Der Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW 9/2023) zum Gender Pay Gap für Berufseinsteiger macht Hoffnung: Die Verdienstlücke von unter 30-Jährigen ist in den vergangenen drei Jahrzehnten von 15 Prozent auf 7 Prozent geschrumpft. Der Blick auf den Vermögensunterschied zum Renteneintritt bleibt jedoch ernüchternd. Der Wealth Equity Index (WEI) zeigt: Frauen erreichen zum Renteneintritt in Deutschland nur etwa drei Viertel des Vermögens der Männer.
WeltSparen hat die Studienergebnisse zum Anlass genommen und die Unterschiede im Anlagevermögen von Frauen und Männern auf der Plattform untersucht, über die in Europa bereits über 36 Milliarden Euro angelegt wurden. Die Ergebnisse spiegeln die Berechnungen zum Wealth Equity Index wider:
Das durchschnittliche Anlagevermögen von Männern liegt beim Festgeld 21Prozent und beim Tagesgeld 13 Prozent über dem der Frauen. Die Gründe für das geringere Lebenseinkommen von Frauen und letztendlich auch das Vermögen zum Renteneintritt sind vielfältig.
Bis zum Alter von 30 Jahren liegen Frauen vorn
Entscheidend bleibt die Phase der Familiengründung und die ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit. Bis zum Alter von 30 Jahren haben Frauen im Durchschnitt sogar 10 Prozent mehr als Männer auf Tages- und Festgeldkonten über WeltSparen angelegt. Erst im nächsten Jahrzehnt holen Männer dann sukzessive auf und ziehen ab dem 40. Lebensjahr bis zum Renteneintritt davon.
Ab 40 Jahren: Gender Pay Gap bei über 22 Prozent
Während der Gender Pay Gap nach Berechnungen des DIW in den letzten Jahrzehnten für unter 30-Jährige von 15 Prozent (1990-1999) auf 7 Prozent (2010-2019) fiel, blieb er in den Altersgruppen ab 40 Jahren konstant bei über 22 Prozent.
Dieses Muster bestätigt sich auch in der Untersuchung von WeltSparen: In der Altersgruppe zwischen 30-39 Jahren holen Männer ihren Rückstand beim Anlagevermögen auf Tages- und Festgeldkonten auf und in den darauffolgenden Jahrzehnten bis zum Rentenalter steigt der Abstand.
Im Alter zwischen 50-59 Jahren ist die Differenz am größten. In dieser Altersgruppe haben Männer durchschnittlich 26 Prozent mehr Geld als Frauen auf ihren Tages- und Festgeldkonten angelegt.
Solange sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht verbessert und die Aufteilung der Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt bleibt, werden Frauen auch in Zukunft ab der Geburt des ersten Kindes längere Unterbrechungen im Berufsleben einlegen und fortan auch häufiger in Teilzeit arbeiten.
Mit Blick auf den Vermögensunterschied zum Renteneintritt sind dann auch Diskussionen zur Bereinigung des Gender Pay Gaps müßig - unterm Strich ziehen Männer mit ihren realen Stundenlöhnen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren schlicht davon.
"Das geringere Einkommen von Frauen während ihres Arbeitslebens gegenüber den Männer führt zum sogenannten Gender Lifetime Earnings Gap, der im Alter zu einem großen Problem werden und sogar in die Altersarmut führen kann", weiß WeltSparen-Finanzexpertin Katharina Lüth.
Frauen müssen durch familiäre Auszeiten für die Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und durch Teilzeitarbeit wesentlich häufiger Gehaltsabstriche hinnehmen als Männer und zahlen deshalb geringere Beiträge in die gesetzliche Rentenkasse ein, vertieft die Finanzexpertin. Umso wichtiger sei es für Frauen, ihre Finanzen schon früh selbst in die Hand zu nehmen und langfristig Vermögen aufzubauen.
Dazu eignen sich insbesondere breit gestreute ETFs, die im Sparplan schon mit kleinen monatlichen Raten bespart werden können. Durch kontinuierliches Sparen können Frauen unabhängig bleiben und sich so ein finanzielles Polster für das Alter aufbauen, rät Lüth.
Methodologie
Die Berechnungen zum Gender Pay Gap im Zeitverlauf der letzten drei Jahrzehnte des DIW (Wochenbericht 9/2023, S. 99-105) basieren auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), der längsten repräsentativen Längsschnitterhebung in Deutschland.
Der Wealth Equity Index (WEI) wurde im Auftrag des World Economic Forum von Willis Towers Watson für 14 Länder in Europa und insgesamt 39 Ländern auf der Welt berechnet. Der WEI stellt dabei den Vermögensunterschied zwischen Männern und Frauen zum Renteneintritt dar.
Zur Berechnung wird das akkumulierte Vermögen von Frauen durch das der Männern dividiert (Quotient auf einer Skala von 0-1). Der Wert von 0,8 in Irland bedeutet beispielsweise, dass Frauen zum Renteneintritt durchschnittlich 80 Prozent des Vermögens von Männern ansparen konnten.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Gender Pay Gap sinkt fast nur bei Jüngeren
Deutsche verlieben sich in Festgeld
2023 war eine Zäsur: Die Zinsen stiegen auf ein Niveau wie zuletzt vor mehr als 10 Jahren. WeltSparen hat Bilanz gezogen und ausgewertet, wie sich die Kontoguthaben 2023 entwickelt haben. Vor allem Festgelder verzeichneten ein großes Wachstum.
Geldanlagen im Vergleich – Millionenrendite oder Sicherheit?
Krypto, ETF, Gold, Tages- oder Festgeld? Man hat die Qual der Wahl, wo und wie Geld angelegt werden kann. Bitcoin, Aktienindizes und Gold sind derzeit die beliebtesten Anlagemöglichkeiten.
Ersparnisse mit Aktien schützen vor einem Kaufkraftverlust
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
In der Steuerung des Kreditrisikos liegt ein strategischer Hebel
Protektionismus, Handelskonflikte, geopolitische Risiken – die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. Passive Kreditstrategien stoßen in diesem Umfeld schnell an ihre Grenzen. Warum gerade aktives Management und ein gezielter Umgang mit Kreditaufschlägen den Unterschied machen können, erklärt Jörg Held, Head of Portfolio Management bei Ethenea.
Mehrheit befürwortet Rüstungsinvestments – Akzeptanz steigt auch bei nachhaltigen Fonds
Private Geldanlagen in Rüstungsunternehmen polarisieren – doch laut aktueller Verivox-Umfrage kippt die Stimmung: 56 Prozent der Deutschen halten solche Investments inzwischen für legitim. Auch nachhaltige Fonds greifen vermehrt zu.
PKV-Initiative „Heal Capital 2“: Neuer Fonds, neue Investoren, neue Start-ups
Digitale Wartung, KI-Zertifizierung, stärkere europäische Vernetzung: Der PKV-Investitionsfonds Heal Capital geht mit neuer Schlagkraft an den Start – und will die digitale Versorgung nachhaltig verändern. Doch welche Start-ups profitieren zuerst?
„Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch“
Von unseriösen Werbeversprechen bis KI-Euphorie: Im zweiten Teil des Interviews mit Tim Grüger geht es um Trends im Daytrading, die Erwartungen von Kunden und den Kampf gegen Finanz-Fake-News. Plus: Was TradingFreaks für die Zukunft plant – und welchen Rat der Gründer Anfängern mit auf den Weg gibt.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.