Das Jahr 2021 war der größte Indikator dafür, dass der boomende Online-Kunsthandelsmarkt auf Dauer Bestand hat. Der heute erschienene erste Teil des Hiscox Online Art Trade Report 2021 stellt fest, dass die Online-Kunstverkäufe in den ersten sechs Monaten des Jahres einen Rekordwert von 7,9 Milliarden US-Dollar erreicht haben (72 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2020).
Bis zum Jahresende könnte ein Rekordwert von 15,7 Milliarden US-Dollar erreicht werden, wenn die Verkäufe im selben Tempo weitergehen. Die Ergebnisse basieren auf der Hiscox Art Buying Survey, die zwischen Juli und August 2021 durchgeführt wurde.
Robert Read, Head of Fine Art bei Hiscox, kommentiert den Report:
Auf dem Markt für Online-Kunstverkäufe hat sich ein systemischer Wandel vollzogen. Jene Käufer und Verkäufer, die sich in den letzten 18 Monaten auf die Technologie eingestellt haben, ernten jetzt die Früchte. Der traditionelle, physische Kunstmarkt wird nie ersetzt werden, aber wir können davon ausgehen, dass der Online-Markt weiter wachsen wird, bis wir ein – wie ich hoffe – gutes Gleichgewicht zwischen beiden erreichen.
Beeindruckend sei die enorme Zunahme der Verwendung von Non-Fungible Tokens (NFTs) für den Verkauf von Kryptokunst und Sammlerstücken, die auch eine neue Art von Sammlern und Händlern anziehen würde.
Vertrauen der Käufer war entscheidend
Das Vertrauen der Käufer war der Hauptgrund für den Aufschwung der Online-Verkäufe, wobei viele einen höheren Preis für Kunstwerke als zuvor zahlen. Der Durchschnittspreis, der bei reinen Online-Auktionen von Sotheby's, Christie's und Phillips in der ersten Jahreshälfte 2021 gezahlt wurde, lag bei 24.291 US-Dollar – etwa dreimal so hoch wie 2019 (8.529 US-Dollar).
Die Verlagerung auf das Internet wird wahrscheinlich die Pandemie überdauern; 56 Prozent der im Bericht für 2020 befragten Kunstkäufer und 65 Prozent der Online-Kunstplattformen gaben an, dass sie davon ausgehen, dass der Wechsel zu digitalen Verkäufen dauerhaft sein wird.
Schätzungsweise 3,125 Milliarden US-Dollar oder 46 Prozent der Online-Kunstverkäufe im ersten Halbjahr 2021 wurden über mobile Geräte wie Smartphones und Tablets getätigt. Dies war ein deutlicher Anstieg gegenüber den geschätzten 1,92 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019, dem Jahr vor der Pandemie, was damals 40 Prozent der gesamten Online-Kunstverkäufe ausmachte.
Bildende Kunst als Verkaufsschlager
Der größte Anteil der Online-Verkäufe auf den Plattformen entfiel wieder auf die bildende Kunst (27 Prozent, gegenüber 32 Prozent im Jahr 2020), während der Anteil der anderen Kategorien etwa gleich blieb, der Verkauf von Möbeln und Kunstgewerbe jedoch zunahm. Dies steht im Gegensatz zu den Zahlen der Auktionshäuser, bei denen der Anteil der bildenden Kunst an den reinen Online-Verkäufen in der ersten Jahreshälfte bei 66 Prozent lag.
Obwohl die traditionellen Kunstanbieter nur langsam in Gang kommen, werden sie wahrscheinlich ihre führende Rolle auf dem Online-Kunstmarkt zurückgewinnen. Die meisten der befragten Online-Plattformen (69 Prozent) glauben, dass viele der bestehenden Kunstmarktteilnehmer zu den großen Online-Playern aufsteigen könnten – wenn sie sich das Potenzial der Technologie endlich zu eigen machen.
Blockchain und Kryptowährungen im Online-Kunstmarkt angekommen
Mehr Online-Plattformen wollen Zahlungen in Kryptowährungen akzeptieren, wobei fast vier von zehn (38 Prozent) planen, innerhalb der nächsten zwölf Monate Krypto-Zahlungen zu akzeptieren, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem letzten Jahr (15 Prozent).
Die Zahl der Online-Kunstplattformen, die beabsichtigen, die Blockchain-Technologie in ihr Geschäft einzubinden, ist deutlich gestiegen. Vier von zehn (41 Prozent) planen den Einsatz von Blockchain, gegenüber 30 Prozent im Jahr 2020. Das Wachstum des NFT-Marktes ist ein wahrscheinlicher Grund für diesen Anstieg – 14 Prozent haben NFTs bereits in ihr Angebot aufgenommen, während weitere 38 Prozent dies in naher Zukunft in Betracht ziehen.
Krypto-Kunst: Möglichkeiten versus Risiken
Januar bis Ende September 2021 wurden Krypto-Kunst und -Sammlerstücke im Wert von schätzungsweise 3,5 Milliarden US-Dollar verkauft, wobei NFTs neue Möglichkeiten für das Sammeln von digitaler und physischer Kunst eröffnen.
Alina Sucker, Underwriting Manager Art & Private Clients bei Hiscox Deutschland, ergänzt:
Als Versicherer der digitalen Welt begrüßen wir diese spannenden digitalen Entwicklungen sehr, da sie Erleichterungen für die Kunstliebhaber, Kunsthändler und nicht zuletzt die Kunstschaffenden selbst bringen.
Sie gibt außerdem zu bedenken, dass mit neuen Möglichkeiten auch immer neue Risiken entstehen. Diese sind neben den bekannten Gefahren beim Online-Bezahlen auch die Möglichkeit von Datendiebstahl. Diese Risiken würden insbesondere angesichts des Bezahlens per Kryptowährungen und ganz besonders wegen der wachsenden Beliebtheit von Kunstwerken im ‚NFT-Format‘ an Brisanz gewinnen.
Entsprechend sagten 48 Prozent der Befragten, dass sie besorgt wegen der Cyber-Kriminalität sind. Dies sei eine deutliche Zunahme zum Vorjahr, wo das nur 37 Prozent angaben. Nur wenn diese Cyber-Risiken erkannt und abgesichert werden können, werden sich Kunden sicher fühlen und den Digital-Boom in dieser Dynamik weiter unterstützen, so Sucker.
Bilder: (1) © 3dsculptor – stock.adobe.com (2–3) © Hiscox SA (4) © Hiscox SA, Niederlassung für Deutschland
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