Neuanfang im Wirtschaftsministerium: Katherina Reiche steht für das Gegenmodell zur Ära Habeck
Mit der Nominierung von Katherina Reiche zur neuen Bundesministerin für Wirtschaft und Energie (des.) vollzieht CDU-Chef Friedrich Merz einen klaren Bruch mit der bisherigen Wirtschaftspolitik unter Robert Habeck. Die Botschaft ist unmissverständlich: Es muss besser werden – schneller, pragmatischer, marktwirtschaftlicher.
Erfahrung trifft Realität
Katherina Reiche, geboren am 16. Juli 1973 in Luckenwalde, bringt genau das mit, was der deutschen Wirtschaft zuletzt schmerzlich gefehlt hat: eine einzigartige Verbindung aus politischer Erfahrung und Wirtschaftspraxis. Nach Abschluss ihres Diplomstudiums der Chemie 1997 stieg sie direkt in die Politik ein und war von 1998 bis 2015 Mitglied des Deutschen Bundestages.
Sie prägte die politische Agenda als stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie als Parlamentarische Staatssekretärin in gleich zwei Ministerien: Umwelt (2009–2013) und Verkehr (2013–2015). Nach ihrem Wechsel in die freie Wirtschaft leitete sie von 2015 bis 2019 den Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und war zuletzt Vorstandsvorsitzende der E.ON-Tochter Westenergie AG.
Darüber hinaus engagiert sich Reiche als Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats, Mitglied des Aufsichtsrats der Schaeffler AG und von Ingrid Capacity AB sowie als Mitglied der Atlantik-Brücke. Ihr Lebenslauf ist ein Musterbeispiel für eine gelebte Verbindung zwischen öffentlichem Dienst und privatwirtschaftlicher Verantwortung.
Eine Ministerin, die den Osten kennt
Mit Katherina Reiche holt Friedrich Merz nicht nur eine profilierte Managerin ins Kabinett, sondern erfüllt auch zentrale Erwartungen der Partei: eine Frau, aus dem Osten, mit echter Sachkenntnis. Für Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ist ihre Berufung ein starkes Zeichen:
„Sie kennt die besonderen Herausforderungen des Ostens.“
Diese Verankerung in den neuen Bundesländern könnte künftig helfen, die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen Ost und West gezielt anzugehen – ein Thema, das zuletzt oft eher als Lippenbekenntnis behandelt wurde.
Signal an die Wirtschaft: Marktwirtschaft wird wieder ernst genommen
Die Zeiten der ministerialen Bekenntnisse zur "Transformation" und zu "Rahmensetzungen" scheinen vorbei. Reiche steht für einen anderen Ansatz: Marktwirtschaft als Handlungsprinzip, nicht als akademisches Schlagwort. Ihre Berufung sendet ein klares Signal an den industriellen Mittelstand und die exportorientierte Wirtschaft: Politische Vernunft und wirtschaftlicher Realitätssinn kehren ins Ministerium zurück.
Zu ihrem Team im Wirtschaftsministerium werden Gitta Connemann als Parlamentarische Staatssekretärin und Mittelstandsbeauftragte sowie Stefan Rouenhoff als Parlamentarischer Staatssekretär gehören – beide ebenfalls mit klarem Mittelstandsfokus.
Energiepreise, Bürokratieabbau, Fachkräftesicherung – die Dauerbrenner der Unternehmensklagen stehen ganz oben auf der Agenda. Reiche könnte zur Hoffnungsträgerin werden, wenn sie es schafft, den ministerialen Apparat aus der Lethargie zu reißen und echte Entlastungen auf den Weg zu bringen.
Die Latte liegt hoch
Die deutsche Wirtschaft setzt große Erwartungen in Katherina Reiche. Mit ihrer Vita verkörpert sie das komplette Gegenmodell zur grünen Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre: ergebnisorientiert, praxisnah, ökonomisch geerdet. Doch der Erfolg wird sich daran messen lassen, ob sie tatsächlich den politischen Spielraum erhält, um die notwendigen Reformen umzusetzen.
Eines ist klar: Viel Zeit für Eingewöhnung bleibt nicht.
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