Kostensteigerung bei der PKV: 5 Maßnahmen, die Versicherte ergreifen sollten
Privatversicherte sehen sich mit immer höheren Gesundheitskosten konfrontiert. Denn die Prämien in der privaten Krankenversicherung (PKV) steigen – oft mit großen finanziellen Einschnitten für Betroffene. Diese finanziellen Herausforderungen sind nicht nur eine Belastung für den Geldbeutel, sondern rufen bei vielen Versicherten auch Unmut hervor. Da ist es kaum verwunderlich, dass viele Privatversicherte sich den Kopf darüber zerbrechen, wie sie mit der Situation umgehen sollen.
Einfach hinnehmen sollte man die zunehmenden Kosten der privaten Krankenversicherung keinesfalls. Unüberlegtes Handeln ist jedoch auch nicht die Lösung, denn solch ein Verhalten kann zu ernsthaften Konsequenzen führen. Versicherte sollten sich deshalb gründlich mit ihren Verträgen beschäftigen und frühzeitig Anpassungen in Erwägung ziehen. Drei Ansätze bieten sich hierbei an, um die finanzielle Belastung zu mindern und die eigene Situation zu verbessern.
1. Der gründliche Vergleich von Tarifen
Im ersten Schritt sollten Privatversicherte ihren eigenen Versicherungstarif kritisch überprüfen. Der Fokus sollte darauf liegen, zu erkunden, ob der Versicherer mittlerweile günstigere Tarife mit vergleichbaren Leistungen und ähnlicher Selbstbeteiligung anbietet. Wer einen Tarifwechsel in Betracht zieht, sollte allerdings keinesfalls vorschnell zu einem Billigtarif greifen. Bei der Gesundheitsvorsorge sollte man nicht versuchen, Kosten um jeden Preis zu senken. Es ist wichtig, sich umfassend und korrekt beraten zu lassen, um nicht von irreführenden Angeboten beeinflusst zu werden. Das oberste Ziel muss immer sein, einen hochwertigen Gesundheitsschutz zu gewährleisten, der die persönlichen Bedürfnisse berücksichtigt.
2. Beitragsstabilität des Versicherers prüfen
Es ist für Privatversicherte wichtig, gründlich zu schauen, ob sie bei einer guten oder weniger guten Versicherung sind. Dies gilt insbesondere für Personen, die erst wenige Jahre privat versichert sind. Denn sie können häufig noch wechseln und sich langfristig besser aufstellen. Dabei spielt die langfristige Stabilität der Beiträge eine entscheidende Rolle, da sie unmittelbar die monatlichen Zahlungen beeinflusst. Manche Versicherer locken mit besonders günstig kalkulierten Einstiegstarifen. Bei genauerem Hinschauen sieht man dann jedoch, dass das "dicke Ende" zeitversetzt kommt und die Beiträge nach einigen Jahren rasant anfangen zu steigen. In der Praxis sieht man immer wieder PKV-Tarife, die in nur 5 Jahren um 70 Prozent zulegen.
Daher ist es ratsam, die Stabilität der Beiträge vor Abschluss über einen Zeitraum von 25 Jahren Jahren und mehr zu überprüfen. Warum? Erst dann befinden sich ausreichend ältere und kranke Versicherte im Kollektiv und es zeigt sich, ob die Mischkalkulation funktioniert und der Versicherer seine Zahlen im Griff hat. Da die meisten Versicherer aber immer wieder günstig kalkulierte Ködertarife auf den Markt schmeißen, bleiben sie genau diesen Beweis schuldig. Sie versuchen dann ahnungslose Verbraucher mit abgespeckten Beitragsverläufen von 8 bis 12 Jahren abzuspeisen. Das ist nicht aussagekräftig, da die ältesten Kunden in diesen Tarifen meist noch weit von der Rente entfernt sind. Daher ist es wichtig, spezifische Beitragsinformationen anzufordern. Sollten Zweifel bestehen, ist ein Wechsel des Versicherers in Betracht zu ziehen.
