Riester-Rente: Forscher sehen dringenden Reformbedarf

Unter dem Titel „Die Riester-Rente: ‚Abwracken‘ oder ‚Aufrüsten‘? – Evolution der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge – Möglichkeiten und Chancen“ hat das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) gemeinsam mit der Fondsgesellschaft DWS Group Reformvorschläge zur Verbesserung der Riester-Rente untersucht.

Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Riester-Rente hinsichtlich der Rentabilität, der Marktdurchdringung, der Kundengruppen, die sie erreichen sollte, sowie ihrer Verbreitung ein Erfolg ist.

Erfolg der Riester-Rente

So erreiche die Riester-Rente alle Bevölkerungsgruppen – insbesondere niedrige und mittlere Einkommensgruppen. Frauen werden sogar überproportional angesprochen.

Der Riester-Rendite-Index ergibt für das Jahr 2018 eine Rendite von 3,4 Prozent nach Kosten und Steuern. Zudem zeigen die Berechnungen der Forscher, dass die Netto-Rentenleistung nach Steuern die Netto-Einzahlungen im Alter von 78 Jahren übersteigt. Im Kollektiv der untersuchten Verträge erreichen die Riester-Rentenempfänger also etwa nach 14 Jahren die Gewinnzone. Aufgrund einer unterstellten Lebenserwartung von 86 Jahren folgen dann durchschnittlich 8 weitere Jahre Rentenbezug.

Professor Michael Hauer, Geschäftsführer des IVFP, dazu:

„Die Riester-Rente liefert gute Renditen und ist weiter verbreitet als andere Vorsorgeformen.

Unsere Studienergebnisse zu Verbreitung und Rendite sowie die Tatsache, dass sich fast 17 Millionen Sparer für die Riester-Rente entschieden haben, unterstreichen den Erfolg dieser Form der privaten Altersvorsorge. Statt mit neuen Instrumenten, die die Altersvorsorgelandschaft in Deutschland noch komplexer machen, gilt es jetzt die Riester-Rente sinnvoll zu reformieren.“

Dringender Reformbedarf

Aber die Forscher sehen – wie viele Verbände auch –auch dringenden Reformbedarf: So ist es nach wie vor sehr komplex, abzuklären, wer unmittelbar berechtigt ist, die staatlichen Zuschüsse und Steuervorteile zu erhalten.

So muss laut den Forschern die Ausgestaltung der Fördersystematik und die laufende Verwaltung von Riester-Verträgen deutlich vereinfacht werden. Auch sollte die obligatorische Beitragsgarantie flexibilisiert und den Kunden die Wahlmöglichkeit gegeben werden, in chancenreichere Produkte zu investieren. Nach wie vor gäbe es aufgrund der verpflichtenden Beitragsgarantie eine viel zu geringe Tarifauswahl und -vielfalt in der Riester-Rente.

Abschaffung von unmittelbarer und mittelbarer Förderung

Dabei ist der Kern des Reformvorschlags der Studie die Abschaffung von unmittelbarer und mittelbarer Förderung. So solle, wer in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig oder sozialversichert ist, förderberechtigt sein und neben den Grund- und Kinderzulagen eine Förderung von mindestens 50 Prozent auf jeden Euro Eigenleistung erhalten. Diese würde die bisherige Steuerförderung ersetzen und fließen dann in die Verträge, statt auf das Girokonto.

Frank Breiting, Leiter private Altersvorsorge der DWS Group, sagt:

„Wir fordern Riester für alle, mehr Klarheit und weniger Bürokratie. Durch die Reformvorschläge könnte ein erheblicher zusätzlicher Betrag jedes Jahr in die Riester-Rente fließen, der heute schlichtweg nicht abgerufen oder als Steuergutschrift auf das Girokonto fehlgeleitet wird.“

Im Ergebnis sollten sich die zukünftigen Renten je nach Einkommensgruppe zwischen 30 und 38 Prozent erhöhen. Die Ausweitung der Riester-Rente auf alle unbeschränkt Steuerpflichtigen und die ungekürzte Zahlung der vollen Kinderzulage ab 60 Euro Eigenleistung könnte die Rückforderungen von Zulagen weitgehend verhindern.

Zusammenfassung der Kernaussagen

Die Riester-Rente ist hinsichtlich Rentabilität, der Verbreitung und der Marktdurchdringung, in den Kundengruppen, die sie erreichen sollte, als Erfolg zu werten.

Aber: Die aktuelle Ausgestaltung muss dringend reformiert werden, um einen deutlich höheren Anteil der Förderung in die Verträge der Riester-Kunden zu bekommen.

Die Flexibilisierung der obligatorischen Beitragsgarantie würde darüber hinaus das Produktangebot vielfältiger und chancenreicher machen.

Weiterhin sollte die Fördersystematik so vereinfacht werden, dass jeder Kunde den Mehrwert unmittelbar versteht. Beispiel: Für jeden gezahlten Euro erhält man 50 Cent vom Staat.

Statt neuer Instrumente, die die Altersvorsorgelandschaft in Deutschland noch komplexer machen würden, sollte die Riester-Rente sinnvoll reformiert werden.