Zollbilanz 2024: Schwarzarbeit bleibt ein milliardenschweres Risiko

Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung sind kein Randphänomen, sondern ein strukturelles Risiko für die soziale und wirtschaftliche Ordnung. Sie untergraben nicht nur den fairen Wettbewerb, sondern entziehen dem Staat systematisch Beiträge und Steuern.

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SchwarzarbeitSchwarzarbeit

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) fungiert hier als Schutzinstanz – sie prüft nicht nur Einzelfälle, sondern sorgt dafür, dass die Regeln für alle gelten. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und angespannten Sozialsystemen ist das essenziell.

Wer Sozialabgaben umgeht, gefährdet nicht nur das System, sondern auch das Vertrauen der Gesellschaft in staatliche Gerechtigkeit. Effektive Kontrolle sichert die Grundlage unseres Sozialstaats – und stärkt den Rechtsstaat dort, wo er sichtbar wirkt: im Arbeitsalltag.

766 Millionen Euro Schaden – die Zahlen des Jahres

Wie das Bundesministerium der Finanzen unter Finanzkontrolle Schwarzarbeit (link auf BMF) mitteilt, bleibt die Bekämpfung illegaler Beschäftigung ein zentrales Handlungsfeld des Staates. Im Jahr 2024 hat der Zoll – konkret die FKS – mit einem risikoorientierten und umfassenden Prüfansatz erhebliche Erfolge erzielt:

  • 766 Mio. Euro Schaden wurden im Rahmen straf- und bußgeldrechtlicher Ermittlungen festgestellt.
  • 97.000 Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet.
  • 25.000 Arbeitgeberprüfungen erfolgten bundesweit.
  • Die Justiz verhängte 1.277 Jahre Freiheitsstrafe in Folge der Verfahren.

Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur das Ausmaß der Problematik, sondern auch die Entschlossenheit der Behörden.

KAMPF GEGEN SCHWARZARBEITKAMPF GEGEN SCHWARZARBEITDie rund 9.500 Beschäftigten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls sind im Jahr 2024 mit voller Kraft gegen Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Sozialleistungsbetrug vorgegangen.BMF

Rechtsrahmen: Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz als Kerninstrument

Das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) bildet die gesetzliche Grundlage der FKS-Arbeit. Es wurde zuletzt 2019 reformiert, um Prüf- und Ermittlungsbefugnisse zu stärken. Die FKS ist berechtigt zu prüfen, ob:

  • Arbeitgeber sozialversicherungsrechtliche Pflichten (SGB IV) einhalten,
  • unrechtmäßiger Leistungsbezug nach SGB II und III erfolgt,
  • ausländische Beschäftigte legal arbeiten,
  • Mindestlohn-, Entsende- und Überlassungsgesetze eingehalten werden,
  • steuerliche Pflichten aus Dienst- oder Werkleistungen erfüllt sind.

Besondere Regelungen etwa für die Fleischwirtschaft oder unzulässige Arbeitsvermittlung im öffentlichen Raum ergänzen das Prüfportfolio.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Die Arbeit der FKS hat weitreichende Wirkung: Sie schützt ehrliche Betriebe vor unlauterem Wettbewerb, sichert Beiträge für die Sozialversicherung und bekämpft systematische Ausbeutung. Schwarzarbeit ist nicht nur eine fiskalische, sondern eine sozialpolitische Herausforderung. Sie höhlt Vertrauen aus, untergräbt Fairness und beschädigt die Legitimität des Rechtsstaats.

Gerade in einem komplexen Arbeitsmarktumfeld, in dem Flexibilisierung, Migration und Digitalisierung neue Risiken schaffen, bleibt Kontrolle unverzichtbar. Das Prinzip „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ ist hier nicht Misstrauensbeweis – sondern Voraussetzung für funktionierende Ordnung.


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