3. Steuerliche Vorteile der Krankenversicherung nutzen
Privatversicherte haben die Möglichkeit, ihre Krankenversicherung steuerlich günstiger zu gestalten, wobei fast jede Versicherung dieses Verfahren bis Mitte Dezember unterstützt. Folgende Aspekte sind zu beachten:
- Steuerliche Vorteile durch Vorabzahlung: Durch die Zahlung der Krankenversicherungsbeiträge im Voraus für das kommende Jahr oder sogar für mehrere Jahre können Privatversicherte von steuerlichen Vorteilen profitieren. Der Grund hierfür ist, dass diese vorzeitigen Zahlungen im Jahr der Leistung als Sonderausgaben in der Steuererklärung absetzbar sind.
- Frist für Vorabzahlungen: Das Fenster für solche Vorabzahlungen ist normalerweise bis zum Jahresende begrenzt, wobei das exakte Datum je nach Versicherer variieren kann. Die meisten Krankenversicherungen akzeptieren diese Zahlungen bis Mitte Dezember, damit sie noch im laufenden Steuerjahr berücksichtigt werden können.
- Freisetzung von Vorsorgeaufwendungen: Die Vorabzahlung von Krankenversicherungsbeiträgen ermöglicht es dem Versicherten, seinen steuerlich absetzbaren Höchstbetrag für Vorsorgeaufwendungen effektiver zu nutzen. Da für das folgende Jahr bereits Zahlungen getätigt wurden, können Versicherte wieder über ihre freigewordenen Vorsorgeaufwendungen (1.900 Euro p. a. für Angestellte und Beamte, 2.800 Euro p. a. für Selbständige und Freiberufler) verfügen. Dieser freigewordene Betrag kann dann für andere steuerlich absetzbare Versicherungen verwendet werden.
4. Schwachstellen identifizieren
Zahlreiche Privatversicherte haben gewiss schon einmal die folgende Situation erlebt: Sie haben eine Rechnung bei ihrer Krankenversicherung eingereicht, von der sie überzeugt waren, alles korrekt befolgt zu haben. Und dennoch wurde die Kostenübernahme verweigert. Der Hauptgrund für die Ablehnung liegt häufig in der Nichteinhaltung der spezifischen Statuten des Versicherers. Ein typisches Beispiel hierfür ist das Fehlen eines vorab einzureichenden Heil- und Kostenplans vom Zahnarzt. Ist das in den Bedingungen gefordert und der Versicherte vergisst diesen vor Behandlungsbeginn einzureichen, dann bleibt er unter Umständen auf hohen Kosten selbst sitzen. Der Versicherer zahlt nur eingeschränkt. Um solche Situationen zu vermeiden, ist es ratsam, dass der Versicherte eine umfassende Schwachstellenanalyse seines Vertrages vornimmt. Indem er alle relevanten Vertragsbedingungen und -anforderungen im Voraus gründlich prüft, kann er solche unerwünschten Überraschungen umgehen.
5. Bonus-Tipp: Die Vorteile der Privatversicherung wirklich in Anspruch nehmen
Zahlreiche Privatversicherte nutzen ihre Möglichkeiten nicht ausreichend. Statt die Vorzüge ihrer Versicherung voll auszuschöpfen, begnügen sie sich häufig mit der Arztpraxis oder dem Krankenhaus nebenan, anstatt auf renommierte Ärzte oder Spitzenkliniken zuzugreifen. Es ist wichtig, sich der Vorteile einer Privatversicherung bewusst zu sein. Als Privatversicherter genießt man das Privileg, aus einer breiten Palette von Medizinern im gesamten Bundesgebiet wählen zu können, was einen umfassenden Gesundheitsschutz ermöglicht. Diese Optionen sollte man aktiv nutzen, denn genau dafür werden die Beiträge in die private Krankenversicherung entrichtet.
Über Dieter Homburg: Dieter Homburg ist der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches "Altersvorsorge für Dummies". Er schreibt für den Focus und war schon mehrfach bei RTL zu sehen. Seit über 25 Jahre vergleicht er die Beitragsverläufe von Privaten Krankenversicherungen und hat bereits über 5.000 Unternehmern, Freiberuflern und leitenden Angestellten dabei geholfen, über 100.000 Euro bei ihrer eigenen Altersvorsorge und Krankenversicherung einzusparen. Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.
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