Gewinnung neuer Talente fällt zunehmend schwerer

Der Wettbewerb um neue Talente verschärft sich weiter. Mehr als sieben von zehn deutschen Unternehmen (76 Prozent) erwarten für 2022 Schwierigkeiten, neue Mitarbeitende für sich zu gewinnen. Das zeigt eine neue Studie von WTW. Die Mitarbeiterbindung stellt Firmen ebenfalls zunehmend vor Herausforderungen.

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HR Magnet attracts staff leaders. Staff recruitment.HR Magnet attracts staff leaders. Staff recruitment.adragan – stock.adobe.com

Während 2020 nur 20 Prozent von Schwierigkeiten berichteten, erwarten für 2022 mehr als die Hälfte (51 Prozent) der befragten Unternehmen Probleme bei der Mitarbeiterbindung. Die Ergebnisse der „Reimagining Work and Rewards Studie“ von WTW zeigen zudem, dass deutsche Unternehmen im Vergleich zu anderen westeuropäischen Firmen größere Schwierigkeiten haben, neue Talente für sich zu gewinnen. Dieser Trend hat sich seit 2020 konstant fortgesetzt.

Der lange prognostizierte ‚War for Talents‘ sei jetzt Realität“, sagt Florian Frank, Head of Work & Rewards bei WTW. Der demografische Wandel und die Digitalisierung zählen zu seinen wesentlichen Treibern. Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklung weiter verschärft. Der HR-Experte betont:

‚Weiter wie bisher‘ funktioniert jetzt nicht mehr. Unternehmen müssen die Art und Weise, wie Arbeit organisiert und durchgeführt wird, sowie ihr Angebot an Mitarbeitende grundlegend überarbeiten.

Mitarbeiter mit Fähigkeiten im digitalen Sektor gesucht

Probleme bestehen vor allem in den Bereichen Artificial Intelligence, User Experience und Cybersecurity. 93 Prozent der befragten deutschen Unternehmen gaben an, dass sie vor Herausforderungen stehen, wenn es darum geht, Mitarbeitende mit digitalen Kompetenzen zu gewinnen oder im Unternehmen zu halten. Andere europäische Firmen haben etwas weniger Probleme (85 Prozent). Mehr als die Hälfte der
deutschen Unternehmen haben außerdem Schwierigkeiten, Experten und Expertinnen im Bereich People Analytics zu finden.

Deutsche Unternehmen noch nicht im „New Normal“ angekommen

Die coronabedingten Maßnahmen am Arbeitsplatz werden in Deutschland nach und nach aufgehoben. Das „New Normal“ sehen 90 Prozent der deutsche Unternehmen jedoch noch als zukünftiges Ereignis. 20 Prozent der europäischen Firmen sind der Meinung, dass sie bereits im „New Normal“ angekommen sind.
Die Pandemie habe die Erwartungen von Mitarbeitenden an ihr Arbeitsumfeld deutlich verändert, sagt Florian Frank. Flexible Arbeitsmodelle seien mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Sie werden von den Angestellten erwartet. Zudem rücken Faktoren wie Fair Pay, Diversity und Inklusion zunehmend in den Fokus. Unternehmen seien gefragt, sich in diesen Bereichen ganzheitlich aufzustellen, um für Talente weiterhin attraktiv zu bleiben.

Umfassende Vergütungsstrategien und Abgrenzung zum Wettbewerb fehlen

Vor allem im Bereich der ganzheitlichen Vergütungsstruktur haben deutsche Unternehmen großen Nachholbedarf. Nur zehn Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie im Vergleich zum Wettbewerb ausdifferenzierte Total Rewards Angebote besitzen. Zudem sind nur acht Prozent der Meinung, dass die Vergütungsstrategien an die neuen Anforderungen der Arbeitswelt angepasst wurden.
Florian Frank ist der Ansicht, dass Unternehmen in Deutschland oftmals alle Komponenten haben, die es für ganzheitliche Vergütungsmodelle brauche. Jedoch fehle es meist an einer übergeordneten Strategie, sodass die Angebote von den Werten der Unternehmen verständlich abgeleitet seien. Firmen im Ausland seien da teilweise weiter. Purpose Driven Compensation Modelle seien andernorts etablierter.

Was WTW empfiehlt, um neue Talente zu gewinnen und die Mitarbeiterbindung zu stärken:

  • Führungs- und Personalkompetenzen müssen weiterentwickelt werden, um die aktuellen Chancen und Herausforderungen zu bewältigen.
  • Bei der Festlegung neuer Strategien und Lösungen geht es darum, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Auf folgende Punkte sollten Verantwortliche den Fokus setzen:

  1. Integrierte Arbeits- und Vergütungsmodelle: HR-Programme gezielt auf die neuen Geschäftsstrategien ausrichten und digital umsetzen.
  2. Datengetriebene Analysen: Analysieren der Mitarbeiter- und Arbeitserfordernisse,
    um die HR-Programme zielgerichtet anzupassen.
  3. Testen: Durchführen von Pilotprojekten, um die Durchführbarkeit und den Erfolg
    neuer Arbeits- und Vergütungsmodelle zu testen

Über die Umfrage

An der Umfrage „Reimagining Work and Rewards 2021/2022“, die zwischen dem 28. Oktober und dem 10. Dezember 2021 durchgeführt wurde, nahmen weltweit insgesamt 1.650 Unternehmen mit 11,9 Millionen Mitarbeitenden teil, darunter 50 vor allem internationale Unternehmen aus Deutschland und Österreich mit 413.000 Beschäftigten.

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