Mehrheit der Experten und Expertinnen im Interhyp Baugeld-Trendbarometer sieht kurzfristig gleichbleibende oder steigende Zinskonditionen. Bauzinsen waren zuletzt durch das Bankenbeben gefallen, anhaltender Kampf gegen Inflation dürfte Baudarlehen aber wieder verteuern. Interessentinnen und Interessenten sollten sich beraten lassen und Kaufpreise verhandeln.
Nachdem die Zinsen für Baukredite Anfang März die 4-Prozent-Marke geknackt hatten, sind sie durch das Bankenbeben zuletzt wieder spürbar gesunken. Laut der Interhyp AG, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen, kosten zehnjährige Darlehen Anfang April 3,75 Prozent.
„Mit einer Monatsrate von 1.000 Euro lässt sich theoretisch ein Kredit über 210.000 Euro aufnehmen und bedienen“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG. Im Baugeld-Trendbarometer für April erwarten einige der befragten Expertinnen und Experten allerdings, dass sich das Zeitfenster vergleichsweise günstiger Kredite bald wieder schließen könnte und gehen von kurzfristig steigenden Konditionen aus.
Langfristig gehen die Meinungen im Panel indes erstmals seit mehreren Monaten deutlich auseinander. Auf Jahressicht finden die Finanzfachleute gleichermaßen Argumente für sinkende, gleichbleibende und steigende Konditionen bei Immobilienkrediten. Prognosen sind durch die Turbulenzen am Finanzmarkt noch einmal schwieriger geworden als sie es ohnehin schon waren.
Die EZB bewegt sich weiterhin in dem Spannungsfeld, die hartnäckige Inflation entschieden bekämpfen zu müssen ohne dabei gleichzeitig die Wirtschaft abzuwürgen. Verstärkt hinzugekommen ist nun auch noch das Thema Finanzstabilität.
Das Zinsniveau am Jahresende verorten die befragten Expertinnen und Experten mit Blick auf dieses Spannungsfeld zwischen 3,5 bis 4,5 Prozent für zehnjährige Darlehen. „Wir rechnen weiter mit stark schwankenden Zinsen, kurzfristige Ausschläge über die Marke von 4 Prozent sind dabei möglich“, erklärt Mirjam Mohr. „Größere Anstiege auf 5 Prozent oder darüber hinaus sehe ich auf absehbare Zeit aber nicht“.
Den Zinsmarkt genau im Auge behalten
Für Immobilieninteressentinnen und -interessenten bedeutet dies, dass sie den Zinsmarkt genau beobachten sollten. Kreditnehmerinnen und Kreditnehmern boten sich in den vergangenen Monaten immer wieder günstige Einstiegsgelegenheiten – wie zuletzt eben durch das Bankenbeben. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen waren durch die Entwicklungen an den Finanzmärkten um bis zu 65 Basispunkte gesunken, mit spürbaren Auswirkungen auf die Bauzinsen.
Grundsätzlich rät Interhyp potenziellen Käuferinnen und Käufern, sich detailliert beraten zu lassen. Indem sie die eigenen finanziellen Möglichkeiten frühzeitig im Beratungsgespräch klären, können sie bei eventuellen Zinsdellen schneller reagieren. „Gleichzeitig muss ganz klar gesagt werden: Man sollte beim Immobilienkauf nicht auf Zehntelpunkte beim Zins angewiesen sein, sondern immer eine solide finanzielle Planung mit entsprechendem Spielraum aufstellen“, erklärt Mirjam Mohr.
Die Expertin rät zudem, unbedingt Kaufpreise zu verhandeln. Gerade ältere Objekte mit schlechteren Energieeffizenzklassen könnten sich auf den zweiten Blick lohnen. Abgesehen davon, dass es derzeit kaum Neubauobjekte gebe, könne es durchaus sinnvoll sein, auch ältere Bestandsbauten zu erwerben und einen klaren Sanierungsplan zu entwerfen.
"Wer zusammen mit einer Finanzierungsberaterin oder einem Finanzierungsberater den entsprechenden Aufwand ermittelt, kann die gesamte Finanzierung darauf ausrichten. Der Sanierungsbedarf sollte auch in die Kaufpreisverhandlungen eingebracht werden“, empfiehlt Mohr.
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