Berufsunfähigkeit bleibt existenzielles Risiko

Die Berufsunfähigkeit (BU) bleibt für die Deutschen eine der größten finanziellen und zugleich am stärksten unterschätzten Gefahren. Das belegen die Untersuchungen der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV). Demnach wird bis zum Renteneintritt jeder Vierte mindestens einmal in seinem Arbeitsleben berufsunfähig.

(PDF)
Mann-traurig-Bett-79361922-AS-Photographee-euMann-traurig-Bett-79361922-AS-Photographee-euPhotographee.eu – stock.adobe.com

Wie DAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Herbert Schneidemann die Situation zusammenfasst, seien das ohne eine entsprechende Absicherung für die meisten kaum zu kompensierende Einschnitte im Haushaltseinkommen. Für Alleinverdiener oder Singles könne das sogar den Ruin bedeuten.

BU-Risiko nahm in den vergangen Jahren bei unter 40 Jährigen zu

Vor diesem Hintergrund zeigt er sich überrascht, dass es hierzulande nach Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Jahr 2019 nur rund 17 Millionen Versicherungsverträge gab, die gegen eine Invalidität absichern – bei über 45 Millionen Erwerbstätigen. Dr. Schneidemann betont, dass die Menschen ihr Smartphone versichern, aber nicht ihre Arbeitskraft und damit ihre Existenzgrundlage.

Dabei hat das Risiko, berufsunfähig zu werden, teilweise sogar zugenommen. So haben Frauen bis zu ihrem 40. Geburtstag im Vergleich zur vorangegangen Untersuchung vor 20 Jahren ein um über 30 Prozent erhöhtes BU-Risiko.

Dr. Schneidemann erläutert, dass laut Daten der Rentenversicherung in dieser Versichertengruppe erheblich mehr Schadenfälle aufgrund psychischer Erkrankungen festzustellen seien. Bei Männern gibt es hingegen in dieser Altersgruppe keine signifikanten Veränderungen.

Erfreulich ist die Entwicklung sowohl bei Männern als auch bei Frauen über 40 Jahre. Hier sank die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, bei weiblichen Versicherungsnehmern um 36 Prozent und bei männlichen um etwa 45 Prozent. Darin spiegele sich deutlich die Veränderung der Arbeitswelt wider.

Zum einen sind immer weniger Personen in körperlich anstrengenden Berufen tätig und zum anderen sinken generell die körperlichen Anforderungen in vielen Berufen. Dieser positive Trend überkompensiert glücklicherweise den auch in dieser Altersklasse zu beobachtenden Anstieg der Schadenfälle durch psychische Erkrankungen, so Dr. Schneidemann.

Jeder dritte BU-Leistungsfall Resultat psychischer Erkrankungen

Insgesamt resultiert derzeit beinahe jeder dritte BU-Leistungsfall (31,88 Prozent) laut einer Untersuchung von Morgen & Morgen aus psychischen Erkrankungen. Noch vor zehn Jahren waren es nur circa 20 Prozent.

Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates (20,33 Prozent) sowie Krebserkrankungen und andere bösartige Geschwülste (17,77 Prozent) stellen die zweit- beziehungsweise dritthäufigste Ursache dar. Wie aus den Daten der Rentenversicherung hervorgeht, waren Anfang der 1990er-Jahre noch körperliche Gebrechen die Hauptursache, warum jemand seine Arbeit aufgeben musste.

Jedoch schneller Wiedereinstieg

Dr. Schneidemann verweist darauf, dass aus den vorliegenden DAV-Erkenntnissen keine Rückschlüsse auf mögliche Preisentwicklungen für den BU-Versicherungsschutz gezogen werden können, da die Prämien unternehmensindividuell berechnet werden und von einer Vielzahl von Faktoren abhängen.

Dazu gehört neben der Entwicklung des Rechnungszinses beispielsweise auch die Zusammensetzung des jeweiligen Kollektivs.

Darüber hinaus zeigen die DAV-Untersuchungen: Die Versicherungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer kehren nach einer BU-Erkrankung schneller in den Beruf zurück. 19 Prozent nehmen binnen der ersten 24 Monate wieder ihren zuletzt ausgeübten Beruf auf.

Vor 20 Jahren waren es nur elf Prozent. Anders verhält es sich aber bei Personen, die drei bis zehn Jahre berufsunfähig sind. Während nach der DAV-Tafel 1997 I rund 26 Prozent der Invaliden in diesem Zeitraum in den Job zurückkehrten, sind es nach der neuen 16 Prozent.

Auswirkungen von Corona noch nicht absehbar

Noch nicht prognostizierbar ist, wie sich die Corona-Pandemie auf die BU-Leistungsfälle auswirken wird, da sich mögliche Langzeitfolgen beziehungsweise Veränderungen des Arbeitsmarktes erst in den nächsten Jahren zeigen werden.

Nach unserer Einschätzung könnten die potenziellen Auswirkungen aber auf jeden Fall durch das kollektive Geschäftsmodell der Lebensversicherung, zusammen mit gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitspuffern in der Kalkulation und der Reservierung sowie glättenden Mechanismen zum Beispiel der Rückversicherung weitestgehend abgefedert werden, betont Dr. Schneidemann abschließend.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Business Finance, accounting, contract, advisor investment consuBusiness Finance, accounting, contract, advisor investment consuJirapong – stock.adobe.comBusiness Finance, accounting, contract, advisor investment consuJirapong – stock.adobe.com
Assekuranz

JDC startet neues Analyseformat mit MORGEN & MORGEN-Daten

JDCs neue Analyseformat ‚Trendbarometer‘ stützt sich auf die „harten“ Fakten aus der umfangreichen Datensammlung von M&M. So wurden für das aktuelle, erste ‚Trendbarometer BU-Versicherung‘ mehr als 50.000 Tarifdaten sowie rund eine halbe Million nach DSGVO-Vorgaben ausgewertet.

