Elementarschadenversicherung nach französischem Vorbild

Die Deutschen wünschen sich eine günstige Versicherung gemäß staatlicher Zielvorgaben, deren Prämie nicht nach dem individuellen Risiko der Immobilie berechnet wird. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz e.V. (ZEV) zum Thema Elementarschadenversicherung hervor. In Frankreich gibt es schon lange ein solches Versicherungssystem.

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Sturmschäden umgefallener BaumSturmschäden umgefallener BaumPeter Atkins – stock.adobe.com

Die hohe Versicherungsdichte in Frankreich von 98 Prozent aller Haushalte, im Vergleich zu nur etwa 50 Prozent in Deutschland, geht auf zwei Faktoren zurück. Erstens ist die Elementarschadenversicherung dort in jeder Sachversicherung enthalten. Zweitens sind die Versicherungsprämien preiswert. Durchschnittlich zahlt ein französischer Haushalt im Jahr nur 26 Euro für die Elementarschadenversicherung von Haus, Hausrat und Auto. Und genau das, also die Möglichkeit einer günstigen Versicherung, wünschen sich 67,2 Prozent der Deutschen. Das Umfrageinstitut Civey hat für das ZEV 2.500 Bundesbürger*innen ab 18 Jahren online befragt.

Der Staat soll das letzte Wort haben

Damit das französische System der Elementarschadenversicherung trotz niedriger Prämien reibungslos funktioniert, legt der Staat die Rahmenbedingungen fest. Er entscheidet, wann ein Elementarschadensereignis vorliegt und damit auch, wann die Versicherungen zur Ausschüttung verpflichtet sind.

Zusätzlich hat er einen Rückversicherer gegründet, der die Risiken der Versicherer abfängt. Garant für dieses Rückversicherungssystem ist der französische Staat. Er springt dann ein, wenn die gebildeten Rücklagen nicht ausreichen. In den letzten 40 Jahren war dies jedoch nur ein einziges Mal nötig (mit 263 Millionen Euro). Das französische System trägt sich also trotz niedriger Beiträge selbst und kommt in der Regel ohne staatliche Hilfe aus. Aus der ZEV-Umfrage geht hervor, dass das französische Modell auch in diesem Punkt überzeugt. 52,5 Prozent der Deutschen wünschen sich staatliche Zielvorgaben für Versicherungsbedingungen und Preise.

Solidarität statt Risikobewertung

Je mehr Versicherte in das System einzahlen, desto günstiger die Beiträge. Und günstige Beiträge führen wiederum zu mehr Versicherten. Laut Jakob Thevis, dem stellvertretenden Vorstand des ZEV, kann dieses Prinzip aus Frankreich auch auf die deutsche Elementarschadenversicherung angewandt werden.

Das entspricht dem Wunsch einer Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland. 54,6 Prozent sprachen sich in der Umfrage dafür aus, das individuelle Risiko einer Immobilie für Naturgefahren nicht bei der Berechnung der Beitragshöhe zu berücksichtigen. Im Gegenzug soll es niedrigere Preise und eine höhere Versicherungsdichte geben. Noch nicht einmal jede*r fünfte Befragte (18,7 Prozent) möchte am risikobasierten System festhalten.

Große Bereitschaft für Veränderung

Die Ergebnisse der vom ZEV in Auftrag gegebenen Umfrage sprechen für sich, sagt Thevis. Für ihn ist klar erkennbar, dass die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen vom bisherigen Versicherungssystem weg möchte. Und das französische Modell entspreche den tatsächlichen Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Für einen nationalen Hitzeschutzplan möchte Deutschland bereits dem französischen Vorbild folgen. Warum also nicht auch bei der Elementarschadenversicherung, fragt sich Thevis.

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