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Der Goldpreis am Allzeithoch und die globale Nachfrage auf Rekordniveau: Das glänzende Edelmetall ist als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gefragt. Einzig in Deutschland ist die Nachfrage zuletzt etwas zurückgegangen. Doch es gibt einige gute Gründe, einen Teil seines Geldes weiter in Gold zu parken, analysiert Edelmetall-Experte Ronny Wagner.
2023 war ein goldenes Jahr. Das mag auf den ersten Blick überraschen, wenn man sich all die Kriege und Krisen in der Welt vor Augen führt. Doch bezogen auf den Kapitalmarkt stimmt die spitze These: Im vergangenen Jahr erreichte die weltweite Nachfrage nach Gold mit exakt 4.899 Tonnen einen neuen Höchststand. Damit schlug 2023 sogar noch das sehr gute Vorjahr 2022 mit einer Nachfrage von 4.741 Tonnen, wie die Zahlen des Branchenverbandes World Gold Council zeigen. Ob Staaten, ihre Zentralbanken, private Unternehmen oder auch Privatpersonen – sie alle setzen in unsicheren Zeiten auf Gold. Und das weit weniger als Schmuckstück, sondern als krisenfeste, wertsichere Anlage.
Zentralbanken weltweit packen sich Gold in den Bunker
Vor allem führende Zentralbanken schätzen den ebenso glänzenden wie krisenresistenten Goldbestand aus Münzen und vor allem Barren in ihren gut gesicherten Tresoren. Nach den Rekordkäufen von 1.082 Tonnen Gold durch Zentralbanken im Jahr 2022 lag die Nachfrage auch 2023 mit netto 1.037 Tonnen Gold auf annähernd gleich hohem Niveau.
Im Gegensatz dazu verzeichneten börsengehandelte Fonds auf Goldbasis Rückgänge. Auch der private Erwerb von Anlagemünzen und Barren ging im Vergleich zu 2022 im vergangenen Jahr leicht zurück. Die Nachfrage nach Goldschmuck blieb hingegen mit etwa 2.100 Tonnen stabil, trotz der historisch hohen Goldpreise. Geheiratet wird halt immer. Besonders in Ländern wie Indien ist der Goldschmuck extrem wichtig für die Ausstattung der Braut. In keinem Land der Welt wird mehr Goldschmuck gekauft – besonders im Herbst, wenn die traditionelle Hochzeitssaison auf dem Subkontinent beginnt.
2023: neue Höchststände beim Goldpreis
Apropos Goldpreis: Auch hier markierte 2023 neue Rekordwerte. Der durchschnittliche Preis für eine Feinunze Gold erreichte am führenden Markt für Edelmetalle in London mit 1.940,54 US-Dollar einen historischen Höchststand. Der Jahresendpreis setzte dann mit 2.078,40 US-Dollar einen weiteren Rekord. In einem Jahr, in dem etwa die Preise für Immobilien in Deutschland in vielen Städten zweistellig zurückgegangen sind, hat sich der Sachwert Gold als äußerst rentabel und stark erwiesen. Der Goldpreis kletterte im Jahr 2023 auf Eurobasis um 9,62 Prozent und in US-Dollar gerechnet um 3,11 Prozent. Damit stieg der Goldpreis, wie im Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre, in Euro um mehr als neun Prozent gerechnet.
Die Unterscheidung zwischen Dollar- und Euro-Rendite ist beim Gold entscheidend – und könnte gerade für das Jahr 2024 mit mehr als 60 wichtigen Wahlen weltweit, vor allem der US-Präsidentschaftswahl im Herbst, noch entscheidender werden. Hintergrund: Der Goldpreis wird in US-Dollar berechnet. Je stärker also die US-Währung im Vergleich zur europäischen Einheitswährung wird, desto weniger bekommen Investorinnen und Investoren aus dem Euroraum für ihre Goldinvestments. Vor dem Kauf einer Münze oder eines Barrens sollten Anleger daher eine Vorstellung davon haben, wie es mit Euro beziehungsweise Greenback weitergeht. Mit börsengehandelten Fonds ist das Währungsproblem kleiner. Von ihnen können sich Anlegerinnen und Anleger schneller wieder trennen als von physischem Gold, wenn etwa der Euro stärker nachgibt.
Doch zurück zu 2023: Die starke globale Nachfrage wurde maßgeblich von asiatischen Ländern wie China, Indien, der Türkei, Russland und Singapur vorangetrieben. All diese Staaten haben 2023 ihre meist schon üppigen Goldbestände weiter aufgestockt. China, das seine Reserven 14 Monate in Folge aufstockte, erreichte offiziell mehr als 2.200 Tonnen. Inoffizielle Schätzungen kommen noch zu weit höheren Mengen. Offenbar will sich China nicht nur politisch von den USA entkoppeln, sondern auch weniger abhängig machen vom US-Dollar.
Allein Deutsche kauften weniger Gold – doch das könnte sich wieder ändern
Und Deutschland? Nun, bezogen auf Gold müssen wir für 2023 von einem „deutschen Sonderweg“ sprechen: Hierzulande fielen die Gold-Investitionen von mehr als zehn Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 2,7 Milliarden Euro 2023 drastisch ab. In Tonnen gerechnet sind das fast 140 Tonnen weniger als 2022. Dieser Rückgang spiegelt vor allem eines wider: eine Konsolidierung nach dem Rekordjahr 2022 und strategische Verkaufsentscheidungen angesichts hoher Goldpreise. Auch die Deutsche Bundesbank griff 2023, anders als viele andere Notenbanken, nicht bei Barren und Co. zu. Muss sie auch nicht zwingend: Die Goldbestände der heimischen Notenbank sind die weltweit zweitgrößten unter allen Zentralbanken.
Für die nächste Zeit dürfte sich die Zurückhaltung vieler privater Investorinnen und Investoren in Deutschland beim Gold aber wieder legen. Der Run auf das Edelmetall weltweit ist ungebrochen, das schiebt die Preise weiter nach oben. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Preisanstieg von mehr als neun Prozent in Euro gerechnet, bleibt Gold eine attraktive Anlageoption. Und eine, die ihre Rolle als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten unterstreicht.
Zum Autor: Ronny Wagner ist „Finanzmindset-Experte“, Coach, Buchautor, Edelmetallhändler und Gründer der „Schule des Geldes e.V.“. Er blickt auf 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzbranche zurück. Sein Ziel ist es, Menschen zu befähigen, ein Leben in Wohlstand zu führen, indem er sich auf Finanzbildung und Investitionen spezialisiert hat.
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