Kundenwünsche für eine private Krankenzusatz- oder Krankenvollversicherung konnten in der Vergangenheit zumeist unproblematisch erfüllt und die Versicherungsverträge zeitnah policiert werden. Natürlich gab es auch Kunden, deren Antrag auf eine Krankenversicherung aufgrund von Rückenbeschwerden, eines zu hohen Blutdrucks oder anderer Vorerkrankungen mit einem Beitragszuschlag oder in der Zusatzversicherung mit einer Ausschlusserklärung belegt wurden: Doch der gewünschte Versicherungsschutz konnte überwiegend ohne Erschwernisse dokumentiert werden.
Den Deutschen geht es – allen Unkenrufen zum Trotz – (noch) sehr gut. Während in anderen Regionen unseres Globus Menschen Tag für Tag um ihr Überleben kämpfen, Kinder chronisch unterernährt und sauberes Trinkwasser eine absolute Mangelware ist, quellen die Verkaufsregale in unseren Supermärkten über, zumindest vor Corona-Zeiten. Bereits beim Einkauf der beliebten Chips zum Feierabendbier oder zum Fußballabend auf der Wohnzimmercoach wird die Wahl aufgrund überbordender Angebote zur Qual. Kein Wunder also, dass viele von uns vor dem Angebot unserer Überflussgesellschaft mit gleichbleibender Konstanz einen Jahreshüftring nach dem anderen ansetzen.
Auch Kinder und Jugendliche sind oftmals für ihr Körpergewicht viel zu klein. Jedes Jahr konsumieren wir 38 Kilogramm Zucker, Burger und Pommes frites liefern ungesunde Fette. Die Weichen in Richtung Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einen – euphemistisch ausgedrückt – suboptimalen Body-Mass-Index werden somit schon im Kindes- und Jugendalter gestellt. Auch die guten Vorsätze für eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung zum Jahresbeginn werden oft unverbraucht und regelmäßig auf den nächsten Jahreswechsel verschoben.
Der Dämon unseres Alltags
Bereits im Jahr 1844 hatte er das Licht der literarischen Welt erblickt, der Zappelphilipp. Der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann hatte mit der Figur des Zappelphilipps vermutlich einen Patienten mit dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) beschrieben (Quelle 1). Nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts aus den Jahren 2014 bis 2017 wurde bei 4,4 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren eine ADHS-Diagnose gestellt (Quelle 2).
Die Hyperaktivität von Patienten mit ADHS wird häufig von einem gestörten Sozialverhalten, Depressionen, Angstzuständen und Lernstörungen flankiert. Neben einer medikamentösen sind oft auch psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen erforderlich. Auch der Dämon Smartphone bestimmt bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Erwachsenen den Alltag. Die zwanghafte und oftmals schon als pathologisch einzustufende Dauerpräsenz in den sozialen Netzwerken bleibt dabei nicht ohne Folgen.
Zwischenzeitlich verbringen viele Kinder und Jugendliche mehrere Stunden am Tag nur noch mit dem Smartphone/Tablet und chatten mit ihren Freunden. Folglich fehlen wichtige körperliche und sportliche Aktivitäten. Diese Tatsache beeinflusst wiederum die geistige Fitness. Der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther hat deshalb ganz aktuell das Projekt „Beweg dich schlau“ (www.bewegdichschlau.de) ins Leben gerufen, um die geistige und auch körperliche Leistungsfähigkeit bei Kindern zu stärken.
Nachdenklich stimmt zudem, dass mit dem Entzug des Smartphones oder Tablets heutzutage das Fehlverhalten eines Kindes bestraft wird. Zwangshandlungen, Depressionen, neurotische Ticks, Existenz- und Verfolgungsängste haben in den letzten Jahrzehnten, sicherlich katalysiert durch ein sich wandelndes Sozialverhalten, deutlich zugenommen.
Das bestätigen mittlerweile auch die Statistiken bei den Leistungsfällen in der Berufsunfähigkeitsversicherung: Jeder dritte Leistungsfall wird mit einer psychischen Erkrankung begründet. Auch die Fallzahlen und die Behandlungskosten von psychischen Erkrankungen unterstreichen diese Aussage.
Innerhalb von nur 20 Jahren haben sich die Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund psychischer Erkrankungen mehr als verdoppelt und bei den Behandlungskosten pro Einwohner führen psychische Erkrankungen weit vor den Krebserkrankungen die Ausgabentabelle der Krankenversicherer
mit 540 Euro pro Jahr an.
Chips und Grillsoßen werden damit „verfeinert“ ...
... aber auch Instantsuppen und vielen Fertiggerichten werden der Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat und andere Glutamate beigefügt. Ungefähr 20.000 Tonnen Glutamat werden jedes Jahr in Deutschland verarbeitet. Viele Menschen reagieren auf Geschmacksverstärker allergisch, vor allem wenn Glutamate regelmäßig und über einen langen Zeitraum mit der Nahrung eingenommen werden.
In unserer Nahrung finden wir noch weitaus mehr Zusatzstoffe. Und für das Lesen des Etiketts mit den gelisteten Lebensmittelzutaten ist oft ein Lexikon oder eine Internetrecherche erforderlich. Die Anzahl der Allergiker hat sich nach Erhebungen des Robert-Koch-Instituts im Zeitraum 1990 bis 2011 nahezu verdoppelt. Die 2014 bis 2015 durchgeführte Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ belegt, dass fast jeder dritte Deutsche entweder mit Heuschnupfen, Neurodermitis, Lebensmittel- oder Kontaktallergien belastet ist.
Quellen:
1 Seidler, „Zappelphilipp“ und ADHS: Von der Unart zur Krankheit, Deutsches Ärzteblatt 204, 101(5), A-239.
2 Göbel/Baumgarten/Hölling/Schlack, ADHS bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends, Journal of Health Monitoring 2018, 3(3), 46.
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