Zwischen den Bruttolebenserwerbseinkommen von Frauen und Männern klafft nach wie vor eine deutliche Lücke. Verheiratete Frauen können diese Lücke in ihren verfügbaren Lebenseinkommen schließen, wenn sie in traditionellen Rollen durch das Partnereinkommen abgesichert sind. Alleinerziehenden, die auf eigene Erwerbstätigkeit angewiesen sind, fällt es deutlich schwerer, ihren Lebensstandard zu sichern.
Frauen können sich, auf das gesamte Erwerbsleben gerechnet, nur etwas mehr als halb so viel Bruttoeinkommen erarbeiten wie Männer. Dieser sogenannte Gender Lifetime Earnings Gap ist für Mütter noch größer. Eine von der Bertelsmann Stiftung geförderte Studie des Forscher*innenteams um Timm Bönke von der FU Berlin zeigt, dass sich diese Lücke mit Blick auf die verfügbaren Einkommen und damit den tatsächlichen Lebensstandard vor allem dann schließt, wenn Frauen sich innerhalb des traditionellen Familienbilds bewegen. Werden beide Einkommen im Haushalt zwischen den Eheleuten gleichmäßig aufgeteilt, fängt das Partnereinkommen Einkommensausfälle von Müttern infolge von Erwerbsunterbrechungen, beispielsweise durch Kindererziehungszeiten, auf.
Nur Partnerschaft und traditionelles Familienbild gleicht Defizite aus
Fällt diese Absicherung im Haushalt jedoch weg, kann der Staat Einkommensausfälle in der Lebensperspektive nur unzureichend kompensieren: Heute Mitte-30-jährige verheiratete Mütter und Väter haben in ihrem Haupterwerbsalter, das heißt zwischen 20 und 55 Jahren, nach Steuern und Abgaben zuzüglich Transfers und Familienleistungen jeweils rund 700.000 Euro zur Verfügung. Frauen, die überwiegend alleinerziehend sind (mehr als die Hälfte der Erziehungszeit) kommen lediglich auf rund 520.000 Euro und müssen im Vergleich zu verheirateten Müttern damit durchschnittlich Einbußen von rund 25 Prozent hinnehmen. Der tatsächliche Lebensstandard hängt also stark von der Familienkonstellation und den wohlfahrtsstaatlichen Leistungen ab. Manuela Barišić, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung, sagt:
Für verheiratete Mütter schließt sich die geschlechtsspezifische Lücke in den Lebenseinkommen – die Partnerschaft sichert sie finanziell ab. Alleinerziehende haben dagegen das Nachsehen, da sie von Partnereinkommen kaum oder gar nicht profitieren können.
Sozialstaat gleicht Lebenseinkommensverlust Alleinerziehender nicht aus
Bei (überwiegend) alleinerziehenden Müttern kann das im Zuge der Familiengründung wegfallende Einkommen kaum oder gar nicht durch einen Partner kompensiert werden. Sie sind daher stärker auf staatliche Sozialleistungen angewiesen und hinken hinterher. Das gilt auch für Mütter, die über einen längeren Zeitraum verheiratet waren und sich nach der Trennung um die Kinder kümmern. Das verfügbare Lebenseinkommen von heute Mitte-30-jährigen teilweise alleinerziehenden Müttern (weniger als die Hälfte der Erziehungszeit) liegt bei 625.000 Euro und ist damit rund 10 Prozent niedriger als das der verheirateten Mütter.
Die Zahlen zeigen auch, dass Alleinerziehende zunehmend auf Transferleistungen angewiesen sind. Im Vergleich zu älteren Alleinerziehenden (Jahrgang 1964), ist der Anteil der Transfers am gesamten Lebenseinkommen für jüngere teilweise alleinerziehende Mütter (Jahrgang 1985) von 5 auf 9 Prozent und für überwiegend Alleinerziehende von 10 auf 17 Prozent stark angestiegen. Gleichzeitig ist der Anteil des Einkommens aus Erwerbstätigkeit gesunken, weil sich beispielsweise Phasen der Ausbildung oder der Arbeitslosigkeit verlängert haben. Sie sind nur bedingt in der Lage, zu den verheirateten Müttern aufzuschließen. Timm Bönke, Juniorprofessor für Öffentliche Finanzen und Autor der Studie, sagt:
Viele der familienbezogenen Leistungen sind noch immer auf die eheliche Lebensgemeinschaft ausgerichtet, so wie das Ehegattensplitting oder die beitragsfreie Mitversicherung. Für Alleinerziehende oder nicht verheiratete Paare sind diese Leistungen nicht zugänglich.
