Die durchschnittliche tarifvertragliche Arbeitszeit liegt in Deutschland bei 37,7 Stunden pro Woche. In Ostdeutschland wird mit einer tariflichen Wochenarbeitszeit von 38,7 Stunden im Durchschnitt noch etwa eine Stunde länger als in Westdeutschland (37,6 Stunden) gearbeitet. So lauten die Ergebnisse einer aktuellen Auswertung tarifvertraglicher Arbeitszeitregelungen, die die Hans-Böckler-Stiftung mit der neusten Ausgabe des WSI Arbeitszeitkalender 2017 vorgelegt hat.
In den untersuchten 25 Tarifbranchen liegt die tarifvertraglich vereinbarte Wochenarbeitszeit zwischen 34 Stunden bei der Deutschen Telekom AG und 40 Stunden im Bauhauptgewerbe, der Landwirtschaft und einer Reihe weiterer Tarifbranchen - vor allem in Ostdeutschland.
Etwas mehr als ein Fünftel aller Tarifbeschäftigten (21,2 Prozent) hat eine vereinbarte Wochenarbeitszeit von 35 Stunden und weniger. In Westdeutschland sind es 23,5 Prozent, in Ostdeutschland hingegen nur 9,1 Prozent.
Nach wie vor sind 40 Stunden und mehr bei 13,5 Prozent aller Tarifbeschäftigten vereinbart. Während dies in Westdeutschland nur noch für 8,3 Prozent gilt, haben in Ostdeutschland noch 40,2 Prozent aller Tarifbeschäftigten eine 40-Stunden-Woche. Etwa ein Drittel aller Beschäftigten in Deutschland hat eine tarifliche Wochenarbeitszeit zwischen 37,5 und 38,5 Stunden, bei einem weiteren Viertel liegt sie zwischen 39 und 39,5 Stunden
Gegenüber der tariflichen Wochenarbeitszeit von 37,7 Stunden lag die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) im Jahr 2016 bei 43,5 Stunden. Diese große Diskrepanz hat nach Ansicht des WSI-Tarifexperten Prof. Dr. Thorsten Schulten mehrere Gründe:
"Zum einen haben nicht-tarifgebundene Arbeitnehmer in vielen Fällen längere Arbeitszeiten als Beschäftigte mit Tarifvertrag. In der Metallindustrie besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass für bis zu 18 Prozent aller Arbeitnehmer eine verlängerte Wochenarbeitszeit von bis zu 40 Stunden vereinbart werden kann. Unter bestimmten Voraussetzungen kann diese Quote sogar auf bis zu 50 Prozent angehoben werden."
Darüber hinaus bieten auch die Tarifverträge viele Flexibilisierungs- und Ausnahmeregelungen. Hinzu kommt, dass nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Jahr 2016 insgesamt 820 Millionen bezahlte und noch einmal 941 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet wurden.
Bild: © guerrieroale / fotolia.com
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