Hitze, Gewitter, Starkregen: Das Tief BERND hat mit seinen enormen Regenmengen im Zeitraum vom 13. bis 18. Juli 2021 Tod und Verwüstung über einige Regionen in Deutschland und angrenzende Nachbarländer gebracht. Beginnend im Kreis Hof in Bayern schloss sich der Kreis am 18. Juli mit den Starkniederschlägen im Berchtesgadener Land.
Verheerende Ausmaße in den südlichen Landkreisen in Nordrhein-Westfalen und den benachbarten Kreisen in Rheinland-Pfalz haben über 160 Menschen das Leben gekostet, Existenzen vernichtet und immense Schäden an der Infrastruktur angerichtet.
MSK-Geschäftsführer Onnen Siems gab Anfang dieser Woche eine erste Schätzung zur Schadenhöhe ab:
„Den versicherten Schaden für Deutschland schätzt Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) auf über 1 Mrd. Euro. Das Gros der versicherten Schäden kommt aus der (erweiterten) Elementarversicherung, ein kleinerer Teil aus der Kfz- und Transport-Sparte. Elementargefahren haben in der Wohngebäude- und besonders in der Hausratversicherung nur eine geringe Anbindung. Das Gleiche gilt für gewerbliche Sachrisiken (Gebäude, Inhalt und Betriebsunterbrechung). Dadurch beläuft sich der Schadenbetrag der Versicherer auf deutlich unter 40 Prozent des theoretisch versicherbaren Schadens“.
Mittlerweile gibt es auch Schätzungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Geschäftsführer Jörg Asmussen erklärte dazu aktuell:
„Wir rechnen momentan mit versicherten Schäden in Höhe von 4 bis 5 Milliarden Euro. Die Schäden dürften sogar noch über denen des August-Hochwassers im Jahr 2002 von 4,65 Milliarden Euro liegen. Tief ‚Bernd‘ gehört damit zu den verheerendsten Unwettern der jüngeren Vergangenheit“.
Wiederkehrende Unwetter
Über 1,5 Mrd. Euro zahlten die deutschen Versicherer in den beiden letzten Jahrzehnten bei den Hochwasserereignissen der Sommer 2002 und 2013, bei Wintersturm KYRILL im Januar 2007 sowie den Hagelereignissen im Juli 2013 und Juni 2021. „Damit liegt die Wiederkehrperiode für das Schadenereignis BERND bei drei bis fünf Jahren“, ordnet Siems ein.
„Nach sieben unterdurchschnittlichen Schadenjahren hat 2021 das Potenzial, das langjährige Mittel von 3,7 Mrd. Euro für die deutschen Versicherer zu übersteigen“.
Herausforderungen in der Regulierung kommen auf die Versicherer durch die unterschiedliche Produktgestaltung zu. „Schadenursachen wie Dammbruch oder Unterspülungen und die Trennung zwischen Starkregen und Hochwasser sind je nach Klausel beziehungsweise Bedingungswerk gedeckt oder ausgeschlossen“, sagt Siems.
„Die Schadenabwicklung wird auf jeden Fall Monate bis Jahre dauern und sollte im Sinne der Nachhaltigkeit auch risikomindernde Aspekte berücksichtigen“.
Die Regenmengen, die durch BERND zu verzeichnen waren, haben eine Wiederkehrperiode von mehr als 100 Jahren.
Ein Beispiel ist der Pegel der Ahr in Altenahr, der am 14. Juli nach 19.15 Uhr bei einem Pegelstand von über 5 m und einem berechneten Abfluss von 332 m³/s ausfiel. Der 100-jährliche Abfluss für den seit 1991 betriebenen Pegel wird mit 241 m³/s angegeben.
„Schaut man in die Geschichtsbücher, findet man aber auch noch stärkere Sommerhochwasser der Ahr in den Jahren 1910 und 1804 mit einem ähnlichen Schadenbild“, erläutert Siems.
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