88 Prozent der Bundesbürger sowie 75 Prozent der Richter und Staatsanwälte in Deutschland denken, dass Gerichtsverfahren viel zu lange dauern. Das geht aus dem ROLAND Rechtsreport 2019 des ROLAND Rechtsschutz hervor, der auf einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach basiert.
Positiv ist: Insgesamt haben 64 Prozent der Bürger sehr viel oder ziemlich viel Vertrauen in die deutschen Gerichte und Gesetze.
Überlastete Gerichte und uneinheitliche Rechtsprechung
Bürger, Richter und Staatsanwälte haben in einigen Punkten die gleichen Ansichten in Bezug auf das deutsche Justizsystem: So bezweifeln 61 Prozent der Bürger, aber auch 57 Prozent der Richter und Staatsanwälte, dass es eine einheitliche Rechtsprechung in Deutschland gibt. Vielmehr denken sie, dass das Strafmaß stark vom zuständigen Gericht abhängt.
82 Prozent der Richter und sogar 92 Prozent der Staatsanwälte klagen über zu wenig Personal an ihren Dienststellen. Fast zwei Drittel bezeichnen die technische Ausstattung am Arbeitsplatz als sehr schlecht oder eher schlecht. Und 64 Prozent haben den Eindruck, nicht genügend Zeit für ihre Rechtsfälle zur Verfügung zu haben.
Vier von fünf Bürgern halten ebenso die deutschen Gerichte für überlastet.
Schlechtere Rahmenbedingungen für gute Rechtsprechung
Aufgrund der fehlenden Ressourcen denken 57 Prozent der Richter und Staatsanwälte, dass sich die Rahmenbedingungen für eine gute Rechtsprechung in Deutschland in den vergangenen Jahren verschlechtert haben.
Bürger, die bereits persönliche Erfahrungen vor Gericht gemacht haben, äußern sich deutlich kritischer über die Justiz als Personen ohne Prozesserfahrung. Lediglich 21 Prozent von ihnen (Nicht-Prozessbeteiligte: 30 Prozent) denken, dass die Gerichte gründlich und gewissenhaft arbeiten – nur 22 Prozent stimmen der Aussage zu, dass an deutschen Gerichten alles mit rechten Dingen zugeht (Nicht-Prozessbeteiligte: 32 Prozent).
Gefühlte Sicherheit beim Datenschutz
Gerade die geltenden Datenschutzbestimmungen sind laut 35 Prozent der Befragten angemessen. 38 Prozent gehen sie sogar zu weit, sie halten sie für übertrieben.
Immerhin tragen die Bestimmungen dazu bei, dass sich jeder zweite Deutsche sehr gut oder gut durch die Datenschutzgesetze geschützt fühlt. Besonders sicher fühlt sich die Generation der unter 30-Jährigen: Von ihnen sagen 59 Prozent, dass sie sich (sehr) gut geschützt fühlen.
Strengere Vorgaben für Unternehmen verlangt
70 Prozent der Bundesbürger halten es für notwendig, dass die Politik strengere Vorschriften für Unternehmen durchsetzt, welche persönliche Daten ihrer Nutzer sammelt und speichert. Allerdings ist die Zahl trotz der jüngsten Datenschutzskandale im Vergleich von vor fünf Jahren gesunken. Da forderten noch 78 Prozent, dass die Politik gegenüber Unternehmen wie Google, Apple oder Facebook härtere Regeln aufstellen müsste.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Inflation und Energiepreise verunsichern "Generation Mitte"
Vor einem Jahr hat die mittlere Generation noch mit verhaltener Zuversicht nach vorn geschaut. Nur zwölf Monate später ist der Optimismus vollends verflogen: Die 30- bis 59-Jährigen blicken mit großer Sorge vor dem wirtschaftlichen Abstieg auf die kommenden Monate.
Vertrauen ins Rechtssystem leidet unter der Impffrage
Für Deutsche ist Schutz ihrer Daten wichtig
Mehr Rechtsstreitigkeiten in Folge von Verkehrsunfällen
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Der digitale Führerschein: Ambition trifft auf Realität
Deutschland bemüht sich erneut um die Digitalisierung hoheitlicher Dokumente. Doch das Projekt „Digitaler Führerschein“ steht exemplarisch für die Differenz zwischen politischem Anspruch und operativer Wirklichkeit.
Elterngeldbezug rückläufig – Geburtenrückgang und ökonomische Unsicherheiten als zentrale Einflussfaktoren
Im Jahr 2024 bezogen rund 1,67 Millionen Frauen und Männer in Deutschland Elterngeld – das entspricht einem Rückgang von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Haushaltspaket treibt Bundesanleihen in die Höhe
Die Ankündigung eines groß angelegten Infrastruktur- und Verteidigungsprogramms durch die deutsche Regierung hat die Märkte in Bewegung versetzt. Innerhalb von nur zwei Tagen sind die Renditen von Bundesanleihen um 40 Basispunkte auf 2,9 Prozent gestiegen. Mauro Valle, Head of Fixed Income bei Generali Investments, analysiert die Folgen für Investoren.
Weniger Niedriglöhne, kleineres Lohngefälle – Deutschland verdient besser
In den letzten zehn Jahren hat sich die Einkommensstruktur in Deutschland spürbar verändert. Laut einem aktuellen Bericht des Statistischen Bundesamtes ist die Niedriglohnquote gesunken, und das Lohngefälle zwischen Gering- und Besserverdienenden hat sich verringert.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.