Die Genossenschaft ist eine unterschätzte Rechtsform, die mit zahlreichen Vorzügen einhergeht. Unter anderem profitieren Gründer von Steuervorteilen, egal, ob sie Privatpersonen oder Unternehmer sind. Doch das allein macht noch nicht den besonderen Reiz einer Genossenschaft aus.
Stattdessen ist es die Gemeinschaft, die diese Rechtsformen signifikant von anderen unterscheidet. Die Mitglieder einer Genossenschaft stehen füreinander ein, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch bei der effektiven Nutzung von Ressourcen, um nur zwei konkrete Aspekte zu nennen. In welchen Situationen eine Genossenschaftsgründung ganz besonders empfehlenswert ist, wird im nachfolgenden Beitrag vorgestellt.
So profitieren Mitglieder in einer Genossenschaft
Die Genossenschaft geht mit vielen Vorteilen für ihre Mitglieder einher. So genießen diese einige steuerliche Vergünstigungen, beispielsweise erweiterte Gewerbesteuerkürzungen. Auch für die Übertragung von Genossenschaftsanteilen und damit Vermögen werden in geringerem Umfang Erbschafts- oder Schenkungssteuern fällig, weil für deren Berechnung stets nur der Nennwert der Anteile relevant ist. Hinzu kommt der besondere Schutz des Vermögens innerhalb einer Genossenschaft. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit haben Gläubiger auch hier nur Zugriff auf den Nennwert der Anteile, nicht aber auf das tatsächliche Vermögen. Die Flexibilität, die mit dieser Rechtsform einhergeht, ist ein weiterer Pluspunkt. Mitglieder können problemlos in die Genossenschaft ein- oder aus dieser austreten, ohne dass dies notariell begleitet werden muss. Selbst Minderjährige können Teil einer Genossenschaft werden, was eine Vermögensübertragung innerhalb der Familie erleichtert. Hinzu kommt, dass die Genossenschaftsmitglieder bei ihren Investitionen anonym bleiben, solange sie nicht im Vorstand oder stimmberechtigt sind.
In diesen Situationen bietet sich die Genossenschaftsgründung besonders an
Eine Genossenschaft ist immer dann besonders prädestiniert, wenn mehrere Menschen mit denselben Interessen etwas erreichen möchten, was jedem alleine nicht möglich wäre. Konkret ist das bei der gemeinsamen Nutzung teurer Ressourcen der Fall, beispielsweise Maschinen in der Landwirtschaft. Auch Unternehmen, in denen besonders viel Mitspracherecht von den Kunden gewünscht wird, eignen sich überaus gut für diese Rechtsform. Weitere typische Motive sind die Verfolgung von sozialen oder ökonomischen Zielen, die Schaffung einer stärkeren Marktpräsenz, die Förderung von Nachhaltigkeit durch gemeinschaftliches Nutzen sowie eine bessere Absicherung für Krisensituationen.
Bei diesen bekannten Unternehmen handelt es sich um Genossenschaften
Trotz der zahlreichen Vorzüge spielen Genossenschaften in der Gesellschaft eine eher untergeordnete Rolle: Derzeit sind es in Deutschland rund 8.500 von insgesamt 3,5 Millionen Unternehmen. Von 90.000 Steuerberatern betreut nur etwa jeder zehnte eine Genossenschaft und kann dadurch umfassend über diese Rechtsform beraten. Einige große Unternehmen hingegen haben das Potenzial der Genossenschaft längst erkannt. Edeka, Rewe, die Spielwarenmesse in Nürnberg oder die Volksbanken sind nur einige Beispiele für besonders prominente Genossenschaften.
Darauf sollte man bei der Genossenschaftsgründung achten
Für eine Genossenschaftsgründung braucht es mindestens drei Mitglieder. Durch deren Unterschrift auf der Satzung, in der unter anderem Aussagen über die Ziele enthalten sein müssen, wird die Genossenschaft ins Leben gerufen. Rechtsfähig ist sie allerdings erst nach der Aufnahme ins Genossenschaftsregister. Für diesen Schritt ist eine Stellungnahme durch den Prüfungsverband erforderlich. Die Betreuung durch einen Gründungsberater während des gesamten Prozesses kann dazu beitragen, dass viele typische Stolpersteine auf dem Weg zur Genossenschaft umgangen werden. Deshalb ist eine Zusammenarbeit mit einem Experten empfehlenswert.
Über Björn Erhard: Björn Erhard, Vorsitzender des Deutschen Interessenverbands der Kleingenossenschaften e.V., ist Experte für Genossenschaften. Als erfolgreicher Unternehmer suchte er nach einer Möglichkeit, die Übergabe seines Unternehmens an seine Kinder sicher und steuerfrei zu gestalten. Dabei stieß er auf die Genossenschaft als Lösung. Heute unterstützt er als Unternehmensberater mit seinem Team Gründer bei der Gründung von Genossenschaften und begleitet sie bis zum Erfolg. Er setzt sich dafür ein, die Vorteile dieser Unternehmensform in der Unternehmerwelt bekannter zu machen.
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