Berufseinstellung sinkt bei medizinisch Tätigen durch Corona

Bei den Beschäftigten in medizinischen Gesundheitsberufen hat die Corona-Pandemie einschneidende Folgen hinterlassen. Laut einer bundesweiten Befragung der HDI Versicherungen durch das Meinungsforschungsinstitut YouGov wollen vier von zehn Beschäftigten im Gesundheitsbereich, insbesondere also Ärzt*innen sowie Pflegende, jungen Menschen nicht mehr zur Wahl ihres Berufes raten.

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In keiner anderen Berufsgruppe wird ein solch hoher Wert gemessen, der auch weit über dem Bundesdurchschnitt für alle Berufsgruppen liegt (26 Prozent). Eine gewichtige Rolle spielt hier wohl die negativere Berufseinstellung nach den Corona-Erfahrungen, die über die Hälfte stärker ausfällt als im Schnitt der übrigen Berufsgruppen. So gibt inzwischen jeder Vierte im Gesundheitswesen diese veränderte negativere Berufseinstellung an.

Doch die Ursachen scheinen zudem grundlegender Art zu sein. So nennt jeder Zweite im Medizinbereich Zeitdruck als größte berufliche Belastung – ebenfalls ein Rekordwert. Und in keinem anderen Beruf wird die Unvereinbarkeit mit dem Privatleben als so belastend empfunden wie im Gesundheitswesen – mehr als jeder Vierte klagt hier darüber. Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender HDI Deutschland sagt:

Die Ergebnisse unserer Befragung sind alarmierend für unser Gesundheitssystem. Wenn die Attraktivität der medizinischen Berufe weiter so in den Keller rauscht, sind langfristige Folgen für das deutsche Gesundheitssystem unausweichlich.

Nicht erst seit der Corona-Krise wisse man, von welcher enormen Bedeutung die Arbeit der im Gesundheitswesen beschäftigten Menschen für unsere Gesellschaft ist, ergänzt Prof. Dr. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln.

Gesundheitsberufe mit grundsätzlicher Problematik

Medizinisch Tätige gehen im Schnitt zu 53 Prozent davon aus, nicht bis zum regulären Renteneintrittsalter zu arbeiten. Auch das ist die höchste Quote unter allen Berufsgruppen. Eine mögliche Ursache: Fast jeder Dritte fühlt sich durch körperlich harte Arbeit stark belastet. Nur noch im Sicherheits- und Reinigungsgewerbe wird dieser hohe Wert ebenfalls erreicht.

Der Schnitt aller Berufsgruppen liegt dagegen um die Hälfte niedriger (15 Prozent). Wenig verwunderlich ist, dass bereits jeder dritte Befragte in den medizinischen Gesundheitsbereichen von einer erhöhten Wechselbereitschaft im Beruf nach den Corona-Erfahrungen in Deutschland ausgeht – auch dies ist ein Spitzenwert. Dazu Christian Kussmann, im Vorstand der HDI Versicherungen verantwortlich für den Versicherungsschutz der Heilwesen-Berufe:

Als einer der großen Versicherer für Ärzte und Beschäftigen in anderen Heilwesen-Berufen sehen wir diese Ergebnisse mit großer Sorge. Die aktuelle Pandemie stellt die Menschen in den medizinischen Gesundheitsberufen vor enormen Herausforderungen. Als Versicherer können wir ihre finanziellen Risiken absichern. Für ein gesundes Arbeitsumfeld braucht es politischen Willen.

Intrinsische Motivation überwiegt in Gesundheitsberufen

„Ich arbeite, da ich meine Tätigkeit als sinnstiftend für die Gesellschaft erachte.“ Dieser Aussage stimmen mehr als zwei Drittel der Beschäftigten (69 Prozent) im Gesundheitsbereich zu. Das sind deutlich mehr als im Schnitt der übrigen Berufe, wo nur jeder Zweite dieser Meinung ist. Lediglich Lehrer, Ausbilder und Erzieher pflichten der Aussage noch etwas häufiger bei.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in finanziellen Dingen. „Mein Beruf bedeutet mir mehr, als damit nur Geld zu verdienen.“ Auch hier stimmen etwa zwei von drei Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu - unter allen Berufen sind es nur unter Lehrern und Ausbildern noch mehr.

Die Ergebnisse der Untersuchung beruhen auf einer Sonderauswertung der HDI Berufe-Studie 2021, bei der im Sommer gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland insgesamt 3.716 Erwerbstätige ab 15 Jahren befragt wurden. Darunter befanden sich rund 300 Beschäftigte (Angestellte und Selbständige) aus dem medizinischen Gesundheitsbereich.

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