Lohnnebenkosten am Limit: IKK Südwest warnt vor sozialpolitischer Negativspirale

Die IKK Südwest schlägt angesichts der steigenden Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der wachsenden Sozialabgaben Alarm. Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse, sieht darin eine akute Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Betriebe und die Stabilität des deutschen Arbeitsmarkts.

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IKK-Südwest-Chef Prof. Dr. Jörg Loth im Dialog mit Dr. med. Angelika Thönnes, Vorsitzende des Adipositas-Netzwerk Saar und Umweltstaatssekretär Sebastian Thul bei der Auftaktveranstaltung des Projekts "schmeckt.einfach.gut".IKK-Südwest-Chef Prof. Dr. Jörg Loth im Dialog mit Dr. med. Angelika Thönnes, Vorsitzende des Adipositas-Netzwerk Saar und Umweltstaatssekretär Sebastian Thul bei der Auftaktveranstaltung des Projekts "schmeckt.einfach.gut".Fotos: CuveeWerbewinzer
„Die stetig wachsenden Lohnnebenkosten belasten besonders kleine und mittlere Unternehmen im Handwerk existenziell“,

erklärt Loth. Höhere Kosten zwängen Betriebe dazu, ihre Preise zu erhöhen – mit negativen Folgen für Kundschaft und Beschäftigte gleichermaßen. Die Konsequenz sei eine gefährliche Abwärtsspirale:

„Arbeitsplätze gehen verloren, weil Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig sind.“

Sozialabgaben auf Rekordniveau

Derzeit liegt die Gesamtbelastung durch Sozialabgaben bei nahezu 42 Prozent des Bruttolohns. Laut einer Prognose des IGES Instituts könnte dieser Wert bis 2035 auf über 48 Prozent steigen. Allein in der GKV sei ein Anstieg des Beitragssatzes um rund drei Prozentpunkte zu erwarten. Bereits 2024 zahlen gesetzlich Versicherte durchschnittlich 255 Euro mehr als im Vorjahr. Diese Entwicklung trifft nicht nur Unternehmen, sondern schwächt auch den privaten Konsum und damit die gesamtwirtschaftliche Erholung.

„Das ist keine abstrakte Zahl – das sind reale Herausforderungen für Betriebe und Beschäftigte“,

betont Loth. Die Ausgaben der GKV wachsen seit 2021 jährlich um rund sechs Prozent – schneller als die Löhne, die 2024 um 5,7 Prozent stiegen. Treiber dieser Kostenexplosion sind insbesondere die steigenden Ausgaben für Krankenhausbehandlungen und Medikamente.

Forderung nach politischem Kurswechsel

Angesichts dieser Entwicklung fordert Loth ein rasches politisches Umsteuern. Ein zentrales Element sei die vollständige Übernahme versicherungsfremder Leistungen durch den Bund – insbesondere der Gesundheitskosten für Bürgergeldempfänger. Allein dadurch könnten laut IKK Südwest mehr als zehn Milliarden Euro in die GKV fließen und der Beitragssatz um mindestens 0,5 Prozentpunkte sinken.

„Wir brauchen mutige, kurzfristige Reformen“,

so Loth. Langwierige Kommissionsberatungen seien angesichts der Dringlichkeit keine Option mehr. Die Politik müsse ein Ausgabenmoratorium verhängen und eine nachhaltige Finanzstrategie verfolgen, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu erhalten.

„Gesundheitspolitik und Sozialfinanzen müssen endlich Hand in Hand gehen – sonst droht nicht nur ein Kollaps der GKV, sondern ein schwerer Schaden für die gesamte Volkswirtschaft.“


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