Vergleichsportale: Bundeskartellamt nennt sieben Problemfelder

Das Bundeskartellamt hat im Abschlussbericht seiner Sektoruntersuchung zu Vergleichsportalen im Internet verschiedene Problemfelder aufgezeigt und fordert neue Kompetenzen.

(PDF)
Frau-Laptop-166077281-FO-Teodor-LazarevFrau-Laptop-166077281-FO-Teodor-LazarevTeodor Lazarev / fotolia.com

Das Bundeskartellamt kann im Bereich Verbraucherschutz Untersuchungen durchführen – eine Befugnis, etwaige Rechtsverstöße auch per behördlicher Verfügung abzustellen, ist damit bislang hingegen nicht verbunden.

Andreas Mundt sagt:

„Zivilklagen und Regulierung allein bieten für derartige Probleme keine effektive Lösung. Die Möglichkeiten der zivilrechtlichen Durchsetzung des Verbraucherschutzes sind durch Nachweisprobleme und mangelnde Breitenwirkung begrenzt. Regulierung ist hingegen statisch und oft nicht geeignet alle Fallkonstellationen richtig zu erfassen. Mit punktuell erweiterten Kompetenzen könnte das Bundeskartellamt das bereits geltende allgemeine Verbraucherrecht in konkreten Einzelfällen zügig und zielgerichtet durchsetzen.“

Sieben verschiedene Problemfelder

Wichtige Anbieter fehlen

Während in einigen Bereichen der Marktabdeckungsgrad der Portale sehr hoch ist, werden insbesondere in den Bereichen Versicherungen und Hotels teilweise wichtige Anbieter nicht in den Vergleich einbezogen. Diese wesentliche Information wird nur von einigen Portalen – zum Beispiel mit einer Negativliste – für den Verbraucher hinreichend transparent gemacht.

Gezahlte Provision beeinflussen Ranking

Die Reihenfolge des Rankings wird bei Hotels auch von der Höhe der von den verschiedenen Anbietern gezahlten Provision mitbeeinflusst. Stellen die Portale den Empfehlungscharakter eines solchen Rankings heraus, kann dies den Verbraucher in die Irre führen. Daran ändern auch die oftmals sehr allgemeinen oder versteckten Hinweise auf die Berücksichtigung der Provisionshöhe nichts.

Keine Provision – ausgeblendet

Vor allem im Bereich Energie blenden einige Portale beim Erstranking bestimmte Angebote aus, weil diese für den Verbraucher nachteilig sein könnten oder aber – ohne dass dies für den Verbraucher deutlich wird – weil das Portal hierfür keine Provision erhält.

Werbung auf „Position 0“

Beim Vergleich von Energie- und Telekommunikationstarifen stellen viele Portale einzelne Angebote vor dem eigentlichen Ranking dar („Position 0“) und erhalten hierfür teilweise Zahlungen von den Anbietern, ohne dass der Verbraucher darüber informiert wird, dass es sich hierbei um Werbungbeziehungsweise eine Anzeige handelt.

Knappheiten und Exklusivangebote

Hinweise der Portale auf Knappheiten, Vorteile oder Exklusivangebote sind teilweise missverständlich formuliert und können Verbraucher vor allem im Reisebereich aber auch in anderen Branchen unter Druck setzen beziehungsweise falsche Erwartungen wecken.

Bewertung nur bei erfolgreichem Abschluss

Bewertungen stammen in den untersuchten Branchen in der Regel nur von Nutzern, die erfolgreich über das Portal einen Abschluss getätigt haben, sodass Fälschungen erschwert werden, aber gleichzeitig die Bewertungsbreite eingeschränkt ist.

Kooperationen zwischen Vergleichsportalen

In sämtlichen Branchen existieren Kooperationen zwischen verschiedenen Vergleichsportalen bei Datenbasis und Tarifrechner. Diese können zwar zur Verbreitung von Vergleichsmöglichkeiten beitragen, aber auch dazu führen, dass gleiche Suchergebnisse bei vermeintlich eigenständigen Portalen vom Verbraucher irrig als Bestätigung der Empfehlungen interpretiert werden.