Fehlanreize abbauen, Kinderbetreuung ausbauen, finanzielle Absicherung stärken
Insbesondere die Kombination aus Ehegattensplitting, steuer- und abgabenfreien Minijobs sowie fehlenden Betreuungsmöglichkeiten setzt starke Anreize für eine traditionelle Rollenaufteilung, in der die Frau weniger Erwerbsarbeit und dafür mehr Sorgearbeit übernimmt als der Mann. Dabei sind die Vorteile einer solchen Spezialisierung im Haushalt über das Leben gering, der Preis langfristig aber hoch: Barišić mahnt:
Viele Frauen stecken in der Zweitverdienerinnenfalle fest. Dadurch sind es bei Trennungen und im Alter vor allem Frauen, die gravierende finanzielle Einbußen in Kauf nehmen müssen. Wohlfahrtstaatliche Leistungen, die einen spezifischen Lebensentwurf fördern, sollten der Vergangenheit angehören, zumal Familie heute deutlich vielfältiger ist als früher..
Stattdessen müsse es um eine universellere Absicherung unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten gehen – durch verlässliche und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und größeren finanziellen Spielraum. Dies seien wichtige Rahmenbedingungen für eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern und eine bessere Absicherung von Alleinerziehenden.
Themen:
LESEN SIE AUCH
So wappnen sich Frauen gegen Altersarmut
Regina Halmich und die LV 1871 machen sich für finanzielle Freiheit stark
Zinswende in Europa? Gothaer Index Protect-Police: Chancen und Sicherheit kombinieren
Ältere Kunden, die angespartes Vermögen bei Eintritt in den Ruhestand für ihre Altersversorgung einsetzen wollen, sind auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, die in einem kürzeren Zeitraum bei einem garantierten Kapitalerhalt Erträge jenseits der Offerten für Festgeldkonten erwirtschaften. Der Tarif Gothaer Index Protect kann dafür eine Lösung sein.
Schweizerische Zuverlässigkeit und Erfahrung auch im Versicherungsfall
Die Qualität eines Versicherers beweist sich mit transparenten, leistungsstarken Tarifen und einer professionellen Bearbeitung der Leistungsanträge im Versicherungsfall. Vor allem die tariflichen Schnellauslöser können die Bearbeitungsdauer eines Leistungsantrags signifikant verkürzen und dem Kunden eine schnelle Leistungszahlung sichern.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Berufsunfähigkeit: Wenn die BU nicht greift – Alternativen zur Absicherung der Arbeitskraft
Wer keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommt, steht nicht schutzlos da: Erwerbsunfähigkeits-, Grundfähigkeits- und Dread-Disease-Policen bieten finanzielle Sicherheit bei Krankheit oder Unfall. Was diese Alternativen leisten, für wen sie geeignet sind – und warum frühzeitige Vorsorge entscheidend ist.
Fernsehtipp: „Rente? Reicht nicht!“ – Warum sich ein Blick in die ZDF-Reportage lohnt
Die neue „37°“-Reportage im ZDF zeigt ein zentrales Thema: Altersarmut in Deutschland. Sehenswert, nachdenklich und gesellschaftlich hochrelevant.
Berufsunfähigkeit: Nervenkrankheiten mit Abstand Hauptursache
Nervenkrankheiten sind erstmals mit weitem Abstand die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit (BU) in Deutschland. Das zeigt der aktuelle Datenreport von MORGEN & MORGEN, der auf anonymisierten Leistungsfallanalysen und umfangreichen Point-of-Sale-Auswertungen basiert.
Berufsunfähigkeit: Markt wächst – Beitragsstabilität bleibt
Der Markt für Berufsunfähigkeitsversicherungen zeigt sich 2025 stabil und wachstumsstark: Während das Kölner Analysehaus infinma erneut eine hohe Beitragsstabilität im Bestand bestätigt, liefert das neue M&M-Rating einen Überblick über die Qualität von 639 Tarifen – mit einem klaren Trend zu mehr Tarifdifferenzierung und individueller Risikoprüfung.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.