentliche Erträge und Aufwendungen, etwa Gewinne aus dem Verkauf von Vermögensanlagen, Abschreibungen aufgrund von Kursverlusten sowie Sonderabschreibungen, unberücksichtigt. Mit einer Quote von 4,0 Prozent weist die Allianz die höchste Durchschnittsverzinsung aus, gefolgt von der myLife, Ideal und DEVK Eisenbahn mit jeweils 3,8 Prozent sowie Deutsche Ärzte und HanseMerkur mit 3,6 Prozent.

Übersicht laufende Durchschnittsverzinsung

Die aufgrund der ZZR nicht mehr zwingend zur Aufstockung der Deckungsrückstellungen gebundenen Mittel können, auch im Interesse der Kunden, der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) zugeführt werden. So stieg die RfB-Quote durchschnittlich von 7,38 auf 9,17 Prozent. In absoluten Werten wurden die RfB-Aufwendungen von 6,35 auf 8,10 Mrd. Euro aufgestockt.

 

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