Zum Teil kommt es hier zu verbraucherschädigenden Irreführungen, Transparenzverstößen oder Schleichwerbung.

Stellungnahmen von Vergleichsportalen & Co.

Das Bundeskartellamt hat zu dem im Dezember 2018 veröffentlichten Konsultationspapier ungefähr 30 Stellungnahmen von Vergleichsportalen, Anbietern, Verbänden, Behörden und Verbrauchern erhalten und ausgewertet. Die grundsätzlichen Feststellungen und Bewertungen, die das Bundeskartellamt in seinem Konsultationspapier getroffen hat, sind dabei weitgehend unbestritten geblieben.

Viele Portale haben allerdings die Besonderheiten und Vorteile der eigenen Seite herausgestellt und betont, dass der Verbraucher über die Funktionsweise des Portals bereits hinreichend informiert werde.

Einzelne Portale haben auch bereits Änderungen auf ihren Seiten vorgenommen, die den Kritikpunkten des Bundeskartellamtes Rechnung tragen. Seitens der Portale wurde zudem davor gewarnt, Online-Vertriebskanäle strengeren Vorgaben zu unterwerfen als den vergleichbaren Offline-Vertrieb.

Vertreter der Anbieterseite haben hingegen kritisiert, dass die Objektivität und die Transparenz der Portale unzureichend seien und der Verbraucher zu Fehlentscheidungen verleitet werde. Von verschiedenen Anbietern sowie Verbrauchern wurden zudem weitere Probleme benannt, die seitens des Bundeskartellamtes untersucht werden sollten.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Business man explaining terms of contract to his clients in theBusiness man explaining terms of contract to his clients in the
Marketing & Vertrieb

Abschluss über den Makler oft günstiger als online

Immer mehr Menschen in Deutschland schließen Versicherungen online ab, da sie im Internet günstigere Angebote als bei Maklern erwarten. Dabei wird oft außer Acht gelassen, welche Vorteile durch die persönliche Beratung und Betreuung sich langfristig für Kunden ergeben.

Shopping a new digital device. Happy couple buying a smartphone in store.Shopping a new digital device. Happy couple buying a smartphone in store.NDABCREATIVITY – stock.adobe.com
Marketing & Vertrieb

Versicherungen im Retail als Nebenprodukt

Der Schlüssel im Retail-Geschäft liegt darin, Versicherungen als Zusatzangebot im Paket mitzuverkaufen, wenn der Kunde etwas erwirbt, das ihm Freude bereitet. Dabei wird der Kunde direkt im Einzelhandel erreicht, wo er sich auch deutlich öfter und länger aufhält als im Makler-Büro.

Paar-Berater-Handschlag-189343748-AS-sebraPaar-Berater-Handschlag-189343748-AS-sebrasebra – stock.adobe.com
Marketing & Vertrieb

PKV: Neukunden und Wechsler gewinnen

Angesichts des rückläufigen Gesamtgeschäfts in der Krankenvollversicherung (PKV) stehen die privaten Krankenversicherer in einem scharfen Wettbewerb um Neukunden und um Bestandskunden.
Mann-Schach-232920695-AS-GajusMann-Schach-232920695-AS-GajusGajus – stock.adobe.com
Marketing & Vertrieb

Absatzpotenziale heben mit Omnichannel-Strategie

Viele Versicherer drücken noch immer nicht aufs Gaspedal, wenn es um eine multikanale Customer Journey geht. Damit lassen sie ein immenses Potenzial ungenutzt liegen. Wenn sie mehr in die Rolle des Wegbegleiters der Verbraucher wachsen und die einzelnen Vertriebskanäle on- und offline stärker verzahnen als bislang, können sie auf die Überholspur wechseln.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”
Ausgabe 03/25

„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”

Dr. Florian Sallmann
"Schema F gibt es nicht mehr"
Ausgabe 10/24

"Schema F gibt es nicht mehr"

Michael Schillinger & Andreas Bahr
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht