Künstliche Intelligenz gilt vielen Unternehmen als Schlüssel zu mehr Cyber-Sicherheit. Doch dieselben Technologien, die Schutz versprechen, eröffnen auch neue Angriffswege. Der Hiscox Cyber Readiness Report 2025 zeigt: KI ist längst zum doppelten Risiko- und Chancenfaktor geworden.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändert das Sicherheitsgefüge in Unternehmen grundlegend. Laut dem aktuellen Hiscox Cyber Readiness Report 2025 sehen 77 Prozent der befragten deutschen Betriebe in KI eine Chance, ihre Cyber-Sicherheit zu verbessern – etwa durch automatisierte Bedrohungserkennung oder die Analyse von Angriffsmustern in Echtzeit. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass dieselbe Technologie zunehmend von Cyber-Kriminellen genutzt wird, um ihre Methoden zu verfeinern.
Bereits 62 Prozent der befragten Unternehmen vermuten, im vergangenen Jahr Opfer KI-gestützter Angriffe geworden zu sein. Eindeutig nachweisen lässt sich dies oft nicht – doch die Qualität vieler Phishing-Mails, Deepfakes und Social-Engineering-Versuche hat sich spürbar verbessert. Besonders tückisch: KI-Systeme ermöglichen Angriffe, die gezielter, glaubwürdiger und schwieriger zu erkennen sind als herkömmliche Methoden.
Die größten Risiken sehen die Befragten in der unbefugten Übernahme sensibler Daten durch KI (22 Prozent), in kompromittierten Modellen (21 Prozent) und im Missbrauch von Drittanbieter-Tools (20 Prozent). Für die kommenden fünf Jahre erwarten 61 Prozent, dass KI-basierte Malware und Phishing-Attacken die bedeutendste Bedrohung darstellen werden. Die Trennlinie zwischen Verteidiger und Angreifer verwischt – und mit ihr das Vertrauen in digitale Inhalte.
„Cyber-Kriminelle nutzen die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz voll aus“, erklärt Roman Potyka, Head of Product & Underwriting bei Hiscox Deutschland. „Phishing-Mails werden immer authentischer, und die Manipulation sensibler Daten ist kaum noch zu erkennen. Deshalb ist es entscheidend, Mitarbeitende regelmäßig zu schulen und neue Angriffsmuster frühzeitig zu identifizieren.“
Für Versicherer bedeutet das wachsende Spannungsfeld zwischen Risiko und Prävention eine doppelte Herausforderung. Einerseits können KI-basierte Tools helfen, Schadendaten zu analysieren, Bedrohungen zu bewerten und Tarife dynamischer zu kalkulieren. Andererseits steigt die Notwendigkeit, Policen flexibel an neue Angriffsszenarien anzupassen.
Positiv stimmt, dass 95 Prozent der befragten Unternehmen planen, ihre Investitionen in Cyber-Sicherheit innerhalb der nächsten zwölf Monate zu erhöhen. Ein Drittel davon will deutlich aufstocken. Damit eröffnet sich nicht nur ein wachsender Markt für Security-Dienstleister und Versicherer, sondern auch ein wichtiger Lernprozess: Nur wer KI verantwortungsvoll integriert und zugleich kritisch überwacht, kann die Chancen nutzen, ohne neue Angriffsflächen zu schaffen.
Die Studie verdeutlicht: Die Zukunft der Cyber-Sicherheit wird maßgeblich durch den Umgang mit Künstlicher Intelligenz geprägt. Unternehmen müssen ihre Abwehrstrategien fortlaufend anpassen – und Versicherer ihre Deckungskonzepte gleich mit. KI ist dabei weder Allheilmittel noch reines Risiko, sondern das neue Schlachtfeld digitaler Resilienz.
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