Da die Corona-Pandemie unseren Alltag nachhaltig verändert hat, birgt diese zusätzliche Risikofaktoren für psychische Beschwerden. So werden Bedürfnisse, die zu einer ausgeglichenen Psyche beitragen wie Nähe, Bewegung und Kommunikation untergeordnet. Dies ist kurzfristig sinnvoll, kann aber mittel- bis langfristig schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben.
Mit dem Mental Health Report möchte AXA für das zunehmende Risiko auftretender psychischer Krankheiten während der Corona-Krise sensibilisieren und mögliche Lösungsansätze für Betroffene anbieten.
Bislang konzentriert sich der öffentliche Diskurs überwiegend auf die körperlichen Gefahren und Folgen der Pandemie.
Alexander Vollert, CEO AXA Deutschland, dazu:
„Physische und psychische Gesundheit lassen sich nicht voneinander trennen, sondern bedingen sich gegenseitig. Ein ganzheitlicher Ansatz zur Gesundheitsversorgung muss beide Aspekte beinhalten.“
Menschen unterschiedlich stark betroffen
Auch wenn auf dem ersten Blick eine Pandemie alle Menschen gleichermaßen trifft, zeigen die Einschränkungen der Corona-Krise jedoch, dass bestehende Unterschiede verstärkt werden und soziodemografische Gruppen auf unterschiedliche Weise treffen.
So sind junge Menschen in ihrer Freizeitgestaltung stärker eingeschränkt als Ältere, Menschen mittleren Alters besonders stark von einem sicheren Einkommen abhängig und Frauen tendenziell stärker von der Doppelbelastung durch Kindergarten- und Schulschließungen betroffen. Auch Menschen mit psychischen Vorerkrankungen sind in der Krise stärker gefährdet.
Alexander Vollert sagt:
„Die Auswirkungen der Krise treffen die Menschen in Deutschland unterschiedlich stark. Corona wirkt wie ein Katalysator für Unterschiede in der Gesellschaft.“
Ernsthaft psychisch Erkrankte hatten drei Mal häufiger (45 Prozent) das Gefühl, in der Corona-Krise die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben. Unter den Befragten ohne psychische Vorerkrankungen stimmten dieser Aussage 15 Prozent zu.
Knapp die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen beschäftigt sich mehr oder deutlich mehr mit der eigenen Psyche. Unter den 25- bis 34-Jährigen sind es 40 Prozent und bei den 35- bis 44-Jährigen 38 Prozent.
Charakter und Temperament entscheidend
Vor allem Personen, die unter anderem vermehrt extrovertiert, höheren Alters sind und innerhalb der Corona-Zeit Beziehungskrisen durchlebten, leiden unter einer Verschlechterung ihres mentalen Wohlbefindens
In der Folge zeigen sich individuelle Unterschiede bei der Krisen- und Problembewältigung: einerseits geprägt von Ablenkung und Verdrängung, andererseits vom ständigen Wunsch nach Konfrontation mit der Corona-Krise über Nachrichtendienste.
So gibt nun rund ein Drittel an, während der Corona-Krise mehrmals am Tag TV oder Streamingdienste zu konsumieren. Vor der Corona-Krise waren dies nur 19 Prozent.
Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Befragten ist während der Corona-Krise mehrmals täglich in Sozialen Medien aktiv. Vor der Krise gaben dies 21 Prozent an.
Eine deutliche Mehrheit (59 Prozent) gibt an, sich während der Corona-Krise mehrfach täglich Informationen über Newsportale und/oder Zeitungen einzuholen. Der Wunsch, immer auf dem neuesten Stand zu sein, stieg damit um 16 Prozent im Vergleich zu vor der Corona-Krise (42 Prozent).
Sich um andere kümmern hilft doppelt
Menschen, die während der Krise Verantwortung für andere Personen im familiären Umfeld tragen (wie Kinder oder ältere Menschen), sehen der Zukunft positiver entgegen (76 Prozent der „Kümmerer“ gegenüber 63 Prozent unter den „Nicht-Kümmerern”). Und dies obwohl sich ihre psychische Verfassung während der Krise vermehrt verschlechtert hat (34 Prozent der „Kümmerer“ gegenüber 27 Prozent unter den “Nicht-Kümmerern”).
So bleiben sie nicht nur optimistisch, sondern messen der Corona-Krise auch weniger Gewicht bei: 72 Prozent geben an, schon mit schlimmeren Situationen für das eigene psychische Wohlbefinden konfrontiert gewesen zu sein. Unter den Nicht-Kümmerern vertreten dies weitaus weniger (61 Prozent).
Auch gibt rund die Hälfte der „Kümmerer“ an, dass die Krise geholfen hat, herauszufinden, was man im Leben will. Unter den “Nicht-Kümmerern” sind es nur rund halb so viele (27 Prozent).
Digitale Hilfsangebote sind verfügbar
Im Gesundheitswesen schreitet der Ausbau digitaler Angebote, die schnell und unkompliziert helfen, schnell voran. Die verstärkte Beschäftigung mit der eigenen Psyche führt zudem aktuell zu einer Entstigmatisierung des Krankheitsbilds. Begreift man die Krise an dieser Stelle als Chance, kann betroffenen Menschen mit digitalen Hilfsangeboten schnell und zu jeder Zeit, an jedem Ort im Ernstfall geholfen werden.
Thilo Schumacher, Vorstand Personenversicherung bei AXA in Deutschland, sagt:
„Wir sollten die aktuelle Krise als Chance für einen offeneren Umgang mit psychischen Problemen verstehen. Die Bereitschaft zur Nutzung digitaler Lösungen ist vorhanden. Digitale Angebote sind zwingender Teil einer modernen Gesundheitsversorgung.“
73 Prozent der Befragten denken, dass sie im Bedarfsfall wüssten, wo Hilfe zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens zu finden ist. Rund die Hälfte der Befragten gibt jedoch an, noch nie von Möglichkeiten einer professionellen Online-Hilfe bei mentaler Belastung gehört zu haben. 46 Prozent haben zwar von Online-Hilfen gehört, diese aber noch nie genutzt.
Hier werden jedoch deutliche Unterschiede zwischen Jung und Alt deutlich: In der Altersgruppe über 55 gab knapp die Hälfte an, keine Kenntnis über digitale Angebote zu haben. Unter den 18- bis 24-Jährigen waren es hingegen rund ein Drittel.
Deutsche sehen sich als Spitzenreiter bei ernsthaften psychischen Erkrankungen
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern nahmen die Deutschen in Punkto psychischer Erkrankungen bereits vor der Corona-Pandemie eine Spitzenposition ein. So gab mehr als jeder Zehnte an, in der Vergangenheit ernsthaft psychisch erkrankt gewesen zu sein. Deutschland hat damit doppelt so viele Angaben zu ernsthafte Krankheitsfälle als der Durchschnitt (7 Prozent).
In anderen Ländern hingegen spiegelten sich im Gefühl der Bewohner deutlicher die strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und ein höheres Ausmaß an Krankheitsfällen. Während in Deutschland ein Viertel im Befragungszeitraum Juni angab, das Gefühl zu haben, die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben, stimmten in Belgien (45 Prozent) und Frankreich (43 Prozent) knapp die Hälfte der Aussage zu. Spitzenreiter in Sachen Kontrollverlust ist Italien. Hier lag die Zustimmung bei 57 Prozent. Der Durchschnitt der befragten europäischen Länder liegt bei 42 Prozent.
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