Nur vier von zehn kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland verfügen über eine eigenständige Cyber-Police. Viele verlassen sich auf Teilleistungen anderer Policen – und unterschätzen damit das tatsächliche Risiko. Der neue Hiscox Cyber Readiness Report 2025 zeigt: Der Mittelstand bleibt bei der Absicherung digitaler Risiken weiter verletzlich.
Cyber-Angriffe gehören für deutsche Unternehmen längst zum Alltag. Laut dem aktuellen Hiscox Cyber Readiness Report 2025 erlebten mehr als zwei Drittel der befragten Betriebe im vergangenen Jahr mindestens einen Angriff auf ihre IT-Systeme. Trotz dieser Zahlen ist der Versicherungsschutz in vielen Fällen unzureichend. Nur rund 40 Prozent der Unternehmen verfügen über eine vollwertige Cyber-Versicherung. Weitere 38 Prozent glauben, über andere Policen wie die Betriebshaftpflicht ausreichend abgesichert zu sein – ein Trugschluss, der im Schadenfall teuer werden kann.
„Es herrscht noch zu viel Unklarheit über den Leistungsumfang einer vollwertigen Cyber-Versicherung“, betont Roman Potyka, Head of Product & Underwriting bei Hiscox Deutschland. Häufig überschätzten Unternehmen den Schutz von sogenannten Ausschnittsdeckungen oder einfachen Erweiterungen. Dabei könne nur eine eigenständige Police den gesamten Risikobereich erfassen – vom Verlust kritischer Daten über Betriebsunterbrechung bis hin zum Ausfall von Cloud-Diensten. Entscheidend sei nicht allein die finanzielle Absicherung, sondern auch der schnelle Zugriff auf spezialisierte Expertinnen und Experten für IT-Forensik, Datenschutz und Krisenkommunikation.
Die Studie zeigt zudem ein wachsendes Bewusstsein für Cyber-Gefahren: 97 Prozent der Befragten haben in den vergangenen zwölf Monaten konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit umgesetzt. Schulungen der Mitarbeitenden, die Einführung moderner Sicherheitssoftware und die regelmäßige Überprüfung von Schwachstellen stehen dabei im Fokus. Dennoch bleibt der Schutz häufig fragmentiert – weil Prävention und Versicherungsschutz nicht konsequent miteinander verzahnt werden.
Für Versicherer eröffnet sich damit ein breites Marktpotenzial. Während 14 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden Monaten eine Cyber-Police abschließen wollen, fehlt vielen noch die Orientierung, welche Deckungsbausteine tatsächlich relevant sind. Eine transparente Beratung und die Abgrenzung zu klassischen Haftpflicht- oder Sachversicherungen werden daher zunehmend zum Wettbewerbsfaktor.
Hiscox sieht insbesondere bei kleineren Betrieben Handlungsbedarf: Viele unterschätzen den Umfang möglicher Folgekosten nach einem Angriff – etwa durch den Verlust sensibler Kundendaten oder behördliche Meldepflichten. Hinzu kommen Image-Schäden und Vertrauensverluste, die sich kaum beziffern lassen. Der Report macht deutlich, dass Cyber-Versicherungen nicht mehr als optionaler Zusatz gelten können, sondern als strategischer Bestandteil eines umfassenden Risikomanagements.
Für die kommenden zwölf Monate planen laut Studie 95 Prozent der befragten Unternehmen, ihre Investitionen in Cyber-Sicherheit zu erhöhen – ein Drittel davon signifikant. Diese Entwicklung dürfte den Wettbewerb zwischen Security-Anbietern und Versicherern weiter beleben. Klar ist jedoch auch: Ohne Bewusstseinswandel und abgestimmte Schutzstrategien bleibt die Cyber-Resilienz vieler Betriebe in Deutschland lückenhaft.
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