Die globalen Aktienmärkte gaben im ersten Quartal aufgrund eines Giftcocktails aus steigender Inflation, einer harten Haltung der Zentralbanken und Russlands Einmarsch in der Ukraine nach. Der Krieg in der Ukraine verdient besondere Aufmerksamkeit und tiefgreifende Überlegungen, da die globalen Auswirkungen weit in die nächsten Jahrzehnte reichen können.
Ein Kommentar von Knut Gezelius, Portfoliomanager, SKAGEN Global
Auch die Ölpreise und Zinssätze stiegen im Laufe des Quartals und schürten in weiten Teilen der Welt Angst vor einem rückläufigen Wachstum – und das zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt, wenn man bedenkt, wie fragil die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie ist.
Schwächere Entwicklung nach starker Outperformance 2021
Der SKAGEN Global entwickelte sich im ersten Quartal des Jahres schlechter als sein Referenzindex, der MSCI AC World. Obwohl wir stets bestrebt sind, attraktive absolute und relative Renditen zu erwirtschaften, ist es nicht wirklich überraschend, dass der Fonds nach den soliden Ergebnissen im Jahr 2021 nun einen Rückschlag erlebte. Ermutigt werden wir durch die bisher guten Quartalsberichte unserer bestehenden Beteiligungen sowie durch die Aufnahme von drei sorgfältig ausgewählten Neuzugängen in den Fonds.
Die am absoluten Ertrag gemessen besten Wertentwicklungen lieferten im abgelaufenen Quartal Canadian Pacific, Munich Re und Brown & Brown. Der Eisenbahnbetreiber Canadian Pacific verfügt über eine starke Preissetzungsmacht und zeigt sich in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld als durchaus widerstandsfähig. Der deutsche Rückversicherer Munich Re profitierte von einem relativ sauberen Zeichnungsquartal und einer Marktrotation, während der amerikanische Versicherungsmakler Brown & Brown gute Zahlen veröffentlichte und durch die Übernahme des britischen Versicherungsvermittlers Global Risk Partners ein Standbein in Europa schuf.
Die drei in absoluten Zahlen gesehen größten Störfaktoren des Fonds waren in diesem Quartal Estée Lauder, Home Depot und Intuit. Die beiden erstgenannten gaben nach Gewinnmitnahmen infolge eines beeindruckenden Anstiegs im Jahr 2021 und der zunehmenden Sorge, dass die Verbraucher weniger Geld zur Verfügung haben werden, nach. Intuit wurde dagegen im Rahmen einer breiteren Marktrotation ohne explizite unternehmensspezifische Gründe herabgestuft.
Portfolio durch Austausch von Positionen aufgestockt
Der SKAGEN Global nutzte die erhebliche Marktvolatilität während des Quartals, um das Portfolio durch den Austausch von drei Positionen aufzustocken. Wir haben Positionen in der schweizerischen alternativen Investmentfirma Partners Group, dem weltweit tätigen Industrieversicherungsmakler*innen und Risikoberater*innen Marsh & McLennan und der US-amerikanischen Diskont-Einzelhandelskette Dollar General eröffnet. Diese drei Unternehmen werden mit einem mehrjährigen Zeithorizont geführt und bieten allen Stakeholdern in ihrem jeweiligen Ökosystem einen Mehrwert – eine Eigenschaft, die wir als Voraussetzung für eine langfristige Wertschöpfung für die Aktionäre ansehen.
Aus der Munich Re stiegen wir aus, als sich die Aktie nach einer soliden Performance unserem Kursziel näherte. Auch UPM verließ das Portfolio. Hier, nach einer längeren Periode mit unruhiger Entwicklung in verschiedenen Bereichen. Die Autodesk-Aktie fand ebenfalls ein neues Zuhause, da wir die oben beschriebenen neuen Anlagealternativen auf der Grundlage der Rahmendatenanalyse als überzeugendere Anlagemöglichkeiten ansahen.
Attraktiv bewertetes Portfolio bietet Lichtblick
Der 24. Februar 2022 wird wahrscheinlich als der Tag in die Geschichtsbücher eingehen, an dem Russland eine illegale und unprovozierte Invasion in der Ukraine startete. Der russische Aktienmarkt stürzte am Tag nach dem Einmarsch ab und blieb seitdem für den normalen Handel geschlossen. Es bleibt abzuwarten, wie lange der russische Markt geschlossen bleibt. Interessierte LeserInnen können sich vielleicht daran erinnern, dass er zwischen 1917 und 1992 für ganze 75 Jahre ausgesetzt war.
Wie dem auch sei, die aktuelle Aufgabe des SKAGEN Global besteht nun darin, die weitere Entwicklung der globalen Landschaft in direkter Folge des bewaffneten Konflikts zu bewerten. Obwohl wir Bottom-up-Investoren sind, uns also auf die Analyse von Unternehmen und nicht auf die Vorhersage von Makrovariablen konzentrieren, ist es von entscheidender Bedeutung, das externe Umfeld zu verstehen, in dem ein Unternehmen tätig ist.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts ist die Bandbreite der Ergebnisse nach wie vor außerordentlich groß, und ein Versuch, Entwicklungen vorherzusagen, scheint aussichtslos. Man kann jedoch völlig zu Recht sagen, dass der plötzliche Totalangriff und die nachfolgenden Gräueltaten auf europäischem Boden ein brutaler Weckruf für den Westen waren. Die Politik reagierte darauf mit einer Neuausrichtung der Energiepolitik, der Verteidigungsausgaben und mit internationalen Sanktionen. In den nächsten Wochen und Monaten werden wahrscheinlich noch weitere Reaktionen folgen. Dennoch sind diese unmittelbaren Auswirkungen der ersten Schritte ziemlich offensichtlich und wahrscheinlich bereits im Markt eingepreist.
Die heiklere Frage betrifft die Auswirkungen der weiteren Schritte, deren Konturen noch unklar sind und deren Strukturen durch die globalisierte Welt, in der nationale und wirtschaftliche Interessen stärker denn je zuvor miteinander verflochten sind, wirklich kompliziert sind. Beispiele für Bereiche, die unserer Ansicht nach langfristig kritische Auswirkungen auf unser Portfolio haben könnten, reichen von der globalen Geopolitik und den ESG-Rahmenbedingungen bis hin zum Tauziehen zwischen Inflation und Wachstum und den politischen Entwicklungen in den USA.
Während der Markt den Krieg in der Ukraine weitgehend gelassen hingenommen hat, kann sich das Blatt im Falle einer Eskalation oder Ausweitung schnell wenden. Vor diesem Hintergrund muss (immer wieder) betont werden, dass das Portfolio des SKAGEN Global aus unterbewerteten Unternehmen mit starken Bilanzen und wettbewerbsfähigen Produktpaletten besteht, die von hochkompetenten Führungskräften geleitet werden, die über ein hohes Maß an Eigeninteresse verfügen. Zusammenfassend sind wir der Ansicht, dass das Portfolio attraktiv bewertet und gut positioniert ist, um über unseren mehrjährigen Anlagehorizont Neuland zu betreten und einen Lichtblick in diesen dunklen Zeiten zu bieten.
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