Beim „Frühjahrsputz“ im Portfolio sollten sich Anleger von altem Ballast trennen. Aus Risikogesichtspunkten sind breit streuende Indizes besser als Einzeltitel. Eine zweite Expertenmeinung kann Schwächen aufdecken und neue Potenziale heben.
Eigentlich war 2021 ja ein gutes Börsenjahr. Der MSCI World kletterte mehr als 30 Prozent in die Höhe, immerhin noch 15,7 Prozent betrug im vergangenen Jahr das Plus beim deutschen Leitindex Dax. Doch längst nicht alle Einzeltitel liefen gleichermaßen gut. Im Gegenteil: Die aktuelle Negativliste der schlechtesten Aktien über ein, drei und fünf Jahre, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) jüngst veröffentlicht hat, zeigt eindrucksvoll, dass Anleger mit einzelnen Unternehmen auch kräftig daneben liegen können.
Zu den „Spitzenreitern“ in diesem Ranking gehören zwar viele kleine und mittlere Unternehmen – der größte Kursverlust 2021 betrug 81 Prozent –, doch auch größere und bekanntere Konzerne hierzulande finden sich auf der DSW-Liste. Der Stahlkonzern ThyssenKrupp beispielsweise oder die Lufthansa. Aus dem Dax sind der Medizintechnik- und Gesundheitskonzern Fresenius, der Konsumgüterhersteller Henkel sowie der Automobilzulieferer Continental mit dabei. Christian Dagg, geschäftsführender Gesellschafter der Brilliant Vermögensverwaltung aus Düsseldorf, sagt:
Auch mit großen Namen ist man als Anleger vor heftigen Kursverlusten nicht gefeit.
Er rät dazu, sich von den größten Verlustbringern im Depot zu trennen, wenn es keine begründete Aussicht auf eine Kursverbesserung gibt.
Das Depot ausmisten
Das Frühjahr ist für den Vermögensverwalter generell ein guter Anlass, das Depot kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls auszumisten – quasi ein Frühjahrsputz für die eigenen Finanzen. Dagg empfiehlt:
So wie zuhause die Wohnung und das Haus sollte man regelmäßig auch sein Depot aufräumen.
Neben der Überprüfung, ob die Mischung aus Aktien, Anleihen und Liquidität noch dem Anlagehorizont und der persönlichen Risikoneigung entspricht, gehört dazu vor allem, „Depotleichen“ zu verkaufen. Doch viele Anleger tun sich schwer, sich von Verlustbringern zu trennen. Die meisten hoffen darauf, dass sich der Kurs irgendwann wieder erholt.
Kursrutsch schwer aufzuholen
Laut dem Düsseldorfer Honorarberater sollten Anleger sich jedoch folgende Rechnung vor Augen halten: Eine Aktie, die zehn Prozent ihres Wertes verloren hat, muss elf Prozent aufholen, um den Einstandspreis wieder zu erreichen. Ein Wertpapier mit 50 Prozent Kursrutsch muss sogar um satte 100 Prozent zulegen, um die Verluste wieder auszugleichen. Der Vermögensberater gibt zu bedenken: Selbst wenn diese Aufholjagd gelinge, habe der Anleger mit dieser Aktie noch keinen Euro verdient. Und noch einen wichtigen Aspekt sollten Anleger nach Daggs Ansicht beim finanziellen Frühjahrsputz bedenken:
Zwar reichen oftmals einige wenige Maßnahmen aus, um die Renditeaussichten des Gesamtdepots zu steigern. Doch ein flüchtiges Aufräumen ersetzt keine professionelle und langfristig ausgerichtete Asset Allocation.
Er weiß aus Erfahrung: Bei vielen privaten Investoren haben sich die Portfolios im Laufe der Jahre zu einem wahren Sammelsurium aus Gelegenheitskäufen entwickelt, die längst nicht mehr dem Risikoprofil und den Anlagezielen entsprechen.
Der Anlageprofi rät dazu, das langfristig ausgerichtete Depot breit diversifiziert aufzustellen, mit einem Mix aus den Aktien möglichst vieler Unternehmen weltweit und den Anleihen möglichst aller hochwertigen Emittenten auf der Welt. Der erfahrene Vermögensverwalter erläutert, warum eine ausgewogene Vermögensstruktur so wichtig ist, folgendermaßen:
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass der zu erwartende Ertrag eines Anlageportfolios zu über 95 Prozent von der Zusammenstellung der gewählten Anlageklassen abhängt und nicht von der Auswahl der Einzeltitel.
Mehrwert durch zweite Meinung
Weil das viele Anleger überfordert, kann eine Überprüfung durch einen unabhängigen Spezialisten hilfreich und wichtig sein. Er analysiert beispielsweise, wie sinnvoll eine gewählte Anlagestrategie ist, welche Risiken damit verbunden sind und ob es versteckte Provisionen gibt. Bei dieser zweiten Meinung geht es gar nicht darum, den Aussagen des Anlageberaters zu misstrauen und eine vorgeschlagene Anlagestrategie grundsätzlich in Zweifel zu ziehen. Dagg betont:
Der Blick von außen kann vielmehr helfen, Schwachstellen klarer zu erkennen. Vier Augen sehen nun einmal mehr als zwei. Außerdem erhalten Anleger bei der zweiten Meinung die Gewissheit, dass sie mit ihren finanziellen Entscheidungen die gewünschten Ziele auch tatsächlich erreichen können.
Das Besondere an Brilliant: Die Düsseldorfer gehören zu den weniger als 0,1 Prozent der Finanzberater hierzulande, die unabhängige Honoraranlageberatung mit entsprechender Zulassung durch das Gesetz über das Kreditwesen (KWG) sowie Beaufsichtigung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) anbieten. Die Honorarberatung ist dabei ganzheitlich.
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