Globale Klimaerwärmung und die Bedeutung für den Unfallschutz

Wenn die Tage länger werden und steigende Temperaturen zu einem Sonntagspicknick oder einem Grillabend auf der heimischen Terrasse einladen, sind regelmäßig ungebetene Gäste zu Gast. Stechmücken und Zecken, diese kleinen und stets nach frischem Blut gierenden Minivampire aus dem Reich der Insekten und Spinnentiere, können einem den Sonntagsausflug oder auch die abendliche Einladung auf dem Balkon oder der Terrasse gründlich verleiden. Während sich die blutgierigen weiblichen Stechmücken mit einem hochfrequenten Summton, der einem in der Nacht den Schlaf rauben kann, ankündigen, pirschen sich Zecken auf der Suche nach einem Wirt still und leise an.

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Stechmuecke-1332382-PB-FotoshopTofsStechmuecke-1332382-PB-FotoshopTofs/ FotoshopTofs / pixabay.com

Die globalen klimatischen Veränderungen sind zwischenzeitlich auch in Deutschland zunehmend für Wetterextreme wie Tornados, Starkregen und Überflutungen verantwortlich. Unvergessen bleibt das Jahrhunderthochwasser der Elbe im Jahr 2002, das ganze Städte und Regionen in den Ausnahmezustand versetzte und die Notwendigkeit einer Elementarversicherung deutlich unterstrich. Fast jedes Jahr wird Deutschland regional von Naturereignissen getroffen. Erst kürzlich mit den Unwettern der ersten Junitagen. Allerdings zeichnen die Folgen der Klimaerwärmung nicht nur für Elementarschäden, sondern auch für die Ausbreitung heimischer und die Einwanderung ausländischer Tier- und Pflanzenarten verantwortlich. Ein exemplarisches Beispiel für den Eintrag giftiger Pflanzen findet sich mit dem Riesen-Bärenklau, der auch als Herkulesstaude bezeichnet wird. Diese Pflanze war ursprünglich im Kaukasus beheimatet und hatte als Zierpflanze den Weg nach Mitteleuropa gefunden. Angeblich hatte der russische Zar Alexander I. dem Fürsten Metternich anlässlich eines Treffens auf dem Wiener Kongress im Jahr 1815 eine Vase voller Bärenklau-Samen geschenkt, die der Fürst in seinem Ziergarten einpflanzen ließ.

Unterschätzte Auswirkungen auf die Gesundheit

Wie auch immer der Bärenklau den Weg nach Mitteleuropa gefunden hat, vor einem Hautkontakt mit dieser Pflanze kann nur eindringlich gewarnt werden. In den Pflanzenteilen finden sich sogenannte Furocumarine, die durch Hautkontakt übertragen und bei Bestrahlung mit Sonnenlicht phototoxische Reaktionen hervorrufen, die im klinischen Bild wie Verbrennungen ersten und zweiten Grades aussehen. Eine Begegnung, die vor allem für Kleinkinder höchst gefährlich ist und irreversible Hautschädigungen, aber auch einen Kreislaufschock  zur Folge haben kann.

Während der Bärenklau mit einer Wuchshöhe von bis zu drei Metern als imposante Erscheinung dominiert, ist ein Einwanderer aus Nordamerika eher unscheinbar. Das Beifuß-Traubenkraut ist eine zumeist unauffällige Pflanze, deren Pollen allerdings zu den stärksten Allergenen zählen, die Allergiker extrem belasten können. Der Klimawandel begünstigt das Ausbreiten des Traubenkrauts, das in der botanischen Nomenklatur als Ambrosia artemisiifolia bezeichnet wird. Auch wenn es so gar keine Gemeinsamkeit mit der gleichnamigen Speise der Götter hat.

