Ob es um den aktuellen Lohn oder die künftige Rente geht, Frauen haben in der Regel weniger finanzielle Möglichkeiten als Männer. Gender Pay oder Gender Pension Gap nennen sich diese Phänomene. Heißt: Es klafft eine erhebliche Lücke zwischen den Gehältern und demnach auch den Renten von Männern und Frauen.
Aber warum ist das so? Im Jahr 2021 wohlgemerkt! Nicht etwa, weil Männer in der Regel besser bezahlte Jobs wählen als weibliche Berufstätige. Vielmehr verdienen diese auch in gleichen Positionen weniger als ihre männlichen Kollegen. Was da hilft?
Neben selbstbewussten Gehaltsverhandlungen vor allem eines: Vorsorge! Hier setzen jedoch gerade Frauen vermehrt auf vermeintliche sichere Sparmodelle wie ein Tagesgeldkonto – und das ist ein Problem.
Wie neueste Untersuchungen zeigen, führen Niedrigzins und Inflation eher zu einem Wertverlust denn zu einem echten Vermögensaufbau. Klingt wenig zielführend? Ist es auch!
Mara Mosen, Wealth Managerin bei Ginmon erklärt die Hintergründe und gibt Tipps für erfolgversprechende Finanzstrategien.
Von niedrig zu null zu negativ: Warum sich Sparen allein nicht mehr lohnt
Rund 43 Prozent der Deutschen legen ihr Geld noch immer bevorzugt auf einem Sparbuch, sprich in der Regel auf einem Festgeldkonto, an. Warum diese Anlageform besonders auch bei Frauen so beliebt sei, liege zum großen Teil wohl daran, dass sie noch immer einen guten – und vor allem sicheren – Ruf genieße.
Und das sei Sparerinnen bei der Anlage eben besonders wichtig: Geringes Risiko und hohe Sicherheit.
Was dabei aber außer Acht gelassen werde, sei die Tatsache, dass die niedrigen Zinsen von gerade einmal 0,1 Prozent und die steigende Inflation zu einem realen Negativzins führen, gibt Mosen zu bedenken.
Hier werde also kein Vermögen aufgebaut, sondern im Gegenteil ein Wertverlust erzielt! Wenn Frau vernünftig vorsorgen möchte, müssten andere Anlagestrategien her.
Weder übermäßig riskant noch kompliziert: Der Kapitalmarkt
In Deutschland investieren sehr viel mehr Männer am Aktienmarkt als Frauen. Nämlich 23 gegenüber gerade einmal 10 Prozent. Das Verrückte dabei sei: Wenn Frauen Geld in Investmentfonds anlegen, sind sie laut einer Studie der ING durchschnittlich sogar erfolgreicher als Männer und erzielen höhere Renditen.
Deswegen könne Mosen nur allen Frauen ans Herz legen, auf das eigene Wissen zu vertrauen und mutiger zu sein. Jedoch hält sich die Meinung, eine Investition in bspw. ETFs (Exchange Traded Fund oder Börsengehandelter Fonds) wäre mit erheblichem Fachwissen und hohen Risiken verbunden, hartnäckig. Fakt ist aber: Auf lange Sicht zahlen sich Anlagen am Kapitalmarkt immer aus.
Eine Betrachtung des internationalen Aktienindex MSCI World zeigt sogar, dass bei Investitionen – egal welcher Einstiegszeitpunkt in den letzten 50 Jahren zugrunde gelegt wird – die Rendite am Ende immer positiv ist.
Solange langfristig geplant wird, hält sich das Risiko am Aktienmarkt sehr stark in Grenzen – abhängig aber natürlich von den individuellen Strategien. Und auch ist es heute längst nicht mehr erforderlich, selbst zur Aktienexpertin zu werden.
Wer ein genaues Ziel vor Augen hat, könne sich beim Erreichen von digitalen Vermögensverwaltern unterstützen lassen. Abgestimmt auf die persönliche Risikobereitschaft werde die Geldanlage vollkommen automatisiert verwaltet und verspreche eine vernünftige Rendite.
Von Frau zu Frau: Selbstvertrauen stärken
Dass gerade Frauen oft noch vom Kapitalmarkt abgeschreckt sind, liegt nicht allein an fehlendem Interesse oder Wissen, sondern besonders auch an einem geringeren Selbstbewusstsein, wie eine Studie des Zentrums Europäischer Wirtschaftsforschung aus 2021 zeigt.
Was es brauche sei also nicht nur reine Finanzbildung, sondern auch die Unterstützung und Stärkung der Frauen in ihrem Selbstvertrauen. Webinare speziell für weibliche Vorsorge oder Aufklärung durch Influencer*innen könnten hier eine große Hilfe sein, weiß Mosen.
Und schon längst ist das kein Nischen-Thema mehr. Expertinnen-Talks, kostenlose Webinare, Podcasts und Influencer*innen wie Madame Moneypenny, Fortunalista oder die Finanzheldinnen erfreuen sich in den letzten Jahren einer immer größer werdenden Beliebtheit. Gut so! Aufklärung ist schließlich der erste Schritt zur (finanziellen) Unabhängigkeit.
Fazit: Zeit ist Geld – besonders beim Vermögensaufbau
Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um die eigene finanzielle Vorsorge auf den Weg zu bringen? Die Antwort ist immer JETZT! Warum, erklärt Mosen so: Je länger gewartet werde, um so mehr Geld geht Sparerinnen sprichwörtlich durch die Lappen.
Deswegen solle jede, die über eine private Vorsorge nachdenkt, lieber heute als morgen damit anfangen. Fehler könnten dabei passieren, viel schlimmer sei es aber, das Ganze immer wieder aufzuschieben. Dann stünden viele Frauen im Alter nämlich vor einer Mini-Rente und das ließe sich dann nicht mehr so leicht korrigieren.
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