Ein starker Dollar, neue Zölle und globale Unsicherheiten sprechen gegen eine starke Performance der Schwellenmärkte. Doch China könnte 2025 - im Jahr der Schlange - für Überraschungen sorgen – vor allem durch wirtschaftspolitische Anreize und technologische Innovationen. Ein Kommentar von Jean-Louis Nakamura, Leiter Conviction Equities, Vontobel.
Am 29. Januar 2025 feiert China das Neujahrsfest, das im Zeichen der hölzernen Schlange steht. Diese faszinierende Kombination steht für Weisheit, Innovation und Sinn für Kompromisse - Qualitäten, die 2025 angesichts der möglichen Turbulenzen nach dem Amtsantritt von Donald Trump sehr gefragt sein dürften. Theoretisch sprich die Aussicht auf einen starken Dollar, höhere Zölle, eine geringere Handelsintensität und einen möglichen Abwärtsdruck auf die Rohstoffpreise nicht für eine starke Performance der Schwellenmärkte. In der Praxis könnte das Jahr 2025 ein Jahr voller Überraschungen werden, in dem die schlimmsten Vorhersagen nicht eintreten, während sich gute Chancen ergeben könnten.
Geringere Abhängigkeit
Zunächst ist es wichtig zu betonen, dass die meisten Schwellenländer ihre Abhängigkeit vom internationalen Handel, insbesondere mit den Industrieländern, in den letzten zehn Jahren verringert haben. Der Anteil Chinas an den US-Importen ist auf knapp über 10 % gesunken und liegt damit deutlich unter dem Anteil Europas. Viele Exporte wurden auf andere Märkte umgelenkt, darunter in großem Umfang auf andere Schwellenländer. Außerdem wird die Einführung neuer Zölle wahrscheinlich schrittweise erfolgen und sich höchstwahrscheinlich in Grenzen halten. Ihre Auswirkungen würden daher zumindest in den nächsten Monaten durch eine Lockerung der USD/RMB-Parität leicht aufgefangen werden können.
China wird weiterhin mit seiner strukturellen Deflation zu kämpfen haben, dürfte aber auch den Verbrauch und die Investitionen ankurbeln, um seine kurzfristigen Wachstumsziele zu erreichen. Zwar gibt es keinen „großen Plan“, um die chinesische Wirtschaft aus der Deflation herauszuholen, mit der sie seit mehreren Jahren zu kämpfen hat, doch rechnen wir mit neuen Maßnahmen, die darauf abzielen, das BIP-Wachstum früher als im letzten Jahr nahe 5 % zu halten. Dies könnte dem lokalen Aktienmarkt etwas Farbe verleihen, wenn auch in geringerem Umfang und mit einer noch kürzeren Lebensdauer als die letztjährige Rallye.
Chancen auf dem chinesischen Aktienmarkt
Tatsächlich dürften einige lokale Unternehmen, die eher auf das Inland ausgerichtet sind, positiv auf wirtschaftspolitische Anreize reagieren, wie beispielsweise Konsumgüterunternehmen. Darüber hinaus könnte eine mögliche Bodenbildung des ungewöhnlich langen Abwärtszyklus bei Aktien eine unterstützende Wirkung für einige Industrieunternehmen haben. Während die Solarbranche immer noch unter Überkapazitäten leidet, könnte sich die Nachfrage nach Batterien stabilisieren und Baumaschinen könnten, obwohl sie sehr volatil sind, positiv überraschen.
Schließlich hat das DeepSeek-Rütteln an den globalen IT-Bewertungen deutlich gemacht, dass chinesische Unternehmen kosteneffiziente KI-Lösungen in größerem Umfang und auf wesentlich kostengünstigere Weise als ihre westlichen Gegenspieler einführen könnten. Chinesische Chiphersteller, die nicht durch US-Beschränkungen behindert werden, sind in der Lage, ihre eigenen innovativen Lösungen zu entwickeln. In einem Markt, der auf das Schlimmste gefasst ist, könnte diese Nachricht dem heimischen Aktienmarkt leicht zu einer viel besseren Performance verhelfen als erwartet.
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