Anstieg bei den Neuerkrankungen

Während sich der Bärenklau und das Beifuß-Traubenkraut schon vor über 100 Jahren in Deutschland häuslich eingerichtet haben, entdeckten einige andere Einwanderer unsere Republik erst in den letzten Jahren für sich. So hat beispielsweise die in den Tropengebieten Süd- und Südostasiens beheimatete Asiatische Tigermücke Anfang der 1990er Jahre vermutlich in Italien den europäischen Kontinent erreicht. Auch diese Stechmücke ist für ihre Vermehrung auf Blut angewiesen. Bei einem Stich kann sie ihre Untermieter, das Dengue- und Chikungunya-Virus, auf den Menschen übertragen. Nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation erkranken jedes Jahr geschätzte 100 Millionen Menschen an Denguefieber; britische und deutsche Wissenschaftler bezifferten die jährlichen Neuerkrankungen mit 390 Millionen Patienten.

Allerdings profitieren nicht nur tierische Einwanderer von der Erwärmung unseres Klimas. Auch heimische Tierarten, wie zum Beispiel der Gemeine Holzbock, haben ihren Lebensraum aufgrund gestiegener Temperaturen erweitern können. Auch die zu den Spinnentieren zählenden Zecken haben in vielen Fällen mit Borrelien und FSME-Viren höchst unangenehme Untermieter im Gepäck. Während einer Infektion mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis mit einer Impfung vorgebeugt werden kann, kann eine Borrelioseinfektion nur therapiert werden.

Unfallschutz leistet nicht immer

An dieser Stelle kann und muss nun die Brücke zur privaten oder auch betrieblichen Unfallversicherung geschlagen werden. Nach Ziffer 5.2.4 der Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen (AUB 2014 i.d.F. vom 25.03.2014) des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. sind Infektionen, ausgenommen Tollwut und Wundstarkrampf, aus dem Versicherungsschutz ausgeschlossen. Ein Ausschluss besteht auch für Infektionen, die durch geringfügige Unfallverletzungen, wie zum Beispiel einem Zeckenstich, übertragen werden.

Natürlich haben viele Unfallversicherer auf einen veränderten Versicherungsbedarf reagiert und beispielsweise in ihren Premiumtarifen auch das Risiko einer durch einen Zeckenstich übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis oder Borreliose dem Versicherungsschutz unterstellt. Eine etwas andere Situation findet sich bei der Absicherung von Virus-Infektionen. Während Premiumtarife beispielsweise auch Cholera-, FSME-, Gelbfieber-, Gürtelrose- oder Malaria-Infektion als versicherte Risiken listen, wird die Luft bei der Absicherung von Dengue- und Chikungunya-Fieber bereits deutlich dünner. Natürlich benötigen auch die (Rück-) Versicherer Zeit für eine Adaption ihrer Tarife auf neue Rahmenbedingungen. Auch wenn im Augenblick das Risiko einer Infektion mit Dengue- oder Chikungunya-Fieber in Deutschland noch gering ist, muss das so nicht bleiben. Der Klimawandel schreitet weiter fort und schafft damit neue Lebensräume auch für tropische Infektionskrankheiten. In diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen, dass Deutschland bis 1920 auch die Heimat der Anopheles-Mücke und der Malaria war.

Praxistipp

Urlaubszeit ist Reisezeit und viele Ihrer Kunden starten in Kürze in den wohlverdienten Sommerurlaub. Nehmen Sie die nächste Urlaubsreise Ihrer Kunden zum Anlass, um das Thema Unfallversicherung zu thematisieren. Sofern Ihre Kunden diesen Versicherungsschutz noch nicht haben, ist die nächste Reise eine gute Gelegenheit den persönlichen Versicherungsschutz mit Ihrer Hilfe qualifiziert zu ergänzen. Allerdings schlummern in nicht wenigen Versicherungsordnern von Kunden Unfallversicherungspolicen, die dringend einer Neuordnung bedürfen. So oder so, in jedem Fall besteht Handlungsbedarf und Ihre Expertise ist gefordert. Das Team von AssekuranZoom wünscht viel Erfolg bei der Kundenberatung.

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