Sad Mature Woman Suffering From Agoraphobia Looking Out Of WindoSad Mature Woman Suffering From Agoraphobia Looking Out Of Windohighwaystarz – stock.adobe.comSad Mature Woman Suffering From Agoraphobia Looking Out Of Windohighwaystarz – stock.adobe.com
Existenzvorsorge

Erste Berufsunfähigkeiten durch Corona

Im zweiten Pandemie-Jahr erhalten Versicherte erstmals aufgrund der Folgen einer Covid-19-Infektion eine Invalidenrente. Der Anteil psychischer Erkrankungen bleibt mit großem Abstand weiterhin Hauptursache einer BU - vor Geschwülsten und Störungen des Bewegungsapparats.

Bauarbeiter-170347324-DP-ArturVerkhovetskiyBauarbeiter-170347324-DP-ArturVerkhovetskiyBauarbeiter-170347324-DP-ArturVerkhovetskiy
Assekuranz

Bewusstsein für zusätzliche Arbeitskraftabsicherung wächst

Fast neun von zehn Bundesbürgern wissen, dass sie zusätzlich vorsorgen müssen, um bei einem möglichen Verlust ihrer Arbeitskraft durch einen Unfall oder eine Krankheit finanziell abgesichert zu sein. Gefährliche Wissenslücken führen zu aber zu trügerischer Versorgungsillusion.

A young woman in a consultation with a professional psychologistA young woman in a consultation with a professional psychologistJJ Studio – stock.adobe.comA young woman in a consultation with a professional psychologistJJ Studio – stock.adobe.com
Assekuranz

Die häufigsten Ursachen für eine Berufsunfähigkeit

Ob eine bestimmte Krankheit als Ursache für eine Berufsunfähigkeit dienen kann, hängt vom jeweiligen Beruf des Versicherten ab. Gleichwohl gibt es durchaus statistisch betrachtet bestimmte Ursachen, welche besonders häufig zu einer Berufsunfähigkeit führen.

The concept of the familyThe concept of the familyyavyav – stock.adobe.comThe concept of the familyyavyav – stock.adobe.com
Assekuranz

BU-Risiko: Nicht mal jede zweite Familie abgesichert

Lediglich 43 Prozent der Familien in Deutschland besitzen eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Bei Familien mit Kindern liegt der Anteil etwas höher. Die Scheu vor hohen Kosten verhindert die Absicherung der Arbeitskraft ebenso wie die Unterschätzung des eigenen BU-Risikos.

Smiling woman in wheelchair with husband in the park on sunny daySmiling woman in wheelchair with husband in the park on sunny daySvyatoslav Lypynskyy – stock.adobe.comSmiling woman in wheelchair with husband in the park on sunny daySvyatoslav Lypynskyy – stock.adobe.com
Produkte

BU: Finanzieller Schutz und Mehrwert durch Assistance-Leistungen

Noch immer wird das Thema Berufsunfähigkeit gerne unterschätzt. Wie wichtig dieser Schutz ist, zeigt sich zumeist erst im Notfall. Als Teil der Vienna Insurance Group zählt die InterRisk mit ihren leistungsstarken Berufsunfähigkeitskonzepten zu den sehr guten auf biometrische Risiken spezialisierten Versicherern im Markt. Besonders vorteilhaft: Zusätzlich zur Geldleistung unterstützen die Tarife des Maklerversicherers aus Wiesbaden mit wertvollen Serviceleistungen.

Mehr zum Thema

Bei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabayBei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabay
Assekuranz

Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken

Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.

Technisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabayTechnisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabay
Assekuranz

Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt

Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.

OleksandrPidvalnyi / pixabayOleksandrPidvalnyi / pixabay
Assekuranz

Berufsunfähigkeitsversicherung 2025: Neue Rahmenbedingungen stärken Stabilität

Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt auch 2025 ein stabiler Schutz. Franke und Bornberg analysieren die Entwicklungen des Vorjahres und beleuchten die veränderten Rahmenbedingungen, darunter die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und neue Produktanpassungen.

Dr. Olaf Schmitz, Vorstandsmitglied für die LebensversicherungFoto: VPVDr. Olaf Schmitz, Vorstandsmitglied für die LebensversicherungFoto: VPV
Assekuranz

VPV Versicherungen: Neuerungen zum Jahreswechsel durch Höchstrechnungszinsanhebung

Mit dem Jahreswechsel bringt die VPV Versicherungen (VPV) umfassende Anpassungen und Neuerungen in mehreren Produktbereichen.

Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) verzeichnen Krankenhäuser jedes Jahr etwa 800 bis 1.000 Verletzte, die durch Feuerwerkskörper zu Schaden kommen.Foto: GrokLaut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) verzeichnen Krankenhäuser jedes Jahr etwa 800 bis 1.000 Verletzte, die durch Feuerwerkskörper zu Schaden kommen.Foto: Grok
Assekuranz

Die Risiken der Silvesternacht und der richtige Versicherungsschutz

Die Silvesternacht ist für viele Menschen ein festlicher Höhepunkt, an dem das alte Jahr verabschiedet und das neue mit Feuerwerk und Feierlaune begrüßt wird. Doch der Übergang ins neue Jahr birgt auch Gefahren, die häufig unterschätzt werden.

neelam279 / pixabayneelam279 / pixabay
Assekuranz

Kfz-Versicherung: Preise steigen um 43 Prozent in zwei Jahren

Die Kosten für Kfz-Versicherungen sind in den letzten zwei Jahren massiv gestiegen. Laut Verivox-Kfz-Versicherungsindex zahlen Autofahrer heute 43 Prozent mehr als 2022.