Das unabhängige Analysehaus MORGEN & MORGEN attestiert in diesem Jahr im Rahmen des M&M Rating Erwerbsunfähigkeit zehn Tarifen ein top Bedingungswerk. Das Angebot ist zwar nach wie vor klein, aber fein.
Der Markt der Erwerbsunfähigkeitsabsicherung zeigt sich auch in diesem Jahr erneut zurückhaltend und bleibt überschaubar klein. Die Tarife an sich sind dafür aber von sehr guter Bedingungsqualität. Der Bedarf beim Verbraucher liegt auf der Hand. Im Rahmen der Arbeitskraftabsicherung ist vielen Versicherungsnehmern der Zugang zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), die als „höchste Absicherungsform“ gilt, verwehrt. Grund sind meist die zu hohen Beiträge aufgrund von körperlicher Tätigkeit im ausgeübten Beruf.
Geringe Beiträge
Eine Dachdeckerin beispielsweise zahlt 160,07 Euro monatlich für den günstigsten BU-Tarif. Bei einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung, als alternative Absicherungsform zur BU, sind es beim günstigsten Tarif nur 56,30 Euro monatlich. In beiden Fällen erhält sie 1.000 Euro Rente monatlich. Bei der Erwerbsunfähigkeit kommt jedoch bei den meisten Angestellten noch die EU-Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung on top.
Einzig echte BU-Alternative
Alternativen zur BU gibt es einige. Neben dem Zugang zur Absicherung und der Prämienhöhe ist der Charakter der Absicherungsform ausschlaggebend. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist neben der
Berufsunfähigkeitsversicherung die einzige Möglichkeit, die eigene Arbeitskraft wirklich abzusichern. Ausschließlich sie verknüpft auch abstrakt eine gesundheitliche Beeinträchtigung mit der Möglichkeit ein
Erwerbseinkommen zu erzielen. Andere Absicherungsprodukte bilden diese Verknüpfung nicht ab. Die Grundfähigkeitsversicherung beispielweise definiert konkrete Fähigkeiten, die leistungsauslösend sind, ohne Verknüpfung zur Möglichkeit der Erwerbseinkommenserzielung. Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei MORGEN & MORGEN, beschreibt die aktuelle Marktlage:
Die Erwerbsunfähigkeit ist nach wie vor als einzige echte Alternative zur Berufsunfähigkeit weit unterschätzt. Auch wenn der Markt sehr überschaubar ist, sind die wenigen Tarife sehr gut. Das ist ein wichtiges Signal für die Vermittlung.
M&M-Rating Erwerbsunfähigkeit
Für Versicherungsnehmer, die sich für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung entscheiden möchten, stellt sich unweigerlich die Frage, welche Tarife die besseren Leistungen beziehungsweise die kundenfreundlichsten Versicherungsbedingungen enthalten. Manche Versicherer bieten auch
verschiedene Tarife mit unterschiedlichen Versicherungsbedingungen an. An dieser Stelle setzt das M&M Rating Erwerbsunfähigkeit an und zeigt deutlich die Unterschiede im Überblick.
Seit 2019 analysiert MORGEN & MORGEN die Bedingungen der EU-Versicherer im Rahmen des M&M Ratings Erwerbsunfähigkeit. Insgesamt besteht die Bedingungsanalyse aus 45 Fragen. Davon sind 24 Fragen für das Rating relevant, die übrigen werden nachrichtlich ausgewiesen. Die ratingrelevanten
Fragen beurteilen Sachverhalte und Produkteigenschaften, die als wesentlich für die Bedingungsqualität eines Produkts anzusehen sind. Die Kundenfreundlichkeit steht hier klar im Fokus, ebenso die Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk.
Angepasste Ratingkriterien
Im aktuellen Jahrgang des M&M Rating Erwerbsunfähigkeit wurde ein Ratingkriterium angepasst, um der Entwicklung des Marktes Rechnung zu tragen. Das Benchmarking habe gezeigt, dass eines der in 2019 angesetzten Kriterien über die Jahre hinweg nur von einem Anbieter erfüllt wurde, zeigt Ludwig auf und ergänzt, dass es, um den Markt realistisch zu spiegeln und erstklassige Angebote zugänglicher zu machen, nun nicht mehr als Hürde für die Top-Bewertung angesetzt werde.
Konkreter Hintergrund ist, dass ausschließlich die MetallRente, als Versorgungswerk der Tarifvertragsparteien IG Metall und Gesamtmetall, seit Bewertungsbeginn einen Tarif anbietet, der eine Erwerbsunfähigkeitsrente in Anlehnung an die gesetzliche Definition nicht nur bei voller, sondern auch bei
teilweiser Erwerbsminderungsrente leistet. Dieser Tarif ist daher nur Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie zugänglich, was einen weiteren Grund für die Anpassung im Bewertungsverfahren darstellt. Das Mindestkriterium entfällt nun als Voraussetzung für eine fünf Sterne Bewertung. Ab einer Bewertung von vier Sternen muss es weiterhin teilweise erfüllt sein.
Der aktuelle Ratingjahrgang
Die Überarbeitung des Bewertungsverfahrens zeigt die 17 bewerteten EU-Tarife in einem neuen Gefüge, das dem Angebot am Markt Rechnung trägt. Das Niveau der beiden Vorgängerjahrgänge war bereits gut. In diesem Jahrgang macht sich die Anpassung des Kriteriums wie das Zünglein an der Waage bemerkbar. Ludwig zieht Bilanz:
Mit knapp zwei Drittel top bewerteter Tarife zeigt sich das Angebot in der Erwerbsunfähigkeit auf einem sehr hohen Bedingungsniveau.
Die meisten vier Sterne Tarife konnten nun die Hürde für die fünf Sterne nehmen. Insgesamt sind nun zehn Tarife in der fünf Sterne Kategorie zu verzeichnen, gefolgt von drei Tarifen, die mit vier Sternen bewertet sind. Das Schlusslicht bilden vier Tarife mit einer durchschnittlichen Bewertung von drei Sternen. Schlechtere Tarife hat der EU-Markt nicht aufzuweisen.
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Im aktuellen M&M-Rating zeigt sich das EU-Angebot mit einer top Bedingungsqualität: von 17 bewerteten Tarifen erhalten 11 die Bestbewertung. Es folgen zwei Tarife mit vier Sternen. Die durchschnittliche Bewertung von drei Sternen erhalten vier Tarife. Schwache oder sehr schwache Tarife gibt es nicht.
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